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Tatsächlich hatte ich das schon wieder total vergessen.

Darum saß ich jetzt Jay direkt gegenüber und wartete darauf das ein Teil unserer Eltern die merkwürdige Stille brach.

"Warum starrst du ihn denn so merkwürdig an?", flüsterte mir Mum unauffällig zu, woraufhin ich ihr einen Blick zuwarf der eigentlich Hör auf heißen sollte. Sie wackelte mit den Augenbrauen. Gott, warum hast du mir eine so peinliche Mutter geschenkt? Und warum verhielt sie sich ständig wie eine unreife Teenagerin.
„Jay, möchtest du Effy nicht ein wenig rumführen? Ihr könntet euch ja besser kennenlernen." Seine Mutter stubste ihn von der Seite und guckte ihn böse an. Eigentlich wunderte es mich das mich niemand nach meinen merkwürdigen Pflastern fragte und warum mich Jay's Mutter überhaupt mit ihm reden ließ. Ihr muss doch aufgefallen sein, das ich der Tollpatsch in Person bin.
Als ich das Haus betreten wollte, fiel ich über die Stufe an der Tür. Jay verkniff sich das Lachen.

"Ich denke, das Wichtigste findet sie auch mit einer einfachen Wegbeschreibung.", lehnte er gekonnt ab und widmete sich gelangweilt seinem Handy.

Also wenn das mal kein gesprächiger Typ ist, dann weiß ich auch nicht. Mit dem was er bis jetzt gesagt hat, konnte man sogar einen ganzen Satz füllen.

Applaus, Applaus.

"Ich habe gehört du gehst auf die Constance, Effy?" Jays Mutter sah mich total interessiert an, allerdings wurde von niemandem diese Interesse geteilt.

"Ja, das stimmt. Ich habe es durch ein Stipendium auf diese Schule geschafft." Ich täuschte einfach mal die gute alte Aufmerksamkeit vor.

"Oh, wie beeindruckend. Jay geht demnächst auf die Uni, nur müssen wir unseren Bengel dort für viel Geld unterbringen, da er nicht so gute Noten schreibt.", sie seufzt. "Stimmts?" Die Frau setzte dazu an Jay durch die Haare zu wuscheln, doch dieser warf ihr einen warnenden Blick zu, weshalb sie die Hand, meiner Meinung nach eingeschüchtert, zurückzog.

"Aber es ist toll, das du auf der Constance bist. Dann hat er wenigstens jemanden, mit dem er in den Pausen plaudern kann." Das Grinsen was in ihrem Gesicht klebte, war so breit und strahlend, das es mir schon Angst bereitete.
Von all den guten Unis die bei uns in der Stadt sind, musste er ausgerechnet auf die gehen, die neben meiner Schule ist. Mir ist es schon unangenehm genug, das er mir erst seine Jacke gegeben hat, mich dann zum Krankenhaus gebracht hat und mich danach noch bis zur Haustür kutschiert hat.

"Mum, ich denke nicht das ich mit Effy reden werde, geschweige denn das sie mit mir redet."

Was soll das denn heißen? Bin ich nicht gut genug?

"Willst du damit sagen, das dein Niveau zu hoch für mich ist? Das du was besseres bist?" Ich prustete drauf los, ohne zu wissen was ich dort eigentlich sagte. Meine Dankbarkeit drückte das nicht gerade aus.

"Eigentlich wollte ich damit nur sagen, das wir in verschiedenen Welten leben, aber du kannst das natürlich auffassen wie du willst." Er zuckte gleichgültig mit den Schultern.

Mr. Levis, der bis jetzt lediglich eine Begrüßung zu Stande gebracht hatte, räusperte sich und kündigte den Nachtisch an, nahm die Teller an sich und verschwand.

Wie gerne hätte ich doch jetzt mit ihm getauscht.

"Also wenn ich das richtig verstanden habe, kennt ihr euch schon?" Himmel, konnte die Frau nicht einmal die Klappe halten oder über ihre eigene Probleme reden?

Ein Nicken war das Einzige was ich zu Stande brachte. Jay hingegen suchte anscheinend nach den richtigen Worten. "Ungewollte, flüchtige Bekanntschaft."

"Ungewollt? Ich war auch nicht gerade scharf darauf dich kennenzulernen.", prustete ich los.

Unsere neue Nachbarin begann wie aus heiterem Himmel hysterisch zu Lachen. "Erinnern sie sich auch noch an diese sinnlosen Teenager-Streitereien?" Sie stupste meine Mutter an. Diese stimmte mit in das Gelächter ein.

Die Beiden kassierten verständnislose Blicke von mir.

"Entschuldigen sie mich bitte. Ich sehe mal was der Nachtisch macht.", meldete sich mein Vater zu Wort. Er erhob sich und ging in Richtung Küche. Fast hätte ich geschrien er solle mich mitnehmen, doch mir fiel ein, dass das vielleicht etwas unangebracht wäre.

Ich starrte in die Ferne und überlegte, ob ich mir auch einen Fluchtplan überlegen sollte.

"Vielleicht, solltest du aufhören zu überlegen und einfach so verschwinden. Umso weniger es werden, desto schneller ist das hier vorbei.", flüsterte mir die Ungewollte, flüchtige Bekanntschaft zu.

Ich grinste ihn an und blieb, allein aus Trotz, regungslos auf meinem Stuhl sitzen.

"Das wirst du bereuen." Er kniff die Augen zusammen.

"Bist du im Kindergarten oder was?

Cold Hands Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt