Kapitel 25
Shade
Schweigend gehe ich neben einer Wache der Ostgrenze her. Als Kyle begann, mit Max reden, fiel er mir auf. Was los ist, hat er mir noch nicht gesagt, nur, dass ich es mir selbst ansehen soll. Ich könnte fast darauf wetten, dass mich Emilia besuchen kommt. Was mich aber nicht in Ruhe lässt, ist Kyle. Er muss die Antwort auf Max' Verhalten haben. Ich wüsste gern, was mit ihm los ist, aber die Grenze ist momentan wichtiger.
Am Rand des Dorfes stehen neugierige Dämonen, die mir die Sicht versperren. So, wie es aussieht, muss etwas Ungewöhnliches im Gange sein. Als ich versuche, mich durch die Menschen zur Grenze zu bewegen, kann ich Emilia schon erkennen. Innerlich ermahne ich mich, freundlicher als sonst zu sein, denn ich möchte sie ja vom Frieden überzeugen. Was ich aber wirklich zu sehen bekomme, ist das, womit ich gerechnet habe. Nicht nur Emilia, sondern auch Amina und Milena, die Königinnen von Erde und Wasser stehen dort. Das ist nicht gut. Trotzdem versuche ich selbstbewusst zu klingen.
"Emilia, schön, dass du endlich vorbeischaust. Ich habe dich erwartet, im Gegensatz zu den anderen beiden."
"Hör auf mit diesem Unsinn und sag deinen Leuten, sie sollen uns aus dem Weg gehen."
"Lasst die Königin des Feuers passieren", wende ich mich an meine Männer.
"Hast du nicht etwas vergessen", fragt mich Amina mit spitzem Unterton.
"Ich bin mir nicht sicher, ob ich euch überhaupt hier haben will", entgegne ich ihr misstrauisch, "wenn es sein muss könnt ihr die Grenze auch überqueren."
Die drei zusammen hier zu sehen, beunruhigt mich ein wenig. Ich weiss nicht, wie Emilia die anderen beiden überzeugen konnte, hierher zu kommen.
"Ich hoffe, dir ist bewusst, warum wir hier sind", beginnt Emilia mit einer leichten Anspannung in ihrer Stimme.
Ich verdrehe die Augen. "Nein, ich habe keine Ahnung, was gerade dich hierher führt."
Genervt sieht sie mich an. Für sie nehme ich das Ganze nicht ernst genug. Wie soll ich das ernst nehmen, wenn sie mir eine so dumme Frage stellt?
"Ich habe keine Lust, meine Zeit mit dir zu verschwenden, also mache ich es kurz. Du und deine Männer seid bis Sonnenuntergang aus meinem Reich verschwunden."
"Deinem Reich?", frage ich sie mit einer übertriebenen Ungläubigkeit, "ich habe das Dorf erobert, somit stehst du auf meinem Boden."
"Das Dorf steht dir nicht zu", mischt sich Amina ein.
"Halt dich daraus. Dieses Dorf geht dich nichts an!"
"Und ob es uns etwas angeht", behauptet Milena, "du eroberst einfach ein Gebiet eines anderen Reiches."
"Es ist nur ein Dorf am Rande des Feuerreiches", verteidige ich mich.
"Jetzt ist es noch ein Dorf. Was hält dich daran, weiter Gebiete in den Reichen zu erobern?", wirft mir Amina vor.
"Lieber beenden wir diesen Wahnsinn, bevor du noch grösseren Schaden anrichtest", schliesst sich Milena ihrer Meinung an.
"Ich habe euch davor gewarnt", verteidige ich mich, "mir wollte niemand helfen, also habe ich mir einen eigenen Weg gesucht, den Winter zu überstehen."
"Du verschwindest von hier!" Der Zorn in Emilias Stimme ist nicht zu überhören.
"Oder was?"
"Oder du kriegst eine Kraft zu spüren, die drei Mal stärker ist, als deine gesamte Streitmacht."
Feuer, Wasser und Erde haben sich also zusammen geschlossen. Kämpfen ist in diesem Fall keine Option, denn ich habe keine Chance zu gewinnen. Meine einzige Hoffnung ist, dass ich Emilia davon überzeugen kann, dass der Frieden zwischen den Reichen möglich ist. Das wird schwieriger sein, als gegen sie zu kämpfen, aber ich habe keine Wahl.
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Die Elemente des Lebens - Die Vergangenheit
AdventureBand 1 Seit Ewigkeiten stehen sich die vier Reiche Feuer, Wasser, Luft und Erde nach einem heftigen Streit feindlich gegenüber, jedes von einer Königin regiert, deren Auftrag es ist, die Völker wieder zu vereinen. Nach Generationen ohne Erfolg gaben...