5 Wochen später
"Hey, Sadie. Alles okay? ", fragt mich Pam vor der Cafeteria und ich zucke mit den Schultern. "Bin müde."
"Einfach weil du... Keine Ahnung, du unternimmst nichts mehr mit uns, isst kaum, ziehst dich komisch an... Das ist alles etwas seltsam. Wie läuft es denn mit Trevor? "
Ich drehe mich zu ihr und seufze.
"Wir haben das letzte Mal vor vier Tagen telefoniert. Und das auch nur, weil er sich verwählt hat."
Sie beißt sich auf die Unterlippe und sieht mich komisch an.
"Und das nimmt dich mit? ", fragt sie dann vorsichtig. Ich drücke meine Augen zusammen und runzel die Stirn. "Natürlich. Ich liebe ihn, aber... Keine Ahnung, vielleicht ist eine Pause besser...", ich lehne mich müde und frustriert gegen einen Spind und schließe meine Augen, während ich tief durch atme.
"Man Pam, mein Dad hat richtige Geldprobleme und keiner will ihn einstellen! Wir können nächsten Monat wahrscheinlich nicht mal mehr die Kosten fürs Haus bezahlen. ", kläre ich meine beste Freundin auf, und merke, wie sich meine Augen mit Tränen füllen.
"Und dann noch das...", schniefe ich und krame seufzend in meiner Tasche herum. Ich gebe ihr den Umschlag mit dem Brief der mich seit Samstag wach hält und sie nimmt ihn sofort an sich.
Während sie den Inhalt liest, fahre ich mir mehrmals über mein Gesicht und beobachte sie beim Lesen.
Langsam weiten sich ihre Augen immer mehr und mehr und ich sehe genau, wie schwer sie schluckt. "Das ist... Oh mein Gott, Sadie.", keucht sie und ich nicke seufzend.
"Hast du mit deinem Dad darüber gesprochen? ", fragt sie und gibt mir den Brief zurück. Ich schüttel meinen Kopf. Ich lese mir nochmal die ersten Zeilen durch, und schluchze auf.
Liebe Sadie,
Ich weiß, es kommt überraschend. Aber ich muss mich vergewissern, dass ich wenigstens das bestmögliche versucht habe, mich zu entschuldigen. Ich hoffe, du liest auch die folgenden Zeilen, und dass wir beide uns mal aussprechen, treffen, sollten. Du bist doch meine Tochter...Ich balle meine Hände zu Fäusten und zerdrücke das Stück Papier zu einer Kugel. Ich gehe Richtung Ausgang, und natürlich folgt Pamela mir. Ich nehme mir die Schachtel Zigarette aus meiner Tasche und stecke mir eine in den Mund, während ich nach meinem Feuerzeug krame.
Pam sieht mich sauer an. "Ja klar ist das gerade viel, aber du fängst nicht mit dem Rauchen an!", keift sie mich an und will mir gerade die Zigarette wegnehmen, als ich einen Schritt zurück gehe und fluchend feststelle mein Feuerzeug verloren zu haben.
"Ich rauche seit fast zwei Monaten, Pam. Dir ist es nur nie aufgefallen. ", grinse ich leicht und suche den Schulhof nach Schülern ab, die möglicherweise ein Feuerzeug dabei haben. Da entdecke ich auch schon einen. Den einzigen momentan, soweit ich sehe.
Es ist Mittagspause, da sind die meisten drinnen und essen. Nathan anscheinend nicht. Oder Nate? Oder hieß er Neth? Ich kann mich kaum erinnern. Ich habe nur einen Kurs mit ihm gehabt, zwei Wochen lang. Er geht eine Stufe über mir, von daher muss ich ihn ja auch nicht kennen.
"Und wenn du mich eben kurz entschuldigen magst, ich muss mir ein Feuer holen. ", sage ich und nicke in Richtung Nathan. Oder was weiß ich mit 'N'.
Sie reißt ihre Augen auf. "Du gehst nicht zu Nathan! Der Typ ist gestört, schlägt auf alles ein was er kann. Nimmt und dealt mit Drogen und außerdem ist er der freund von Maddy. Weißt du, der macht nichts als Ärger. Hat mir alles Kenneth erzählt.", plappert sie drauf los und ich seufze.
Ich nehme meine Zigarette aus dem Mund und stöhne genervt auf. "Dir ist klar, dass ich ihn nur nach einem Feuerzeug fragen werde, und nicht, wann wir den nächsten Supermarkt ausräumen und ob er es mit mir treiben will?", verdrehe ich meine Augen und sehe, wie Nathan seinen Kopf leicht hin und her bewegt, während er Kopfhörer in den Ohren hat.
Sieht ziemlich interessant aus. Was er wohl hört?
"Sadie, ich meins ernst. Er hat Jakob mal ein blaues Auge verpasst. ", regt sie sich dann wieder auf. Jakob ist ihr Cousin, und ziemlich... Naja, man muss starke Nerven haben wenn man mit ihm zutun hat.
"Jakob legt's manchmal aber auch echt drauf an, Pam. Und jetzt, werde ich mir ein Feuerzeug holen.", grinse ich und gehe auf Nathan zu, der lässig mit dem Kopf wippend an der Ziegelsteinwand lehnt und anscheinend entspannt an seiner Zigarette, oder was auch immer, zieht.
Als ich vor ihm stehe, hat er die Augen geschlossen und bewegt seinen Kopf noch immer zum Rhythmus eines Liedes. Welches Lied wohl.
"Hey. ", sage ich, aber er reagiert nicht. In meiner einen Hand der Brief und in der anderen die Zigarette, na toll. Wie soll ich ihn auf mich aufme- ach, ich stecke mir die Zigarette kurzerhand wieder zwischen meine Zähne und stecke den Brief in die Tasche meines Hoodies.
Ich kann das ganze ja auch witziger gestalten, oder?
Anstatt ihn normal an zu tippen, lecke ich meinen Finger einmal an, und führe ihn an Nathan's Gesicht. Ohne über mögliche Folgen nach zu denken, drücke ich ihn einmal auf die gerissenen, pinken Lippen des Jungen und wie erwartet schlägt er sofort seine Augen auf, reißt sich die Kopfhörer aus den Ohren und sieht mich geschockt, wütend, an.
Ich grinse und beiße mir auf meine Unterlippe. "Was soll das, verdammte scheiße?!", knurrt er mich an, und baut sich vor mir auf. Ich schaue leicht zu ihm auf.
"Also erstens, brauchst du gar nicht erst versuchen mich einzuschüchtern. Ich bin nicht verurteilend, und will dich deines Rufes des Badboys der Schule auch nicht berauben, aber du hast sicherlich nicht so viel Mumm ein Mädchen auch nur einmal kurz körperlich zu verletzen. Außerdem bist du sicher auch nicht so dumm, denn du würdest von der Schule fliegen, und als Straßenpenner enden, während ich nur ein blaues Auge habe, und in ein paar Jahren auf Bussen bedruckt und in Magazinen erscheinen werde. Also versuch es erst gar nicht. ", grinse ich ihn schief an, und verschränke meine Arme vor meiner Brust.
Seine Augen werden groß, und seine Haltung sackt ein wenig in sich zusammen, desto trotz denke ich, er ist noch wütend.
"Und zweitens, hast du ein Feuer? Ich brauch eins. ", frage ich lächelnd und sehe, wie er seinen Blick auf meine Zigarette senkt. Seine wirft er auf den Boden und zertritt sie.
"Klar.", murmelt er und streckt mir sein Feuerzeug entgegen. Ich benutze es, und gebe es ihm sofort zurück. Er schüttelt den Kopf. "Behalt es, wirst es sicher nochmal brauchen.", sagt er dann, sieht mich einmal von unten bis oben an, und schnappt sich dann grinsend seine Kopfhörer.
Er dreht sich zur Seite und will gerade losgehen, als ich seine Schulter festhalte. "Welchen Song hast du eben gehört? Der, bei dem du so witzig und trotzdem konzentriert mit dem Kopf gewackelt hast?", frage ich grinsend. Er lacht ganz kurz, wirklich nur zwei Sekunden, und geht ein Stück. Dann dreht er sich um, hält seinen kleinen IPod in die Luft, und ruft:"Fang ", ehe er ihn zu mir herüber wirft.
"Kannst ihn dir ausleihen.", höre ich ihn noch rufen, ehe ich auf das Display schaue. Amnesia steht drauf.
Okay, hör ich mir später mal an.
Komisch, dieser Nathan. Aber ganz nett.
Weiß gar nicht, was Pamela für ein Problem mit ihn hat.
Ich atme den Rauch entspannt ein und schließe die Augen, während ich mich an die Wand lehne. Und gerade, wo ich ihn vergessen habe, muss ich wieder an ihn denken.
An den Brief in meiner Tasche.
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Lets fall in love
HumorOb eine Fernbeziehung funktioniert hängt von der Liebe, und der Willenskraft der Liebenden ab. Bisher war dies bei Sadie und Trevor auch der Fall, doch mit der Zeit wurde es fade, beide dachten nicht mehr ständig an einander und der Kontakt wurde b...