Das Wochenende kam mir viel zu kurz vor. Ich hatte kaum noch etwas gemacht. Ich lag eigentlich die ganze Zeit in meinem Zimmer und dachte darüber nach was passiert ist und was ich tun werde. Auf letzteres fand ich leider keine Antwort. Wie denn auch? Ich hatte meine Freundin betrogen, es nicht fertig gebracht ihr davon zu erzählen und sie dann auch noch weggeschickt.
Innerlich wusste ich jedoch, dass das nur das kleinere Problem war. Denn ich hatte Sahra nicht einfach nur betrogen, ich hatte sie mit einem Jungen betrogen. Mit Finn.Jetzt war Montag. Ich wollte eigentlich Zuhause bleiben, doch meine Mutter würde mich sogar mit 40 Grad Fieber in die Schule schicken. Aber ich sah ja auch ein, dass mir Weglaufen nichts bringen würde. Wovor wollte ich denn auch weglaufen? Vor Sahra? Die würde mir sicherlich freiwillig aus dem Weg gehen. Wahrscheinlich wollte ich aber genau das nicht ertragen müssen. Ich wollte nicht, dass sie sauer auf mich ist. Ich wollte auch nicht, dass sie nicht mehr meine Freundin ist.
Und Finn? Ohne Bedeutung! Es würde sich nicht lohnen, weitere Gedanken darüber zu verschwenden.Ich stieg aus dem Bus, welcher wie jeden Tag vollkommen überfüllt war und man kaum Luft zum Atmen hatte. Gerade als ich durch das Tor der Schule lief, fiel mir ein, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich meinen Freunden - vor allem Nico - erklären sollte, warum Sahra und ich uns gestritten hatte. Die Frage, wo ich Freitagabend auf einmal war, war mit einem ich hab zu viel getrunken ja leicht beantwortet. Aber bei Sahra wusste ich nicht mal, ob wir überhaupt noch zusammen waren.
Und da stand sie auch schon. Sie sah mich an, doch auch wenn es nicht danach aussah, als wäre sie sauer auf mich, kam sie nicht zu mir rüber. Natürlich nicht. Sie wollte, dass ich zu ihr komme, mich entschuldige und ihr Wort für Wort erkläre, was an dem Abend vorgefallen ist. Aber das konnte ich natürlich nicht. Dann würde sie ja sofort mit mir Schluss machen. Und das wollte ich ja auch nicht.
»Was ist denn mit dir und Sahra passiert?«
Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, wie Nico sich neben mich gestellt hatte.
»Gar nichts. Sie es sauer auf mich.« hielt ich das Gespräch kurz.
»Warum?«
»Nicht jetzt. Lass uns einfach reingehen.«
Mir war klar, dass Nico es dabei nicht beruhen lassen wird, aber fürs erste kam ich so um eine Antwort herum. Das wird ein langer Tag werden befürchtete ich.Wir gingen durch die langen Flure der Schule, welche randvoll mit Schülern gefüllt waren. Die meisten aus meinem Kurs waren bereits da, als Nico und ich den Klassenraum betraten. Ich stieß beinah mit einem Mitschüler zusammen der mit sichtlich viel zu viel Energie mit einem Mitschüler um einen Platz kämpfte. Als ich mich hinsetzte und mein Blick durch Klasse streifte, traf es mich wie ein Blitz. Da saß er. Er sah mich an und ich ihn. Ich wollte wegsehen, ihn nicht beachten. Schließlich musste er sauer auf mich sein, ich hatte ihn schließlich einfach sitzen lassen. Doch ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Und er tat es auch nicht, er lächelte sogar leicht. Sein Blick wahr so beruhigend, so einfühlsam. Als wüsste er genau wie es mir geht. Vielleicht tat er das auch.
Seine graugrünen Augen strahlten und machten keinen Anstalt wegzublicken. Seine blonden Haare waren perfekt gestylt. Normalerweise hätte ich diese Gedanken schon längst unterdrückt. Aber normalerweise hätte ich auch schon längst weggeguckt.
Was tat ich denn eigentlich hier? War ich also doch schwul? Ich hatte diesen Gedanken so lange verdräng, immer so getan, als würde ich Finn nur als guten Freund gewinnen wollen. Und trotzdem habe ich ihn geküsst.
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Ohne Grenzen
RomanceLuis ist geplagt von Zweifel und Sorgen. Sein Leben steckt in einem tiefen Loch und er kennt keinen Ausweg. Und das alles nur, weil er sich verliebt hat... in einen Jungen. Eine Story über einen Jungen, der seine Homosexualität entdeckt und lernt d...