Entdeckung

218 17 6
                                    


Da war Jean, lässig an die Wand gelehnt und mit seinem Bier in der Hand auf der anderen Seite des Raumes. Doch er war nicht allein dort; scheinbar hatte sich ein hübsches Mädchen zu ihm gesellt und redete in einer Tour.

Sie trug ein Engelskostüm, dessen Kleid so kurz war dass man bei einem Windstoß bestimmt ihre knappe Unterwäsche gesehen hätte. Ihre Finger spielten während des einseitigen Gespräches mit ihren langen, blonden Haaren und versuchte einen sexy Blick aufzusetzen. Ihr Gesprächspartner hörte ausschließlich zu und betrachtete sie scheinbar ganz ruhig mit einem Lächeln, während sie ihre Hand auf seinen Arm legte und diesen streichelte.

In Armins Bauch stieg flammende Wut auf, als er beide zusammen stehen sah. Was bildete sich diese aufgetakelte Tussi ein ihn anzufassen? Nur weil Jean gut aussah musste sie sich doch nicht so an ihn ranmachen! Schwer atmete er aus und versuchte sich zu beruhigen, was allerdings nicht so einfach war wie er sich das vorgestellt hatte. Er kannte diese Art von Mädchen nur zu gut, weshalb er sich Sorgen um seinen Kumpel machte. Die würde ihn sicher nur ausnutzen um ihn ins Bett zu bekommen! Und der machte auch noch völlig naiv mit, anstatt ihr Spielchen zu durchschauen und sie wegzuschicken!

Mit verächtlichem Blick musterte er das Weib einige Sekunden, bevor er sich abwandte, langsam aufstand und in Richtung Tür ging. Er konnte es einfach nicht mitansehen, weshalb er lieber die Party verließ. Voller Wut bog er nun in Richtung Friedhof ab.

---------------------------------------------------------------------------

So bekam er auch nicht mit, wie Jean das Mädchen irritiert ansah und sie von sich wegdrückte als sie ihn auch noch umarmen wollte. „Sorry, ich stehe zwar auf blond... Aber du bist nicht mein Typ." „Wie bitte?!?", entfuhr es seiner Gesprächspartnerin, bevor sie ihm eine pfefferte. „Wichser." „Sag mal spinnst du!?!", fauchte er zurück und schaute sie wütend an. Jetzt zeigte dieses Miststück wohl ihre teuflische Seite, wo sie ihm doch eben noch den unschuldigen Engel vorgespielt hatte. Mit leicht verengten Augen blickte er in ihr hübsches Gesicht, bevor er den Kopf schüttelte und sich wegdrehte. „Am Besten verpisst du dich, bevor ich mir noch die Finger schmutzig mache."

Bevor das Mädel etwas erwidern konnte, tauchte Eren bei ihnen auf und schaute sofort zu Jean. „Hast du Armin gesehen?" „Nein. Er war doch bei dir.", erwiderte er überrascht und schaute zurück in die Menge. Ob er bereits gegangen war? Aber sie wollten doch zusammen zurück... Seltsam. „Als ich eben wiederkam, saß er da nicht mehr und ich konnte ihn nirgends finden."

Man sah es dem Jäger an, dass er sich Gedanken machte. So jemand Unschuldiges und vor allem Nüchternes ganz allein inmitten dieser feierwütigen Menge schien keine gute Kombination zu sein. „Am Besten schauen wir noch mal überall nach. Ansonsten wird er schon nach Hause gegangen sein.", meinte sein Rivale nun, wobei sein Gesichtsausdruck dabei nicht minder besorgt wirkte.

„Dann sollten wir uns aufteilen.", sagte Eren nun und dachte einen Moment nach. „Du gehst den Weg bis zu ihm nach Hause ab und ich sehe hier nach. Wenn du ihn findest, schreib mir." Man mochte es kaum glauben, doch die beiden Streithähne hatten tatsächlich ihre Handynummern ausgetauscht und standen über Whatsapp in Kontakt.

Sofort nickte Jean und leerte sein Bier mit einem Zug, bevor er sich zur Tür begab und das Haus verließ. Draußen warf er die Flasche einfach in einen Busch und setzte seinen Weg ungehindert fort, wobei er sich in der bereits angebrochenen Dunkelheit ein wenig orientieren musste.

Was für einen Grund hätte er gehabt, die Party früher zu verlassen? Und warum sagte er ihm dann nicht Bescheid, dass er nach Hause gehen wollte? Vertraute Armin ihm nicht, dass er ihn sicher und geborgen heim brachte wegen des Alkohols? Oder hatte er irgendetwas getan, was ihn wütend machte? Fragen über Fragen, doch Jean fand einfach keine Antwort darauf. Nicht selten war sein kleinerer Kumpel ein Mysterium für ihn, wohl auch wegen seiner Verschwiegenheit. Doch dass dieses Verhalten so gar nicht zu ihm passte, fiel sofort auf.

Sun and MoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt