Geboren: 16.01.1976Ich möchte euch von meinem Bruder erzählen.
Mein Bruder hatte schon bevor er geboren wurde keine guten Karten.
Sein Vater war ein Alkoholiker dessen Kinder ihn nie interessiert haben.
Er ist ein Mensch dessen einziges Bedürfnis der Alkohol ist.
Ich bedaure es sehr, dass dein Vater nicht für dich da sein konnte.
Du warst ein braves Kind.
Du hättest ein so tolles Leben haben können.
Und ich mag mir nicht vorstellen wie toll es gewesen wäre.
Du warst sehr schlau, ein Einstein 2. Klasse.
Und dann ist es passiert.
Ein Fehler.
Nur ein einziger.
Du hast deinen Lehrer beleidigt und bist geflogen, da warst du in der 8 klasse gewesen.
Von da an warst du auf der Realschule und es nahm alles seinen Lauf.
Du lerntest neue Freunde kennen, wie wir jetzt wissen, waren es die falschen.
Du hast 'ausprobiert'.
Zu viel meines Erachtens.
Erst hast du nur geraucht, danach hast du ab und zu gekifft, dann hast du gespritzt, und danach nur noch mit einem Beatmungsgerät geatmet.
In Berlin hast du eine ganze Weile gelebt, du warst in dieser Klinik, du warst clean.
Wir haben dich besucht, da war ich noch ganz klein.
Ich habe Fotos von diesen besuchen, ich frage mich was passiert ist.
Du hattest dann deine eigene Wohnung und wir waren auch oft da.
Diese Knete, die du mir gekauft hast, ich erinnere mich noch an alles.
Der Stromausfall, ich hatte solche Angst, aber du warst da.
Ich weiß auch noch, dass wir diesen Horrorfilm geguckt haben, den ich eigentlich nicht gucken durfte.
Mich hat dein Aussehen, diese langen Haare, noch die kaputten Zähne gestört, alles was gezählt hat war dein Charakter.
Dann warst du im Gefängnis, wir haben Briefe geschrieben, die habe ich immer noch, du hast sie damals aus Berlin mitgenommen und sie hier gelassen als du bei uns gewohnt hast.
Du warst auch hier clean.
Du hast angefangen zu arbeiten.
Ich war stolz auf dich.
Aber dann..
Dann ist etwas vorgefallen und du warst wieder jemand anderes, du warst nicht mein Bruder, du warst nicht Vasko oder Vase, du warst ein drogensüchtiger dessen Drogenkonsum wichtiger war als das Wohlbefinden deiner Familie.
Niemand ist dir böse.
Du hast Sachen gemacht die nicht in Ordnung waren, aber wie schon erwähnt warst du nicht du.
Jeder macht Fehler, manche müssen die selben Fehler mehr als einmal machen um daraus zu lernen.
Du hattest keine Chance, von Anfang an nicht.
Einige Jahre sind vergangen, ich war sauer, wenn ich dich mal gesehen habe, dann war ich gemein und kalt, ich war herzlos, ich war so wie Dein Drogen-ich zu mir war, im Nachhinein bereue ich das.
Ich hätte dich so behandeln müssen wie dein ego mich behandelt hat.
Im Juni 2015 warst du dann in der Klinik.
Du hattest eine Lungenentzündung, du hast auch draußen auf dem kalten Boden geschlafen.
Jetzt liegst du für immer auf einer weichen Decke.Wassereis.
Ohja. Du hast in der Zeit im Krankenhaus Wassereis geliebt.
Ich werde deinen Blick vor dem ersten mal in dem sie dich ins künstliche Koma versetzt haben nie vergessen.
Du hast mich an einen kleinen Jungen erinnert.
Du wolltest nicht schlafen, Schläuche in den Mund bekommen oder von anderen gewaschen werden.
Ich war so geschockt, dass ich nichts sagen konnte.
Mein Mund war trocken und es kam kein Wort heraus.
Unter der Schutzkleidung fühlte ich mich sicher.
Nicht nur vor den Keimen sondern auch vor der Wahrheit.
Unter dem Mundschutz öffnete sich mein Mund einige Male, kein einziges Worte hatte sich aber über meine Lippen gelegt.
Drei mal warst du im Koma.
Du warst mehr als 4 Wochen auf der Intensivstation.
Ich könnte heulen, dieser Blick; du hast mich angefleht ohne es auszusprechen.
Du hast geweint.
Und ich habe dich kein einziges Mal umarmt.
Nicht einmal.
Ich war angewidert.
Und jetzt bin ich es von mir selbst.
Wieso hast du das gemacht?
Warum hast du Drogen genommen?
Wieso hast du dein Leben so qualvoll enden lassen.
Diese vielen Tränen, alles umsonst.
So viel Verschwendung.
Ich wünschte ich könnte aufwachen und es wäre alles anders, wir wären alle eins.
Eine Familie.
Nichts von alldem wäre passiert.
Ich wache aber nicht auf.
Ich wache nicht auf, weil es nicht geht, weil das alles, weil alles echt ist.
Weil alles kaputt ist.
Diese Gott verdammten Drogen.
Alles an ihnen ist so schlecht.
Sie haben alles kaputt gemacht.
Und ich werde dieses Dreckspack niemals anfassen, mich bekommen sie nicht.Das letzte mal als ich mit dir geredet hab, da war ich gemein.
Ich entschuldige mich dafür, es tut mir unendlich leid und wenn ich könnte, würde ich es wieder gut machen.Tu mir einen Gefallen, ja?
Lebe.
Lebe jetzt.
Lebe dort wo du jetzt bist und sei frei.
Genieße.
Mache alles anders.
Sei ein Lehrer dort oben.
Erzähl von deiner Geschichte.
Sei berühmt, famos.
Ich weiß du kannst das.
Begeistere sie.
Ich weiß du schaffst das.
Und wenn wir uns Wiedersehen, dann werden wir Freunde.Gestorben: 19.12.2015

DU LIEST GERADE
Meine Gedanken
AléatoireIn diesem Buch veröffentliche ich meine persönlichen Gedanken zu einem Thema das mir sehr zu Herzen geht, ich weiß nicht ob es jemanden interessieren wird aber schließlich mache ich das hier in erster Linie für mich. Ihr werdet einige Sachen viellei...