Date?

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Ich musste unwillkürlich lächeln, als ich Ryder in Sakko und mit Rosen in der Hand am Ende der Treppe stehen sah. Ich fühlte mich wie in einem dieser Teenie-Filme, in dem der Kerl das Mädchen vor dem Abschlussball abholte und sie die Treppe runterstöckelte, wie eine Prinzessin.
"Versuchst du dich etwa bei mir einzuschleimen? ",sagte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. Er grinste. "Kann man so sagen." Er reichte mir die Rosen und ich sog ihren süßen Duft auf. "Die sind toll. Danke",ich lächelte ihn an. Er bot mir seinen Arm und ich hakte mich ein.

Wir fuhren gut 20 Minuten, bis wir an einem ziemlich schicken Restaurant ankamen. Er stieg aus, öffnete mir die Tür und reichte mir seine Hand. Ich ergriff sie und zog mich an ihr hoch. Scheinbar zu schwungvoll, denn ich verlor die Balance und landete in seinen Armen. Oh mein Gott! Klishee-Alarm!
Verlegen lächelte ich ihn an und meinte:
"Das muss ich mit den Schuhen auf jeden Fall noch üben! ",er fing an zu lachen und ich stimmte ein.

Ein Kellner führte uns zu einem Tisch und sagte,dass er gleich bei uns sei. Wir studierten solange die Speisekarte, bis Ryder sie geräuschvoll zuschlug und ich vor Schreck zusammenzuckte. "Sorry..",flüsterte er und ich grinste. Scheinbar war er nicht oft in einem solchen Restaurant.

Als der Kellner wieder kam, schaute mich Ryder ohne Unterbrechung an, währen ich ein Wasser und die Spaghetti mit Scampi und Gemüse bestellte. Er bestellte eine Cola, woraufhin der Kellner das Gesicht verzog, jedoch freundlich blieb, und die Tortellini mit Pilzen.
Plötzlich musste ich an Troy denken, daran dass er Pilze hasste wie nichts anderes. Nicht heulen Jessy...! ,sagte ich mir immer wieder. Verdammt, ich vermisste meinen dämlichen großen Bruder. Und ich vermisste Jamie, Ryan und vor allem Beck!

Unser Essen kam und Ryder und ich fielen beinahe darüber her. Wir tauschten immer wieder und ich stellte fest , dass Pilze doch nicht so schrecklich schmeckten, wie ich dachte. Wir lachten viel und redeten über unsere Kindheit und über unsere Gangs. Oft lachten wir über die "Kämpfe", die wir hatten und über die Wortgefechte zwischen uns. Ich entdeckte eine ganz neue Seite an ihm, und ich musste zugeben, dass sie nicht so schlimm war, wie die andere. Ich schmunzelte und beobachtete seine Gesichtszüge, wenn er sprach. Wenn er lächelte, erschienen an seinen Wangen kleine Grübchen. Und wenn er sich über irgendetwas aufregte, fuchtelte er wild mit den Händen umher. "Hey Jessy! Hörst du mir überhaupt zu? Oder bist du zu sehr damit beschäftigt, diese Schönheit zu bewundern?",meinte er mit einem selbstgefälligen Grinsen. Ich nahm meine Serviette und warf sie nach ihm. "Träum weiter!",murmelte ich und verzog den Mund. "Wenn du meinst..Komm lass uns gehen." "Aber wir haben noch nicht bezahlt!" "Weisst du, ich habe wohl mein Portmonaie vergessen..",sagte er sarkastisch. Er packte meine Hand und wir rannten aus dem Restaurant.

Nach einer Weile blieben wir lachend und schwer atmend stehen. "Ich glaub einfach nicht..",sagte ich keuchend,"dass wir das grade gemacht haben!",ich bekam einen erneuten Lachanfall. "Komm wir gehen nach Hause.",sagte Ryder lächelnd.

Lachend liefen wir durch den Park vor Ryder's Haus. "Wer hat den Park angelegt?",fragte ich. "Meine Mom, aber das ist schon lange her.." "Sie hatte scheinbar ein Händchen für sowas. Der Park ist toll!"  "Ja..." Auf einmal wirkte er traurig. "Hey.. tut mir leid, wenn ich was falsches gesagt habe..",meinte ich, doch er schüttelte den Kopf. "Du hast nichts falsches gesagt, aber jedes mal, wenn ich hier bin, kommen die Gefühle und die Erinnerungen an sie hoch.",murmelte er. "Willst du darüber reden?" Er nickte. "Es war 1 Woche vor Weihnachten. Wir kamen gerade von den Weihnachtseinkäufen zurück und sahen, dass das Gartentor offen war. Wir dachten uns nichts dabei. Meine Mom wollte schon vorgehen, solange wir die Einkäufe aus dem Auto luden. Plötzlich hörten wir sie schreien. Mein Dad sagte, dass ich hier bleiben sollte und rannte los. Als er nach 15 Minuten nicht zurück kam, rief ich nach ihm. Es kam keine Antwort. Also rannte auch ich los.", er atmete tief ein. "Ich fand beide vor dem Brunnen. Der Schnee um sie herum war rot vor Blut.",er fing an leise zu schluchzen und ich legte tröstend einen Arm um ihn. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und murmelte :"Es tut mir leid, dass dir sowas passiert ist...". "Mit dem Rücken zu mir stand ein Mann. Er hatte ein Messer in der Hand und das Blut meiner Eltern tropfte auf den Boden. Er hörte mich kommen und stach auch mir das Messer in den Bauch. Danach floh er. Ich vermute, er hatte was geklaut. Zu meinem Glück kam Lola in diesem Moment und fand mich. Sie rief sofort einen Krankenwagen, der mich und meine Eltern mitnahm.
Nach meiner OP fragte ich was mit meinen Eltern sei. Sie hatten es nicht geschafft.." Mir liefen die Tränen über die Wangen und auch ihm rollte die ein oder andere übers Gesicht.

Wir saßen eine Weile schweigend so da, ich zitterte, doch war mir in seiner Nähe nicht kalt. "Du zitterst ja, los komm, wir gehen rein.",sagte er mit erstickter Stimme. Ich nickte und folgte ihm ins Haus.

Ich zog mich gerade um, als ich die Tür zu meinem Zimmer aufgehen hörte. In Top und Pyjama-Hose lief ich die Treppe hinunter, doch da war keiner. War wohl Ryder. Ich lief so leise wie möglich die Treppe hinunter, lief zu Ryder's Zimmer und klopfte leise. Er öffnete die Tür. "Warst du gerade in meinem Zimmer?" "Nein warum?",sagte er verwirrt. "Ach nicht so wichtig.. Also..Gute Nacht.",sagte ich und wollte gerade gehen, als Ryder mich zurückrief. Ich drehte mich zu ihm um. "Willst du heute Nacht bei mir schlafen?" Ich lächelte und folgte ihm in sein Zimmer. Er schlüpfte unter die Decke und klopfte auf die freie Seite neben ihm. Ich schmunzelte und schlüpfte ebenfalls unter die Decke. "Das mit deinen Eltern tut mir leid.",sagte ich in die Stille hinein. Ich spürte, dass er sich bewegte und spürte kurz darauf eine Hand an meiner Wange. "Ich weiß.Schlaf gut.",flüsterte er. "Ja du auch.."Ich drehte mich auf die Seite und spürte Ryder's starken Arm auf meiner Taille, als ich einschlief.

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