- Kapitel 4 -

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Achtung, dieses Kapitel behandelt nur! Amreno's Vorgeschichte. Wen diese Kapitel schnell langweilt, skippt bitte, da so ein "langweiliges" Kapitel vielleicht die allgemeine Geschichte etwas schlechter darstellt. Ich muss das noch etwas lernen glaub ich :D

Skippt ruhig, ohne Spaß jz! ;)


Meine Mission war von vornherein ein Desaster gewesen. Ich musste schon früh schmerzlich erkennen, dass ich nur für diese eine Aufgabe großgezogen wurde. Mein Schicksal war von Anfang an von den Priestern und meinem König in Vavul bestimmt worden.

Ich hatte damals einen kleinen Bruder, Diego und obwohl es der König nicht wollte, überzeugte ihn meine Mutter, dass er doch bei mir bleiben durfte. "Amreno müsste sich sein Leben lang auf sein Schicksal konzentrieren. Sein Bruder könnte ihn dazu überreden, eventuell dumme Sachen zu machen, auf die er alleine garnicht kommt. Es ist sein Schicksal, nach Kazooko zu reisen und unsere Welt vor dem Untergang zu retten.", sagte er in einer hitzigen Disskusion, doch meine Mutter konterte: "Diego ist kein Dummkopf. Er ist gut erzogen und weiß genau, was sein Bruder für eine Aufgabe hat. Er wird ihn nicht stören, sondern ihm viel mehr Mut zusprechen, dass er das packen kann. Trainieren sie Amreno lieber so, dass er kein Heimweh nach seiner Familie bekommt, wenn er seine Reise antritt." Mit diesen Worten verschwand sie aus dem Konferenzsaal. Ich, der auch an der langen Holztafel sah, blickte meinen König peinlich berührt an und folgte dann meiner Mutter. Ich verbeugte mich sehr tief, in der Hoffnung, dass ich damit die fehlende Verbeugung meiner Mutter wieder gutmachen konnte.

Diego war immer schon das komplette Gegenteil von mir. Während er schwarzes, lockiges Haar, starken Körper und Sommersprossen auf dem freundlichem Gesicht hatte, fand ich mich mit meinen tiefschwarzen Augen, dem kantigen Gesicht, den kurz geschorenen braunen Haaren und dem dünnen Körper irgendwie feindseliger. Von Charakter her hatte Diego keine Probleme andere Leute kennen zu lernen, während ich bei neuen Situationen kaum aus meinem Zimmer raus zu bekommen war.

Vermutlich lag es daran, dass ich durch die Isolation durch das Schloss von der Öffentlichkeit auch nie Freunde hatte...

Na ja, aber so unterschiedlich wir auch waren, eines hatten wir gemeinsam. Wir hatten beide eine leichte Narbe am Körper. Ich hatte sie an der Schulter, Diego am Knie. Sie sah so aus, wie zwei Punkte und dazwischen verlief ein dünner Strich. Keiner von uns beiden wusste, woher diese Narbe stammte und meine Eltern konnten sich das auch nicht erklären. Lange dachte ich mit Diego darüber nach, doch sobald ich mit dem Training im Schloss für meine Reise anfing, vergaß ich das Ding schnell.

Diego trainierte meistens mit mir, doch ich wusste, dass er es leichter angehen ließ. Schließlich musste er nicht für sowas wichtiges trainieren wie ich. Manchmal schickte ihn einer der Trainingsleiter sogar raus, was ich ziemlich blöd fand. Abends munterte er mich auf oder wir spielten etwas zusammen. Das war meistens die schönste Zeit des Tages für mich.

Doch als ich ungefähr 13 Jahre alt war, musste mein Bruder aus dem Schloss ausziehen. "Sein Leben kann nicht für immer daraus bestehen, Amreno zu unterstützen. Wenn ihr Sohn seine Reise antritt, dann muss etwas aus ihm werden!", argumentierte der König, nachdem mein Vater sich über die spontane Entscheidung beschwerte. Wir saßen wieder an der gleichen Tafel wie vor ein paar Jahren. Diesmal war es mir ungefährt dreimal so peinlich. Unser König hat soviel mit mir und meiner Familie zu tun. Hoffentlich enttäusche ich niemanden..., dachte ich zusammengesunken auf meinem Stuhl. Meinem Bruder ging es eh ähnlich, er sagte während der ganzen Diskussion kein Wort, obwohl es doch um ihn ging. Am Ende ließ unser König seine Befehlsmacht gelten und darauffolgend wurde Diego weit weg vom Schloss auf eine Schule geschickt. Unser Kontakt wurde immer weniger und dann sah ich Diego nie wieder. Nur wenige Zeit später kamen erste Zweifel in mir auf.

"Mama...", fragte ich eines Tages meine Mutter. Wir saßen im Wohnzimmer unseres großen Raumes im Schloss. Ich sah auf das warme Feuer im Kamin und fuhr fort: "Warum ich? Warum muss genau ich das machen?". Meine Mutter zog mich an sich und drückte mich fest: "Weil es etwas besonderes bist. Dir wurde das Schicksal schon vor Jahrzehnten vorherbestimmt. Du gehst einen großen Weg." Sie drückte mich etwas von sich weg und sah mir fest in die Augen "Du hast die Macht, die Weisheit und den Mut, deine Welt zu retten.", flüsterte sie mir zu. "Doch wir werden dich natürlich unterstützen. Du musst nichts alleine machen. Wir sind bei dir." Ich starrte sie mit großen Augen an. Ich glaube sogar, sie lächelte.

Vier Monate, es waren genau 145 Tage später wurde meine Mutter während sie mit meinem Vater in den Ruinen Kazooko's Ausgrabungen leitete, von einem Assassinen getötet. Als mich die Nachricht erreichte, war ich am Boden zerstört und weigerte mich, meine Übungen und Trainingseinheiten zu machen. Ich hab zwei Personen aus meiner Familie verloren, eine wurde sogar ermordet. Dieser Gedanke gab mir den Rest.

Ich wollte mein Schicksal selbst in die Hand nehmen. "Ich kann das nicht! Wie soll ich zum Todesort meiner Mutter reisen und dort im Sand herumwühlen?! Sucht euch einen anderen Dummen!", brüllte ich irgendwann in der Zeit den König an. In

Er sagte nichts, doch in seinem Gesicht mischten sich Wut und Traurigkeit. Und auch etwas Mitgefühl.

Doch ich wollte kein Mitgefühl. Ich wollte in Ruhe gelassen werden. Mein Vater, der den Angriff überlebt hatte, versuchte mich wiederaufzubauen. "Deine Mutter ist immer noch bei dir. Das hat sie gesagt. Weißt du noch?"

Ich funkelte ihn an. "So hatte sie das aber nicht gemeint! Sie meinte, dass sie auf mich zählen würde, wenn ich meine Mission antrete." Bevor mein Vater was erwidern konnte, fügte ich noch traurig hinzu: "Ich komm nicht mehr mit diesem Schicksal zurecht. Ich könnte an den Gedanken zerbrechen, es auch nur zu versuchen."

Mein Vater versuchte es tagelang mich wieder aufzubauen, doch alle Versuche prallten an mir ab. Irgendwann, der Zeitpunkt des Beginns meiner Reise rückte immer näher, versuchte man es mit einer anderen Taktik.

Mein Vater sprach sich mit dem obersten Priester ab und zusammen schürten sie meinen Hass auf den Mörder meiner Mutter. Ich gebe heute zu, dass das vielleicht keine normale Idee ist, sein depressives Kind wieder aufzubauen. Allerdings war die Situation auch nicht normal. Der gigantische Krieg stand kurz bevor. Keine der Parteien konnte und wollte einen Rückzieher mehr machen.

Jede Nation wollte an die Macht und das Land der anderen für sich haben! Mein König schätzte, wir hätten höchstens nur noch ein Jahr Zeit, bis die erste magische Bombe explodierte und alles aufeinander losging. Ich weiß bis zum heutigen Zeitpunkt nicht, wie ich es schaffte, mit diesem Druck loszuziehen. Ich sah täglich aus den Fenstern des Königsschlosses. Der Anblick, was dort unter mir passierte, schockierte mich zutiefst.

Große Heere an Soldaten, schwer bewaffnet, marschierten die breite Straße entlang, die an dem Schloss vorbeilief. Mitten in der Armee rollten mit gigantischen Eisenrädern beschlagene Katapulte und baumgroße Hexions-Armbruste mit magischen Pfeilen in der Sehne mit ihnen mit. Auch mein Land bereitete sich auf den Krieg vor.

Früher hätte ich den Blick davon abgewendet und die Vorhänge zugezogen. Doch an diesen Tagen hatte ich genug.

Von einem Tag auf den anderen begann ich die wichtige Reise. Am Abend davor kamen die Priester des Königs zu mir in den Hauptsaal und sprachen seltsame Verse aus alten Zauberbüchern zu mir. Mein Vater erklärte mir, sie würden ihre Magie dazu benutzen, so gut es geht mein Schicksal in die Hände der Götter zu legen. Ich soll von ihnen beschützt werden und gesund wieder kommen und so etwas.

Ich umarmte meinen geliebten Vater und verbeugte mich ein letztes Mal vor meinem König. Ich erhielt ein große, mit Magieschlössern gesicherte Tasche mit Verpflegung, Geld und ging nach draußen aus dem Schloss.

Dort wartet bereits ein Pegasus auf mich. Es war ein Kriegspegasus, gepanzert, mit sehr großen grauen Flügeln und mit Satteltaschen am ledernen Sattel. Begleitet vom Hofstaat des Königs kletterte ich auf den Sattel des Tieres. Ein letztes Mal blickte ich auf das große Schloss und meinen Vater, der vor dem eisernen Eingangstor stand und mir zuwinkte. Sein Lächeln gab mir die letzte Kraft zum Aufbruch.

Dann, als ich die Mission begann, schloss ich mit allem, was vorher mein Leben war, ab.


SandgeiselWhere stories live. Discover now