Es ist still. Totenstill. Für meinen Geschmack eindeutig zu ruhig.
Zögernd öffne ich die Augen und blicke einer Glasscheibe entgegen. Sofort leuchtet ein Hologramm eines Gesichtes einer gutaussehenden Frau auf und lächelt mich an. „Ah, wie schön! Sie sind also wach Agent C.C.01.“
Offensichtlich, erwidere ich gereizt in meinen Gedanken. Ich hasse dieses Gesicht. In den letzten drei Monaten war ich viel zu oft in dieser Krankenkapsel.
Ich richte mich etwas auf, während mein Blick über mein Körper wandert. Wie zu erwarten war, stecken unzählige Nadeln an etlichen Stellen meines Fleisches, wohingegen Schläuche zu den Stellen führen, die nicht mehr ganz so lebendig sind. Ja, ich weiß. Kein schöner Anblick, wenn man bedenkt, dass man zur Hälfte selbst eine Metallbüchse ist, aber das ist nun einmal das Opfer, das man als Sycious aufbringen muss. Dabei bleiben Verletzungen nicht aus, insbesondere die nicht, die dazu führen, dass gewisse Körperteile ausgetauscht werden. Äußerlich ist kein Unterschied zu erkennen, aber wenn ich jeden Abend meine verdammten Gliedmaßen an die Steckdose anschließen muss, dann ist das auf die Dauer doch seeeehr unangenehm. Der absolute Knüller aber ist, wenn ich morgens in den Spiegel schaue und genau weiß, dass, durch die Reibung am Kopfkissen und die zusätzliche Spannung meiner Körperteile, dann meine Haare in alle Richtungen abstehen. Ja, hahaha, sehr witzig.
Mit zittrigen Händen greife ich nach meinem Verband an meinem Fußknöchel und ziehe ihn ab. Mit einem frustrierten Stöhnen lasse ich mich zurückfallen, als ich sehe, dass ich nun für die weiteren Abende ein weiteres Gliedmaß an den Strom anschließen muss.
„Wie fühlen Sie sich, Agent C.C.01?“, holt mich die elektronische Frauenstimme aus meinen Gedanken. Wütend funkele ich das Computergesicht an. Wie ich das hasse! Ständig dieser „Sie brauchen sich keine Sorgen machen, unsere Welt ist vollkommen in Ordnung“-Ton.
Argh! Ich gebe keine Antwort und schlucke stattdessen meine giftige Bemerkung, die mir schon auf der Zunge lag, hinunter. Es hat ja eh keinen Zweck.
„Sie möchten bestimmt ihre Werte sehen.“, sagt der Computer mit einem freundlichen Lächeln und verschwindet. Daraufhin öffnet sich ein Fenster, wo verschiedene Symbole angezeigt werden, sodass ich jetzt auswählen kann, was genau ich mir ansehen will. Mein Finger steuert bereits auf das Symbol für die elektronischen Gliedmaßen zu, als ich sie schließlich doch sinken lasse. „Nein, ich will mir dieses Mal keine Werte ansehen.“ Zumal ich weiß, dass der Doc so oder so jeden Moment zu mir kommt und alles erklären wird.
„Wie Sie wünschen. Kann ich sonst etwas für Sie tun?“ Ihr Gesicht taucht wieder vor mir auf.
Ich gehe schnell einige Sachen im Kopf durch, komme aber zu dem Entschluss, dass es nichts gibt, was sie für mich tun könnte. Mein Fußgelenk kann sie mir nicht zurückholen, egal, wie oft ich sie darum bitte. Wobei… ich würde es wohl kaum als Bitte formulieren. Ich halte nicht viel von Computerprogrammen und dementsprechend verhalte ich mich auch ihnen gegenüber, genauso, wie diese grauenhaften Blechbüchsen, die versuchen einen auf Mensch zu machen.
Ich will schon ablehnen, als mir ein Gedanke kommt: „Hm… wie wäre es, wenn du dich selbst zerstören würdest?“, frage ich unschuldig. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus. Tut mir leid, aber diesen Scherz konnte ich mir einfach nicht verkneifen.
„Bedaure, aber Sie sind leider nicht dazu berechtigt, mir solch einen Befehl zu erteilen.“, erwidert sie höflich und freundlich und schaut mich weiterhin lächelnd an.
Ich kriege fast das Kotzen. Genau das ist es, was ich so an diesem ganzen Technikscheiß hasse, der angeblich „Menschen“ darstellen soll. Es wäre egal, was ich zu ihr sagen würde. Ich könnte sie beleidigen, ich könnte den Hologrammsensor direkt hinter ihr mit meiner Faust zerschmettern, damit ich ihre Visage nicht mehr ertragen muss, aber spätestens wenn er repariert ist, hätte ich sie wieder am Hals. Und es würde sie nichts verändern. Sie wäre trotz allem noch genauso höflich und freundlich zu mir wie zuvor. Ätzend!
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Outside Apocalypse *Slow Update*
Science FictionJahr 2857 - Nachdem die Menschen die globale Erderwärmung nicht mehr aufhalten konnten, begann die Veränderung der Welt und läutete somit ein neues Zeitalter ein, indem jeder nur noch um's Überleben kämpfte. Doch trotz des ganzen Leids und der schre...