Kapitel 5

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Draußen stand die Sonne inzwischen schon ziemlich hoch. Andrew und ich gingen die Menschen gefüllte Straße entlang.
     Die ganze Stadt schien jetzt im geschäftlichen Kaufrausch zu sein, und man musste fast schon aufpassen, niemanden umzurennen oder auf die Füße zu treten.
Andrew hatte mich, kurz nachdem ich fertig mit meinem Make-up gewesen war, abgeholt. Auch er hatte sich umgezogen.
Und so hatten wir uns Hand in Hand auf den Weg gemacht.
Bis 15:00 Uhr waren es noch genau zwei einhalb Stunden, also beschlossen wir noch vorher in die Stadtbibliothek zu gehen, welche sich im alten Rathaus befand, um dort etwas über den Absender oder Adressaten des Briefes, den ich gefunden hatte, herauszufinden.
Das alte Rathaus war eines der ältesten Gebäude in unserer Stadt und Stand genau im Zentrum. Die Altstadt war eigentlich ganz schön, doch wenn man sich etwas weiter außerhalb die Armutsviertel anschaute, sah das Ganze schon wieder anders aus.
An der Tür der Bibliothek hing eine Informationstafel:
Werktags von 12:00- 18:00 geöffnet.
»Siehst du, wir sind sehr pünktlich, die haben doch erst vor einer halben Stunde aufgemacht.« Andrew ging vor und zog die Türe auf. »Ladies first«
     Ich grinste und stolzierte an ihm vorbei. Kurz bevor ich jedoch über die Schwelle trat, spürte ich wir Andrew seine Arme um mich schlang.
»Hey, was wird das denn?« rief ich lachend.
     Er fasste mit der einen Hand meine Beine, die andere fasste meinen Rücken, hob mich schwungvoll hoch und trug mich bis zur Bibliothek.
Ein paar Bibliotheksbesucher, die sich in der Nähe befanden, warfen uns argwöhnische Blicke zu.
Andrew stellte mich wieder sanft auf meine Füße und drehte sich am Kopf kratzend um. »So und wonach suchen wir jetzt eigentlich?«
     Das war eine sehr gute Frage auf die ich auch nicht so wirklich eine Antwort wusste.
»Ich habe keine Ahnung« kopfschüttelnd sah ich mich um. Am Ende des Raumes befand sich rechts die Information, wo die Bücher ausgeliehen werden mussten.
Insgesamt gab es drei Stockwerke. Das Erdgeschoss für Neuerscheinungen Bücher, die nicht alterten.
Den ersten Stock für Erwachsenen Romane und Fachbücher und den zweiten Stock für Kinder- und Jugendbücher.
»Wir müssen in den ersten Stock, da könnten wir vielleicht fündig werden« ich zeigte Andrew die Informationstafel, auf der die einzelnen Stockwerke aufgezählt waren. Er nickte.
Die Treppe, die in den ersten Stock führte befand sich rechts von der Eingangstür und führte uns direkt in die Abteilung in der die Bücher über alle möglichen Fächer und Wissenschaften, Geschichte und Literatur standen.
»Und weißt du jetzt wo wir anfangen sollen zu suchen?« Andrew schaute mich fragend an.
     »Nein ich weiß es nicht, aber Moment« ich kramte den Brief aus meiner Tasche »Vielleicht finden wir hier ein paar Anhaltspunkte, nach denen wir suchen können«
»Willst du den Brief noch mal kurz vorlesen?«
     Ich verdrehte die Augen »Das hatte ich doch gerade vor! Also hör zu:

My Dearest Katherine,

In den letzten Stunden seines Leben'
Der Kristall nun dir gegeben
Wenn du finden wirst wofür er gemacht
Wird sich eröffnen dir eine neue Macht
Von Blut zu Blut
Von Asche zu Baum
Mit sehr viel Mut
Weg mit dem Traum
Nur ein Schlüssel passt zum Schloss
Doch viele Schlösser passen zum Schlüssel
Der Tod ist zu lang
Die Krankheit zu klein
Der Hunger ist Gesang
Die Macht ist der Wein
Dunkel ist die Venus
Hell der Mars

Ich bin gescheitert. vermagst du es zu überwinden?
L. D.«
»Also das wonach wir suchen könnten wäre einmal dieser Kristall. Und wir könnten mal schauen ob es vielleicht spezielle Schlösser gibt, zu denen nur ein Schlüssel passt und gleichzeitig viele Schlösser zu dem gleichen Schlüssel passen.« Andrew begann nachdenklich durch die Regale zu gehen.
     Ich folgte ihm und hörte seinem Gedankengang zu.       »Das heißt es gibt einen Universalen Schlüssel, der viele Schlösser aufschließen kann. Wie in der Schule, die Hausmeister haben dort ja auch einen Schlüssel für alle Schlösser«
     Ich blieb stehen »Ja das stimmt aber in der Schule haben diese Schlösser aber auch mehrere Schlüssel, die sie aufschließen können. Bei unserem Rätsel ist das ja anders. «
Andrew drehte sich zu mir um und kam auf mich zu »Da hast du recht. Aber gib mal grad her«
Er meinte den Brief, den ich in der Hand hielt. »Wir müssen noch herausfinden wer Katherine und L. D. sind. Und wir müssen mehr über die Venus und den Mars wissen. Vielleicht können wir dann schon Teile des Rätsels lösen«
     Er nahm mir den Brief aus der Hand und las ihn sich durch.

Ich begann die Bücher, die wichtige Informationen enthalten könnten herauszusuchen und legte sie auf den Tisch.
       Bald schon hatte sich ein Stapel mit Büchern über Astrologie, Astronomie, Bodenschätzen und der Geschichte unserer Stadt angehäuft.
»Also ich weiß absolut nicht was wir hiervon gebrauchen können« Andrew sah kopfschüttelnd erst auf seinen und dann auf meinen Bücherstapel.
     »Ich hab auch nicht so richtig was gefunden Andrew. Aber vielleicht kann ich mir mal das Bild zuhause genauer angucken, irgendwie muss es doch lösbar sein.  Vor allem will ich wissen wo dieser Karton überhaupt herkommt und warum ausgerechnet ich ihn habe.«
     »Wäre nicht dieser Schlüssel und das Foto dabei gewesen, hätte ich gesagt, dass das ein Scherz von jemandem ist, den du kennst. Aber das Foto sah so alt aus.«
Ich stimmte ihm zu. Anfangs hatte ich es auch für einen schlechten Scherz gehalten doch, als ich die anderen Dinge, die im Karton lagen gesehen hatte wusste ich, dass da mehr dahinterstecken musste.
Wir begannen die Bücher wieder ins die Regale einzusortieren.
Als ich das Buche über die Geschichte unserer Stadt in die Hand nahm, kam mir schlagartig ein Gedanke in den Sinn.
Sofort ließ ich das Buch zurück auf den Tisch fallen und lief durch die Regale, um meinem Freund davon zu erzählen.

»Ich weiß nicht so recht. Meinst du wirklich, dass das sein könnte?« Andrew sag mich mit einer hochgezogenen Augenbraue fragend an.
     »Ja warum nicht? Ich meine klar, es ist nur eine Theorie aber besser als nichts. Ich werde mal meine Mutter danach fragen wenn ich wieder zu Hause bin.« Ich nahm ein paar Bücher vom Stapel. »Und jetzt lass und die wieder wegräumen, ich hab nichts gefunden«
Wir teilten die Bücher auf, damit es schneller ging. Ich wollte gerade in den Gang für die Astronomiebücher gehen, da merkte ich wie eine Gestalt um die Ecke huschte.
Ich bekam sofort eine Gänsehaut. Mir viel auf dass Andrew und ich die einzige in der Bibliothek gewesen waren die so laut waren. Jeder hätte zuhören können. Was wenn jemand und belauscht hätte?
Ich hatte gar nicht gemerkt wie ich stehen geblieben war, als plötzlich eine Hand meine Hüfte strich. Sofort drehte ich mich um wodurch das oberste Buch von dem Stapel fiel, den ich in der Hand hatte.
    »Langsam, langsam! Hey was ist den los?« Es war Andrew der hinter mir Stand und nun das Buch aufhob was auf den Boden gefallen war. »'Magie und magische Objekte'« Andrew schaute mich verwirrt an. »Woher kommt dieses Buch? Und vor was hast du dich grad so erschrocken?«
     »Nichts. Ich dachte nur, dass... ist nicht so wichtig. Zeig mal her« ich legte meine Bücher auf Seite und nahm ihm das Buch über Magie ab. Es war schwarz. Die Aufschrift war verschnörkelt und den Rand des Covers bedeckten grüne Ranken, die sich um die hellen Buchstaben windeten. Es roch leicht moderig. Als ich es aufschlug rieselten Staubkörnchen heraus.
»Komm lass uns die Bücher wegbringen und dann gehen. Ich hab Hunger.«
Ich stimmte ihm zu, schlug das Buch zu und gemeinsam räumten wir die übrigen Bücher weg. Da ich nicht wusste, woher das alte Buch kam, gingen wir runter zur Information um die Bibliothekarin zu fragen.
Zu meiner Überraschung sagte sie uns, dass das Buch nicht aus der Bücherei stammte. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es mehr mit diesem Ding auf sich hatte und nahm es kurzerhand mit.
Als wir die Bibliothek verließen, fiel mir die Gestalt ein, die ich glaubte gesehen zu haben, doch die wäre längst verschwunden.
Da uns im Moment nicht anderes übrig blieb, entschlossen wir uns dazu in einem China Restaurant essen zu gehen. Es lag nur einen Katzensprung entfernt. Wir hatten ziemlich lange gebraucht, sodass die Sonne schon längst weitergewandert war und die Stadt in ein angenehmes Nachmittagslicht hüllte. Kein einziges Wölkchen war am Himmel zu sehen.
»Wie schön das Wetter heute ist« Andrew nahm meine Hand als wir auf dem Weg zum Restaurant waren.
Ich drückte sie fest. »Das stimmt. Wunderschön.« Dass der frostige Schauer mich verfolgte, seit dem wir in der Bücherei gewesen waren, musste er nicht wissen. Doch ich verspürte ein eigenartiges Gefühl. Eine Beklemmung, die mich nicht mehr losließ.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 11, 2017 ⏰

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