Kapitel 3

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Luke

Launisch knallte ich meine Reisetasche auf den Schuhschrank, wobei sofort eine Vase krachend auf den Boden fiel und natürlich zu Bruch ging. Erst überlegte ich die Scherben wegzuräumen, aber entschied mich zugleich um und ließ sie liegen. Es interessierte mich nicht. Das konnte ich auch machen, wenn ich wieder zurückkam, denn ich musste aus diesen Wänden heraus. Nicht bloß das, sondern auch aus dem Wohnheim. Am besten ganz weit weg. Das gesamte College erinnerte mich so sehr an Hope und die Bibliothek erst recht. Irgendwann drehte ich noch durch. Das war nicht das, was ich eigentlich wollte, doch ich brauchte Abstand. So schnell wie möglich.

Nach drei Wochen dachte ich, dass es sich änderte, aber ganz im Gegenteil. Nachdem ich in dieses Loch fiel, wurde es bloß schlimmer und schlimmer und nicht nur das. Am Anfang war da die blinde Wut, etwas verloren zu habe, was ich nicht halten konnte und was so viele Erinnerungen in mir weckte. Im Anschluss kam die Trauer. Und jetzt? Was soll ich sagen? Es ist beides immer noch da, aber nicht mehr ganz so ausgeprägt wie zuvor. Nun steht eher die Gleichgültigkeit im Vordergrund und es ist schwer dieser nicht komplett zu verfallen, denn mit dieser Einstellung setzte ich meinen Abschluss in den Sand und das war auch nicht Sinn und Zweck der Sache. 

Es waren nur noch ein paar Monate. Wenn ich nur daran dachte, platzte mir die Hutschnur. Nach meinen Prüfungen hätte ich noch etwas Zeit gehabt. Dann wäre da Hope gewesen, die Frau die mir alles bedeutete und unser gemeinsames Kind, was auf die Welt gekommen wäre und nun das. Möglicherweise lag es auch bloß an mir, dass sie es verlor. Vielleicht hätte ich sie zu einer Zeit nicht unfair behandeln sollen. Erst recht nicht, als sie mir versuchte zu erklären, dass sie mit mir ein gemeinsames Leben wollte und ich sie extrem von mir stieß. Das wir uns zum Glück aussöhnten, war das Beste was mir jedoch passierte. Immerhin musste ich mich ändern. Sie war nicht Olivia, der ich jeden Mal die Meinung geigen musste, sondern jemand der sanft und liebevoll war.

Ich war ein Trottel gewesen. Ich machte alles und jeden dafür verantwortlich, dass meine Exfreundin damals unser Baby abtrieb, dabei war Hope doch unschuldig. Alle waren es. Lediglich Olivia war es, die mich damals mies behandelte und die Schwangerschaft noch hinauszog, obwohl sie schon längst mein Kind wegmachen ließ. Ich musste endlich damit abschließen. Ich wollte es auch. Dennoch kam es nun anders. Eigentlich dachte ich überhaupt nicht, dass es Hope schaffte und ich richtig glücklich werden konnte. Nun meldete sie sich die ganzen Wochen nicht bei mir und nach ihrer Nachricht glaubte ich auch nicht mehr daran. Des Weiteren schrieb ich ihr ebenso nicht, denn es tat mir viel zu sehr weh, mich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Es fühlte sich sogar an, als steckte in meiner Brust ein Messer, was immer tiefer und tiefer drang.

Tatsächlich fand ich mich dann doch ziemlich schnell mit dem Gedanken ab Vater zu werden, wollte sie mit zu meinen Eltern nehmen und meinen Vater vorstellen, dass ich auch nicht bloß Schlampen, wie Olivia nahm. Obwohl, wenn ich es betrachtete, mochte er sie dennoch. Wahrscheinlich lag das daran, weil sie ihm immer schöne Augen machte. Aus diesem Grund konnte meine Mom sie wohl niemals leiden. Sie hatte etwas an sich, was die meisten Männer toll fand. Im Endeffekt war ich wahrscheinlich viel zu sehr blind gewesen. Nun gab es nur noch Hope. Eigentlich wollte ich sie trösten und für sie da sein, aber irgendwie gab es in dieser Hinsicht damals schon einen Knacks in mir. 

Selbstverständlich dachten viele, dass man als Mann nicht keine extreme Bindung zu einem Ungeborenen bekam, wenn es noch so klein war und erst die ersten paar Monate vergingen. Dennoch war es damals bei mir der Fall. Nun war es genau das Gleiche. Und wieder einmal verlor ich das, was ich dennoch zu lieben begann. Womöglich hätte ich mir damals professionelle Hilfe suchen sollen. Sogar meiner Mutter erklärte ich erst viel zu spät, dass sie eigentlich schon ein zweijähriges Enkelkind gehabt hätte. Sie wurde daraufhin traurig, freute sich aber bei Hope umso mehr. Nun war alles umsonst.

Stupid Mistake II - Für immer MeinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt