Zwei Tage zuvor
Eine große Schülermasse strömte aus den Klassen als es zur Pause klingelte und quetschte sich durch die Flure der Albert-Schweizer-Schule, nur um möglichst schnell in die Kantine zu gelangen. Armin nahm es gelassen; es brachte nichts sich abzuhetzen und trotzdem ewig in der Essensschlange zu stehen. Lieber packte er ganz in Ruhe seine Utensilien in den Rucksack ein und machte sich langsam auf den Weg dorthin, das ersparte ihm Stress. Auf dem Flur rempelten ihn mehrere Schüler an, ohne groß Notiz von dem blonden Jungen zu nehmen. Aber das war nichts Neues für den Fünfzehnjährigen, das passierte Tag für Tag immer wieder.
Allein sein Optisches lud dazu ein, ihm keine Beachtung zu schenken: Hornbrille, ein langer Pony der einen Teil seines Gesichtes verdeckte und brave, unauffällige Kleidung. Fast so wie Izumi aus Love Stage, wie Armin sich gern selbst verglich wenn er sich im Spiegel betrachtete. Aber was sollte er machen, es interessierte ihn einfach nicht daran etwas zu ändern. Es war ihm ganz Recht so wenig wie möglich von Menschen beachtet zu werden, denn dann musste er kein Wort mit ihnen wechseln und sich vielleicht unnötig in einer Diskussion verfangen.
„Armin.", rief plötzlich eine Stimme hinter ihm, was den Angesprochenen dazu bewegte anzuhalten und sich umzudrehen. „Wow.", meinte Armin mit einem kleinen Lächeln zu Jean, der zu ihm aufholte und schließlich neben ihm stehen blieb. „Du hast es tatsächlich lebend aus dem Gespräch mit Rektor Shadis geschafft?" „Ja, wenn auch hart an der Grenze.", erwiderte sein Kumpel grinsend und wuschelte ihm frech durchs Haar was dieser mit einem leisen Murren quittierte. „Jäger hat sein Fett aber auch gewaltig weg bekommen." „War zu erwarten.", murmelte Armin seufzend und schüttelte nur den Kopf darüber. „Ihr seid ehrlich gesagt selbst Schuld wenn ihr euch ständig prügeln müsst." Jean zog leicht eine Fresse bei diesen Worten und ließ von seinen Haaren ab. „Als ob das meine Schuld ist. Er provoziert doch zuerst. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht, wie du mit dem befreundet sein kannst."
„Er ist eben mein bester Freund. Wir kennen uns halt schon sehr lange." Das stimmte; ihre Freundschaft hatte schon begonnen wo sie noch im Kindergarten waren und hielt jetzt, etwa zwölf Jahre später noch immer. „Aber ich mag dich halt auch. Deswegen wünschte ich, ihr würdet einfach mit diesem albernen Streit aufhören. Besonders weil ihr eigentlich gar nicht so unterschiedlich seid wie ihr denkt." Armin sprach im Grunde immer offen aus was er dachte, schließlich brachte es weder ihm noch seinem Gegenüber etwas die Wahrheit zu leugnen. Und gerade bei Jean hatte er wenig Bedenken von ihm verprügelt zu werden.
„Du vergleichst mich ernsthaft mit ihm?", äußerte sich nun Eren, der überraschender Weise neben ihnen aufgetaucht war. „Das kann nicht dein Ernst sein, Armin!" Jeans Lippen kräuselten sich zu einem spöttischen Grinsen, während er eine Hand in seine Hüfte stemmte. „Ach komm schon Jäger, das ist doch eine große Ehre für dich. Immerhin hat der Kleine Geschmack. Zumindest was mich angeht." Sein Erzfeind knurrte leise und verschränkte mit feindseligem Blick die Arme vor der Brust.
„Du arrogantes Arschloch glaubst auch dass du was Besseres als Andere bist."
„Besser als du allemal, Jäger."
„Träum' weiter, Kirschtein. Eher fällt Ostern auf Weihnachten."
„Deine Sprüche waren auch mal intelligenter, du Traumtänzer."
„Halt doch einfach dein Maul!"
Armin schüttelte beinahe amüsiert den Kopf als er das 'Gespräch' verfolgte; das konnte man als neuen Rekord bezeichnen: Kaum waren Eren und Jean eine Minute lang beieinander, schon flogen die Fetzen. Aber auch das war nichts Ungewöhnliches für den Außenstehenden - Schließlich passierte das fast jeden Tag aufs Neue, als hätten sie nichts Besseres zu tun. Ob es nun daran lag dass sie unterschiedliche Ansichten hatten, es auf einem Missverständnis basierte oder beide womöglich neidisch auf den Anderen waren konnte Armin nicht genau einschätzen. „Wir sollten jetzt lieber zur Kantine gehen, bevor die Pause vorbei ist.", unterbrach er die Diskussion gerade noch rechtzeitig bevor es zum Streit ausartete und ging bereits vor. Wenn seine Freunde sich erneut prügelten würde der Direktor dieses Mal vermutlich härtere Maßnahmen ergreifen.Wie erwartet folgten ihm die Beiden nun stumm, warfen sich allerdings immer wieder einen giftigen Blick zu.
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Sun and Moon
FanfictionArmin war anders. Kleiner, schmaler und viel unauffälliger. Doch an sich störte es ihn nicht, bis auf die Tatsache öfter mal das Objekt irgendwelcher Idioten zu werden, die meinten sich an ihm vergreifen zu müssten. Hätte er nicht Jean und Eren, wür...