3. Kapitel

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Ich stand hilflos im Raum. Vergeblich schaute ich mich nach einem geheimen Portal um, welches mich vielleicht auf einen anderen Planeten teleportieren würde. Gäb es ein solches Portal, ich würde keine Sekunde zögen hindurchzugehen. Aber natürlich war da kein Portal. Stattdessen ging in dem Moment meine Zimmertür auf. Und da stand sie also, meine Freundin.

»Luis, wie siehst du denn aus?«
Vielleicht hätte ich mich mal besser auf diese Situation vorbereiten sollen. Schließlich war es nicht so abwegig, dass einen seine Freundin aufsucht, nachdem man am Abend davor spurlos von einer Party verschwunden ist. Aber nein, ich musste meine Zeit ja damit verschwenden, darüber nachzudenken, wie es wäre, wenn mein Leben später mal verfilmt werden würde. Ich gebe zu, es war eine sehr gute Ablenkung von der ganzen Situation. Aber dennoch sollte man vielleicht erst nachdem man seine Probleme gelöst hat, sich über seine spätere Filmkarriere Gedanken machen.
»Ehh... Gut und du?«
Sie blickte mich mit einem geschockten Blick an. Erst dadurch realisierte ich, was ich da überhaupt gesagt hatte.
»Nein, ich - ich meine, nicht gut, ich weiß.« korrigierte ich mich schnell.
»Wo warst du gestern?«
Ihr blick wechselte bei ihrer Frage zu einem sichtlich wütenden Ausdruck. Ich hatte tatsächlich etwas Verständnis für ihre Reaktion. Aber das änderte natürlich überhaupt nichts daran, ihr nicht von gestern Abend zu erzählen. Zumal das wohl etwas ist, was man seiner Freundin wohl besser nicht erzählt.
»Mir ging's nicht gut.« Die klassische Ausrede. Eine bessere viel mir eben auch nicht ein. »Hatte wohl zu viel getrunken.«
Sie kannte mich, ich trinke nie viel und gleichzeitig vertrage ich jede Menge. Dementsprechend war mir klar, dass sie das nicht einfach so hinnehmen würde
»Was soll das? Wieso lügst du?«
Zu meiner Verwunderung sprach sie die Sätze ruhig und mit großer Enttäuschung aus. Und genau das war es, was mich endgültig wieder auf die Erde brachte. Es ging nicht. Ich konnte nicht verdrängen, was gestern passiert ist. Meine Beine gaben nach und ich fiel in mich zusammen. Tränen liefen aus meinen Augen. Ich wollte mich zwingen mich zusammenzureißen. Doch, dass ich es nicht konnte, brachte mich nur noch mehr zur Verzweiflung.
Sahra, war überrascht, sie wusste nicht was sie tun sollte. Sie hatte mich in unserer vier monatigen Beziehung wohl noch nie weinen sehen. Ich weinte auch nie. Bis gestern war ich auch nicht der Typ für sowas. Aber manche Dinge bringen eben auch die dicksten Äste zum brechen.
Als Sahra sich wieder gefangen hatte und realisierte, was hier geschah, kniete sie sich nieder und legte einen Arm über meinen Rücken. Aber das wollte ich ja gar nicht. Ich wollte nicht von der Person getröstet werden, die ich so verletzt habe.

»Du musst gehen, Sahra!« brachte ich irgendwann über meine Lippen.
»Ganz sicher nicht! Ich meine, guck dich an. Ich lasse dich ganz bestimmt nicht so einfach hier liegen!« Sie sagte die Worte so bestimmt, dass ich wusste, sie ließe sich so nicht überzeugen.
»Sag mir lieber was los ist!« setzte sie erneut an.

Ohne weiter nachzudenken schrie ich sie an: »Verpiss dich! Verpiss dich aus meinem Leben!«
Sie sah mich entgeistert an. Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ihren Arm, der eben noch auf meinem Rücken lag, hatte sie einwenig angehoben, sodass sie mich nicht mehr berührte. Kurze Zeit blieb sie einfach so sitzen. Dann stand sie auf und ging zur Tür. Doch bevor sie raus ging, drehte sie sich noch einmal um, blickte mich eine Weile an, als wartete sie darauf, dass ich ihr sage, dass ich es nicht so gemeint habe.
Ich wollte eigentlich aufstehen, ihr sagen, dass es mir leid tat, mich entschuldigen für das was passiert ist. Sie um Verzeihung bitten. Doch ich tat es nicht. Stattdessen drehte sie sich um und ging.
Ich hatte sie nicht angeguckt, mein Blick war die ganze Zeit zu Boden gerichte, doch ich wusste sie weinte.

Jetzt war ich auch noch wütend. Wütend auf mich selbst. Wütend darauf, dass ich sie nicht aufgehalten habe.

Ohne GrenzenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt