Kapitel 32*

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Kapitel 32

Shade

Erschrocken öffne ich die Augen, als ich ein Geräusch von hinten höre. Ich drehe mich um und entdecke Alexander, die rechte Hand meiner Vorgängerin, an der Tür. Mit Schwung stehe ich auf und gähne. Ich muss wohl eingenickt sein. Dem Feuer zufolge muss das schon eine Weile her sein, denn das, was einmal Holz war, ist nur noch Kohle. Mein Nacken fühlt sich verspannt an, was wohl an meiner Schlafposition liegen muss. Müde schaue ich aus dem Fenster rechts von mir, um herauszufinden, wie spät es eigentlich ist. Das Licht blendet mich, so dass ich die Augen zukneifen muss. Bewölkter Himmel, wie es im Luftreich so ist, aber die Sonne muss vor zwei, drei Stunden aufgegangen sein.

"Wie fühlt Ihr Euch?", fragt Alexander anständig.

"Ganz gut", lüge ich.

Auch nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, fühle ich mich nicht besser als gestern. Aufgestanden bin ich nur, damit er sich keine Sorgen macht.

"Ich dachte mir, ich würde Euch noch ein wenig schlafen lassen. Deswegen haben wir Euch etwas auf die Seite gelegt ..."

"Ich habe keinen Hunger", entgegne ich kalt, den Blick noch immer auf die Wolken gerichtet.

Auch mein Magen enttäuscht mich. Ich habe mir erhofft, wenigstens mit Hunger aufzuwachen, aber ich habe keinen. Die ganze Situation belastet mich stärker, als ich gedacht habe. Ich kann mir nicht sagen, ob es am Dorf, an meinen Leuten, die ich dort zurücklassen musste, oder an Max liegt. Wahrscheinlich ein wenig an allem, aber das Max nicht hier ist, belastet mich am meisten.

Alexander scheint zu merken, dass ich heute Morgen nicht zu brauchen bin.

"Ich habe Euch davor gewarnt, dieses Dorf zu erobern", meint er, "doch Ihr wart zu besessen von Eurer Idee."

Ich antworte nicht darauf. Noch habe ich nicht zugegeben, einen Fehler gemacht zu haben. Wenn ich nicht zu meinen Fehlern stand, lag es daran, dass ich zu stolz dafür war. Jetzt habe ich gar nicht das Gefühl, einen Fehler gemacht zu haben. Der Frieden im Dorf kann kein Fehler gewesen sein. Vom Frieden weiss Alexander wahrscheinlich nichts. Es hat keiner wirklich erzählt, was im Dorf des Feuerreiches vor sich gegangen ist. Das einzige, was die Leute hier wissen, ist der Grund, warum wir zurückgekommen sind.

"Übrigens, jemand aus dem Feuerreich wollte Euch sprechen", sagt er mir, als er schon an der Tür ist, "ein paar aus Truppe sieben und der Jungmannschaft meinten, ihr wollt ihn sehen, aber ich glaube nicht, dass ihr dazu in der Lage seid."

"Jemand aus dem Feuerreich ist hier und du sagst mir das erst jetzt?"

Ich gehe an ihm vorbei und mache mich auf den Weg nach draussen. Der aus dem Feuerreich muss ein Bote von Emilia sein. Sie will mir wahrscheinlich unter die Nase reiben, dass ich verloren habe. Bestimmt weiss der Bote, wie es meinen Dämonen geht. Hoffnung und Wut mischen sich in mir.

Draussen ist es kälter, als ich erwartet habe. Ich habe mich zu sehr an die Wärme im Feuerreich gewohnt. Dort gab es Sonne, hier nicht. Von der Kälte lasse ich mich aber nicht aufhalten. Zielstrebig steuere ich auf eine Gruppe Menschen zu. Männer und Frauen stehen neugierig da, wahrscheinlich wegen des Besuches aus dem Feuerreich. Die Menge lässt mich zum Bewohner des Feuerreiches vordringen.

"Kyle?", gebe ich überrascht von mir, als ich meinen Freund zwischen den Dämonen sehe.

"Ihr kennt ihn?", fragt Alexander überrascht.

Es ist mir gar nicht aufgefallen, dass er mir gefolgt ist. Ich antworte ihm nicht und wende mich an Kyle.

"Mit dir hätte ich nicht gerechnet."

Die Elemente des Lebens - Die VergangenheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt