Ihr Weg führte sie weiter von Akkon weg. Die Küste war ihr Ziel. Ein Schiff nach Frankreich, dann würde sich entscheiden, ob Rawan bei ihm blieb oder nicht.
Jeder Tag war wie der andere. Bevor die Sonne aufging, weckte Johannes sie. Sie nahmen ein Mahl aus Brot, schalem Wein und Obst zu sich. Dann sattelte er den Hengst, half ihr in den Sattel und lief nebenher. Meist unterhielten sie sich über ihre Wünsche und Vorstellungen. Dabei nutzte Rawan jede Möglichkeit Johannes über das Leben in Rothau auszufragen. Er gab ihr gerne Auskunft. Beschrieb ihr seine Heimat, die Traditionen und Gebräuche, die Kleidung und die Ausbildung junger Ritter und Damen. Rawan hing an seinen Lippen und vergaß dabei sogar den Muskelkater, der seit dem ersten Tag auf dem Rappen ihre stetiger Begleiter geworden war.
" Wie heißt dein Pferd eigentlich?" wollte sie am vierten Tag ihrer Flucht wissen. Johannes hatte sich ein Tuch um den Kopf gebunden und sah daher etwas komisch aus, als er den Kopf drehte und zu ihr hochsah.
" Seine Name ist Anis."
" Freund!" hauchte sie. " Wieso der Name?"
" Ich bekam ihn als er gerade geboren wurden war. Seine Mutter hatte ihn verstoßen und ich nahm mich seiner an. Niemand kam auf die Idee, er würde je groß genug werden um Sattel und Reiter zu tragen. Ich nahm ihn mit nach Akkon und bildete ihn aus. Ein Botschafter des Sultans war eines Tages zu Besuch und gab mir einen Wink, wie ich einen Namen für mein Pferd finden könne. Als ich überfallen wurde, wich er nie von meiner Seite, schützte mich und trug mich allein zurück in die Komturei. Anis passt perfekt zu ihm."
Der Hengst wiehrte sanft auf und rieb seinen Kopf an der Schulter des Templers. Johannes klopfte ihm den Hals und sah zurück. Sein Gesicht erstarrte und er saß schneller im Sattel als sie schauen konnte. Seine Arme umfassten sie um an die Zügel zu kommen.
" İleri ! Oğlumu Koşu!" Der Rappe schnaupte, dann sprang er los. Was auch immer Johannes gerufen hatte, es schien ein Befehl zu sein. Rawan klammerte sich ans Sattelhorn und versuchte nicht zu schreien.
" Was ist den?!" rief sie und spürte wie Johannes das Pferd vorwärts trieb.
" Wir werden verfolgt, aber nicht von Templern! Ich schätze das es Dakir ist und ich möchte ihn nicht töten wenn es sein muss!" erwiderte der Ritter und sah kurz zurück. Sand und Steine sprangen nach allen Seiten als der Boden sich veränderte. Die Hufeisen klirrten, der Atem von Hengst und Ritter wurde angestrengt und doch schossen sie genauso schnell weiter. Das Dakir sie suchte war ihr klar gewesen. Aber wie er sich finden konnte nicht. Jemand musste gesehen haben, wie sie mit einem Templer die Stadt verlassen hatte.
Anis wurde müde. Die anderen Pferde waren ausgeruht, er war seid Stunden unterwegs. Schließlich hielt Johannes an, sprang vom Pferd und zerrte sie unsanft aus dem Sattel. Bevor sie sich beschwehren konnte, hatte er sie hinter Anis geschupst und sein Schwert gezogen. Dakir war noch eine Meile entfernt.
Autorenanmerkung:
Bedeutung der Namen und Befehle:
Anis ( arabisch): Freund
İleri ! Oğlumu Koşu ! ( türkisch): Vorwärts! Lauf mein Junge!
Komturei: Sitz der Templer im heiligen Land. Der Stammsitz befand sich in Paris. Kleine Komturein beherbergten Ritter, Kaufleute, Mönche und Reisende. Dort konnte man seinen Schuldschein gegen sein Geld eintauschen oder einzahlen
Danke das ihr regelmäßig lest. Langsam baut sich ja was auf und ich hoffe, ihr bleibt dabei und habt weiterhin Spaß.
DU LIEST GERADE
Unter der Sonne Ägyptens
Ficção HistóricaDie Araberin Rawan ist unglücklich verheiratet. In ihrer Not sucht sie Hilfe bei dem jungen Kreuzritter Johannes von Rothau. Er willigt ein ihr beizustehen als das Schicksal andere Pläne schmiedet. Werden die beiden ungleichen Gefährten die Hürden...