| 4 |

17 3 1
                                    

"Was hat er gesagt?" Eliot schaute mich völlig entsetzt an. Ihre Augen waren geweitet, der Mund stand offen.

Ich war gerade dabei ihr die schreckliche Begegnung mit Jay zu erörtern und mich darüber auf zu regen das ich als Ungewollte, flüchtige Bekanntschaft bezeichnet wurde.

"Wenn du willst, sag ich das Mason, der regelt das." Sie legte ihre Hand auf meine Schulter, als wäre ich ein Schockpatient der gerade gesehen hatte wie sein Haus in die Luft gesprengt wurde.

"Sicherlich nicht. Ich brauche keinen Mason für meine Probleme." Ich rückte etwas von Eliot ab und legte mein Brot beiseite.

"Pff, wenn du meinst." Sie verdrehte die Augen und nahm sich mein Brot. "Du isst das doch nicht mehr, oder?" Ohne auf meine Antwort zu warten, biss sie ab und stöhnte. "Gott, schmeckt das gut." Sie hielt sich die Hand vor den Mund, damit ihr nicht das ganze Essen beim Reden aus dem Mund fiel. Genau in dem Moment setzte sich Mason neben sie.

"Was schmeckt denn so gut?" Er strahlte meine beste Freundin an und versuchte einen Überblick über das Gespräch zu bekommen. Wenn man es genau betrachtet, würde man sehen, dass Mason und Eliot eigentlich ein super süßes Paar waren, aber ich war in meiner Meinung ein wenig eingeschränkt.  Würde ich ihn ein bisschen mehr leiden können, würde ich jeden Morgen erzählen wie gut die beiden zueinander passen und wie toll sie zusammen sind.

"Das Brot hier." Sie hielt es ihm direkt vor den Mund und ich glaube, sie hatte beim Reden auch noch Reste aus ihrem Mund mit darauf gespuckt.

"Vorsicht. Da klebt Effy DNA dran." Angeekelt schob er Eliots Hand mit dem Sandwich beiseite.

"Willst du mich etwa vergiften?", fragte er seine Freundin. Er klang dabei völlig ernst, als hätte er wirklich Angst davor gehabt, sich eine übertragbare Krankheit einfangen zu können, wenn er davon abbeißen würde.

Ich kann mich an keine normale Minute mehr zwischen mir und Mason erinnern. Ich denke, das lief seit ungefähr drei Jahren so. Richtig krass wurden unsere "Streiterein" aber erst wieder als Eliot und er richtig zusammen kamen.

"Bitte, streitet euch nicht. Meine Liebsten sollten sich lieben." Sie kniff die Augen zu und grinste übertrieben. In diesem minimalen Zeitfenster warfen wir uns giftige Blicke zu, bevor sie die Augen wieder öffnete und wir uns künstlich anlächelten. Es wirkte eher wie ein überzogenes Teenie-Drama als ein wirklich bestehender Konflikt.

"Ich geh dann mal. Ich hab gleich Mathe bei Miss Reed, da komme ich lieber nicht zu spät. Außerdem muss ich noch die Hausaufgaben abschreiben." Ich erhob mich wieder von der Bank und machte Anstalten Eliot zum Abschied zu umarmen, doch sie winkte ab und biss von meinem Brot ab.

"Ich umarme dich nachher, ansonsten ist das dein Urteil, das du mich nicht mehr siehst und ich muss dir unbedingt noch was erzählen." Sie griff sich ans Herz und seufzte theatralisch, als würde es ihr in der Seele wehtun. Später stellte sich heraus, das sie mir einfach nur erzählen wollte, das sie eine 1 in Chemie bekommen hatte, was für sie wirklich ein Premiere war. Chemie war irgendwie nicht so ihr Fach.

Ich schüttelte grinsend den Kopf und verließ den Schulhof. Als ich gerade das Rondell zu den Matheräumen hochgehen wollte, wurden mir die Augen von hinten zu gehalten. Die Hände waren kalt und ekelhaft klamm. Das Gefühl war ähnlich, als würde man sich mit einer nassen Decke zudecken

"Ihhh Jamie! Was soll das denn?" Ich nahm seine Hand in meine und zog ihn vor mich, legte meine Hand an seine Stirn und stieß seinen Kopf weg.

"Guten Morgen!", trällerte er und hakte seinen Arm einfach so in meinen.

"Warum habe ich die glücklichsten und verstörendsten besten Freunde?" Ich schluchzte gespielt, woraufhin sich Jamie etwas von mir entfernte und so tat, als würde er weinen.

"Warum musst du mich immer so sehr verletzen?", sagte er - sehr schlecht - gespielt traurig.

"Heul nicht und komm wieder her." Ich winkelte meinen Arm an und wartete darauf, das er sich wieder bei mir einhakt.

"Pff lass mich. Gehen wir zum Matheunterricht und ich ignoriere dich in der Zeit."

"Jetzt wo wir gerade dabei sind, hast du die Hausaufgaben gemacht?" Ich grinste ihn unschuldig an und drückte seinen Arm. So wie er gerade guckte, erinnerte er mich an einen kleinen Jungen der von einem Fiesling schikaniert wurde.

Jamie war schon immer etwas eigen. Ich habe ihn auf der weiterführenden Schule kennengelernt. Damals war er noch kleiner als ich, was man heute, weiß Gott, nicht mehr behaupten konnte. Gerne erinnere ich mich an die Zeit zurück.

"Effy, Effy! Ich bin hier! Setz dich zu mir!", schrie Eliot. Ich grinste sie an und rannte mit meinem niegel, nagel, neuen Ranzen auf den Platz zu.

Kaum war ich angekommen, ließ sich prompt ein komischer, kleiner Junge auf meinen Platz fallen. "Hi! ich bin Jamie, du kannst mich aber auch Jamie nennen, denn meine Freunde nennen mich Jamie."  Er streckte mir seine Hand entgegen.

Verwirrt sah ich ihm in die braunen Augen und schüttelte ihn an der Schulter. "Bitte, das ist mein Platz. Eliot darf mich nicht alleine lassen." Fast hätte ich geweint, was mir aber irgendwie absurd erschien.

Die neue Lehrerin betrat unseren Raum und sah mich mit einem Blick an, der mich in die Knie zwang. Trotzdem wollte ich nicht das gesamte Schuljahr alleine auf einer Bank sitzen und darauf warten, das sich jemand mit seinen Freunden streitet und dieser sich einmal neben mich setzt, bevor er genug von mir hat, also ging ich schüchtern, wie ich nunmal eigentlich nicht war, zur Lehrerin und erläuterte ihr mein Problem.

Nach einer langen Diskussion, in der dieser Jamie irgendwann angefangen hatte zu heulen, weil er umgezogen war und hier noch keine Freunde hatte, verdonnerte mich die Lehrerin dazu, neben ihm zu sitzen und mich mit ihm anzufreunden.

Naja, was sollte ich da denn bitte noch sagen?

"Du bist eine verdammte Hausaufgabenschnurrerin. Leider Gottes, habe ich ein Gewissen und ich würde es mir niemals verzeihen können, wenn du wegen mir einen Schulverweis kriegen würdest." Wie immer, verwirrt von Jamies Logik, gab ich ihm einen fetten Kuss auf die Wange, für den ich mich auf die Zehenspitzen stellen musste und wuschelte, da ich einmal oben war, durch die Haare.

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 06, 2018 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

Cold Hands Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt