Rei

234 6 0
                                    

Ich atme die salzige Luft der Grand Line ein und staune noch einmal über die Größe des Meeres. Möwen kreisen über einem Schwarm Fische, leichte Wellen bringen das Schiff zum schaukeln, eine sanfte Böe weht mir meine Haare in's Gesicht.
"Vizeadmiral Rei, kann ich Ihnen etwas bringen?", die tiefblauen Augen des Matrosen Akeno fixieren mich als ich mich zu ihm umdrehe.
"Kaffee.", sage ich nur knapp und drehe mich wieder in Richtung Rehling. Ich bin nicht gerade bekannt für meine Freundlichkeit, dennoch bin ich hoch angesehen, angesichts meines Ranges in so jungem Alter. Gerade 'mal 25 geworden und direkt zum Vize Admiral ernannt, darauf habe ich lange hingearbeitet und vor zwei Wochen ist es dann endlich Realität geworden.
Mit meiner Beförderung ist nicht nur dieser Traum in Erfüllung gegangen, sonder auch das damit Vebundene eigene Schiff, samt Besatzung und Erlaubnis in die Grand Line auslaufen zu dürfen.
Ja, alles scheint momentan wirklich perfekt zu laufen. Nun stehe ich hier mit all' dem und blicke auf die See. Nachdem ich meine Gedanken wieder geordnet habe, drehe ich dem Meer den Rücken zu und steuere meinen Stuhl auf Deck an, setze mich, schließe die Augen und genieße den Moment. Akeno bringt einen Kaffee, stellt ihn vorsichtig auf den Tisch und flüchtet sofort, um mir zu entgehen. Vielleicht sollte ich versuchen, ein wenig höflicher zu meiner Besatzung zu sein, also setze ich ein schnelles "Danke." hinterher mit dem Gedanken, dass er es sowieso nicht gehört haben wird. Ich nippe an dem heißen Kaffee, der mehr ein versüßter Cappuccino geworden zu sein scheint, lasse mir aber nicht anmerken, dass er nicht schmeckt, um die Atmosphäre zu verbessern. Antscheinend denke ich wirklich noch, etwas an meinem beschissenen Ruf ändern zu können. Der erste Eindruck ist entscheident! Diesen habe ich mir jedoch schon am ersten Tag versaut, indem ich einem Matrosen fast den Kopf abgesebelt hatte, weil der Tollpatsch mir ein Glas Wein über das Oberteil geschüttet hat. Es mag übertrieben sein, aber ich bin nunmal ziemlich impulsiv. Naja, jedenfalls ist seitdem wahrscheinlich jeder auf diesem Schiff mir gegenüber abgeneigt, ein 'danke' für den Kaffee wird da auch nichts mehr ändern.
Eine Böe an diesem sonnigen Tag zerzaust mir meine schulterlangen, fransig geschnittenen, hellgrauen Haare. Ich schaue an mir herunter, ein grauer Sport BH, darüber nur den Marine Umhang auf dessen Rückseite das Wort 'Gerechtigkeit' steht, dazu eine dunkelgraue Hotpant und schwarze Springerstiefel. Auf beiden Seite an einem Gürtel befestigt, zwei mittellange Dolche dessen rasiermesserscharfe Klingen in den Scheiden versteckt sind. Meine Haut ist gleichmäßig stark Sonnengebräunt, an meinem linken Handgelenk trage ich drei Armbänder, eines ist ein silbernes Armkettchen mit einer länglichen Platte auf der in geschwungener Schrift mein Name Rei und auf der anderen Seite mein Geburtsdatum steht 27.09.. Ich habe es von meiner Mutter bekommen, die kurz darauf an einer Krankheit verstarb. Das zweite Armkettchen ist aus rosé-gold, viele kleine filigrane Perlen und ein Kreis mit einem Baum in der Mitte, dessen Äste immer nach außen zeigen, da es mir Wachstum und Entwicklung vermittelt. Das letzte Armband ist aus beigem Paracord dessen Verschluss ein silberner Anker ist, ich habe es als Kind von meiner besten Freundin bekommen. Sie hieß Asuka und war ein aufgedrehtes, entschlossenes Kind. Wir waren immer glücklich und haben viel gemeinsam unternomen, wir waren fröhliche Kinder. Bis zu dem Tag, an dem Asuka von Piraten verschleppt wurde und niemand sich getraut hat, nach ihr zu suchen. Sie haben immer davon gesprochen, dass es zu gefährlich sei und die Marine das übernehmen würde. Die Marine hat später auch nach ihr gesucht, aber die Entführer sind wie vom Erdboden verschluckt gewesen. Meine beste Freundin war weg. Das war auch der Grund, warum ich zur Marine wollte, ich hatte die Hoffnung niemals aufgegeben, dass sie noch lebt. Die Wahrscheinlichkeit ist größer, sie auf der Grand Line zu finden, hoffe ich wenigstens. Und jetzt segle ich hier unter Flagge der Marine und weiß noch garnicht, was mich alles auf der sagenumwoben Grand Line erwartet, der Ort an dem irgendwo das One Piece versteckt sein soll, welches alle Piraten finden wollen.
"Land in Sicht! Land in Sicht!", ich kneiffe die Augen zusammen und kann tatsächlich spärlich Land in der Ferne erkennen. Es muss die erste Insel sein die wir anfahren. Eigentlich habe ich von Schifffahrt wenig Ahnung und bin daher auf meine Crew angewiesen. Diese beinhaltet meinen Navigator und Steuermann Chido, ein paar Matrosen und den Schiffsarzt Ben. Ich trinke den letzten Schluck meines absolut versüßten Kaffees und begebe mich zum Steuer des Schiffes, an dem ein groß gebauter Mann mit Vollbart und , zotteligem schwarzem Haar steht, er ist die einzige Person auf dem Schiff, die mich wahrscheinlich nicht abgrundtief hasst, er ist der Steuermann der Heathens und ein äußerst freundlicher und gutgelaunter alter Mann. Chido. "Loguetown", sagte er noch bevor ich überhaupt meine Frage ausgesprochen hatte, "das einstige Grab des Piratenkönigs Gold Roger. Ist' dort auf dem Schafott getötet worden. Ich war an dem Tag unter den Leuten und habe alles mit angehört, was er so kurz vor seinem Tod über das One Piece loswerden wollte. Viele meinen wahrscheinlich, er war'n lebensmüder Spinner, als hätte er sich gefreut zu sterben, aber wenn du mich fragst, ist er den Weg zum sicheren Tod mit Würde gelaufen und hat mit dem One Piece keine Lüge erzählt. Es ist irgendwo da draußen, auch wenn es nach so vielen Jahren immer noch nicht gefunden wurde. Aber nun gut, du wirst wahrscheinlich wissen wollen, wann wir anlegen werden? In einer halben Stunde.", ich nicke dankend für die Information die in seiner Geschichte fast untergangen ist und ignoriere seine unhöfliche Duzung eines Vorgesetzten. Er lenkt das Schiff ein wenig mehr nach rechts und bannt seinen Blick wieder auf die Ferne, nachdem er mich noch kurz breit angelächelt hat. Unentschlossen was ich tun soll, mache ich auf dem Absatzt kehrt und setze mich wieder ruhig auf meinen Stuhl, die leere Tasse wurde in der Zwischenzeit abgeräumt und der kleine Tisch nochmal abgeputz. Von meinem Vorgesezten habe ich, bevor ich losgefahren bin nur den Auftrag bekommen nach Loguetown zu fahren und mich dort mit einem gewissen Vizeadmiral Hiroto zu unterhalten, der antscheinend meine Hilfe braucht. Genaueres werde ich wohl erst erfahren, wenn ich dort eintreffe. Die Heathens nähert sich dem Hafen und ich kann fast eine komplette Flotte der Marine erkennen. Wir bleiben neben einigen Schiffen stehen und ich erhasche einen Blick auf die Stadt, die vor mir liegt. Wir sind in Loguetown angekommen.

Verschollen - One PieceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt