5. Das Spiel

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Der Rückweg zu seinem Domizil ist kurz; wir nehmen den Lift in das Dachgeschoss des Appartmenthauses und vom Alkoholgenuss leicht beschwippst tänzle ich an seiner Seite dahin, diesmal ohne Scheu oder sonstigem Zögern.

Wir betreten eine geräumige Designerwohnung, die schick und fast ein wenig steril mit einheitlich weißen Möbeln ausgestattet ist, und einer überbreiten Fensterfront, so dass sich halb Manhattan in seiner Pracht vor mir ausbreitet.

Für einen Moment betrachte ich überwältigt die Aussicht, Zebediah gesellt sich still hinzu.

Irgendwann flüstert er neben mir, „Komm her", zieht mich mit sich zum Sofa und beugt sich zu mir hin.

Wieder ist er mir so nah und verharrt dicht vor meinen Gesicht, sich mit erhöhtem Puls und zitternden Lippen zurückhaltend, anstatt mich stürmisch zu küssen. Worauf wartet er noch?

„Möchtest du es auch wirklich?", flüstert er atemlos, „ich will nur einmal echte Emotion zu spüren bekommen - keine vorgegaukelte Leidenschaft, nur weil es mein Wunsch ist..."

Meine spontane Reaktion auf diese Worte ist ein heftiges Begehren. Wie von selbst schieben sich meine Lippen ihm entgegen und ich öffne sie verlangend, spüre die Süße seines Kusses und die warme Intimität seiner Zunge, die zögernd beginnt mich zu erforschen. Wie zart er doch ist! Zärtlich und sanft, und doch so verlangend; sein gesamter Körper ist an mir, über mir, drückt seine Begierde aus. Seine Hand fasst in meinen Nacken, greift fest in mein Haar und zieht mir beim Küssen den Kopf zurück. Ich fühle mich gefangen, es ist derart aufregend, dass mir schwindelig wird und ich kraftlos in seinem Schoß niedersinke. Es ist zutiefst erregend, von ihm gehalten zu werden, während seine Lippen über mein Kinn hinweg weiterwandern und seine Zunge meine Kehle benetzt.

Sein Kopf richtet sich wieder etwas auf und er blickt mir intensiv in die Augen. Dann sehe ich aus den Augenwinkeln etwas aufblitzen, er hat mit seiner freien rechten Hand zur Seite gegriffen und etwas in die Hand genommen.

„Ich habe da ein kleines Spielzeug", raunt er und schiebt es mir von unten her unter meine Bluse, bis ich etwas Hartes, Glattes an meinem Brustbein spüre... kalter Stahl fährt meinen Busen entlang. Mein Herz setzt aus und es entfährt mir ein Quietschen, doch ich kann nicht einen Muskel bewegen, starre ihm nur weiter in das undurchdringliche Gesicht. Laut hämmert mir der eigene Puls in den Ohren, viel zu schnell, als ob ich einen Hundertmeterlauf absolviere, und kalter Schweiß bricht mir aus allen Poren.

Und dann stößt er zu. Es ruckt heftig, ich höre schockierend genau, wie der Stoff meiner Kleidung zerreißt, doch sonderbarerweise fühle ich keinen Schmerz. Er hält mich noch immer im Nacken fixiert, so dass mir nichts übrigbleibt, als ihm weiterhin in seine braunen Augen zu starren, die mich völlig hypnotisieren und bei der ganzen Sache nicht ein einziges Mal geblinzelt haben.

Mein Entsetzen ist unendlich und ich fange leise an zu wimmern. „Nicht doch - schhhhh...", er schüttelt mit gerunzelter Stirn kurz den Kopf, will mich gleichzeitig beruhigen, doch ich kann nicht anders, habe nichts mehr unter Kontrolle.

„Fühlst du die Klinge? Sie gleitet auf deiner Haut entlang, könnte dich in jedem unaufmerksamen Moment verletzen. Du konzentrierst dich völlig auf diesen einen Punkt deines Körpers, fokussierst auf ihn und bist ganz dabei." Zebediah fängt an zu lächeln, es ist das Lächeln eines Wahnsinnigen. „Nur wenn du dich in Gefahr begibst, spürst du wirklich, dass du lebst."

In der Tat habe ich jeden Millimeter, den die Klinge zurücklegte, atemlos verfolgt, nehme kaum etwas anderes als das wahr. „Und nun beginne die Knöpfe deiner Bluse einen nach dem anderen zu öffnen."

Zitternd greife ich an meinen weiten Halsausschnitt und öffne sie, lege langsam den Oberkörper frei und bemerke, dass er scheinbar mit einem Schnitt den Büstenhalter zertrennt hat. Er lässt seine linke Hand fahren, so dass ich meinen ganzen Kopf anheben und den Blick nun senken kann, daher sehe ich das große Küchenmesser, das noch immer zwischen meinen Brüsten ruht. Mein Puls rast.

Zögernd beugt er sich wieder vor und setzt zu einem sanften Kuss an, nur kann ich das Bild des Teufels nicht vertreiben.

Seine gedämpfte Stimme erreicht meine Wahrnehmung. „Das Spiel geht noch weiter. Dafür lässt du am besten deine Hände außer Reichweite, ich möchte dir nicht versehentlich noch einen deiner Finger abtrennen - die Klinge ist verdammt scharf", säuselt er geradezu hingebungsvoll auf meine Lippen, die Logik hinter seinen Worten macht die Szenerie zu einem einzigen Albtraum. Die gesamte Muskulatur meiner beiden Arme setzt aus und ich kann mich nicht zwingen, sie nach vorne, in seine Richtung zu heben, stattdessen hängen sie leblos zu den Seiten herab, als habe er sie betäubt. Vielleicht hat er das ja auch. Wieder erscheint vor meinem inneren Auge das Bild des Kaninchens, das auf die Schlange starrt, und das Übelkeit erregende Gefühl in meiner Magengrube steckt nun genau auf Höhe des Messers.

Kilgrave schiebt es unaufhaltsam über meinen Brustkorb und ich spüre haargenau, wo die Spitze entlangfährt, als wenn er auf meinem bloßen Körper eine Zeichnung anfertigt. Es tut überhaupt nicht weh, fühlt sich eher feucht an, und erst mit einer gewissen Verzögerung spüre ich leichten Schmerz entlang des Schnittes, begleitet von einer brennenden Kühle.

Meine Brüste spannen und mit Horror stelle ich mir vor, wie er mir die Haut um die hochstehenden Knospen abschneidet... ein Wimmern entfährt wieder automatisch meiner Kehle, ich verfolge die Messerspitze mit Grauen und bleibe doch völlig bewegungslos dabei. Die Klinge kommt abrupt zum Halten und seine braunen Augen fixieren die meinen, blicken tief, einem Seelenstriptease gleich.

Ohne den Bann zu brechen geht sein Kopf langsam tiefer, bis der Mund die Haut meiner Brüste erreicht. Seine Lippen öffnen sich und die Zunge schiebt sich hervor, leckt die winzigen hervorquellenden Blutstropfen aus dem kleinen, nur die Oberfläche angeritzten Schnitt. Mein Wimmern verendet in einem erregten Seufzer, ich bleibe dabei traumartig distanziert und vernehme die Geräusche aus meinem Mund, als ob sie eine andere Person außerhalb von mir ausstoßen würde.

„Wie gefällt dir mein Spiel?", nuschelt er abgründig, seinen Blick noch immer auf meine Augen gerichtet. Mein Brustkorb senkt sich jetzt heftiger unter meinen Atemzügen, da er nicht weiter ritzt und ich will mich ihm entwinden, doch die Angst lässt mich nicht los, ich kann keinen Muskel rühren.

„Mir dreht sich alles", erwidere ich schwach, bin über mich zutiefst entsetzt, dass mich das Grauen überkommt. Niemals darf ich zugeben, weder vor ihm noch vor mir selbst, dass ich ihm völlig erliege, in einem skandalösen Zustand perverser Lust und gleichzeitiger bodenloser Furcht.

Seine Mundwinkel verziehen sich indessen zu einem breiten, süffisanten Lächeln, er muss die Art meiner Gefühle wohl erahnt haben und fährt nun befriedigt fort.

Lange starrt mich Kilgrave an, dann scheint er sich entschieden zu haben.

„Spielen wir noch ein bisschen mehr", ein diabolisches Grinsen erscheint auf seinem Gesicht, „und erhöhen den Einsatz."

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