kapitel 6

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Nach dem schönen Abendessen gingen Zoe und ich zu unseren Zimmern. Ich fragte sie, ob sie mit mir nicht noch etwas nach draußen gehen wolle, doch da sie noch ihr Geschichts Referat beenden musste, lehnte sie dankend ab.

'Kein Problem' sagte ich und überlegte wie ich mich am besten von ihr verabschieden sollte, als sie mich auch schon umarmte.

Dankend erwiederte ich die Umarmung. Sie war so ein nettes Mädchen. Viel mehr als das. Eine richtig gute Freundin.

Lächelnd drehte ich mich um und wusste, auch ohne Zoe anzusehen, dass auch auf ihren Lippen ein Lächeln lag.

Ich vermutete den Haupteingang in der großen Halle mit dem Tannenbaum. Der Weg war gar nicht so einfach, eben war ich einfach zu aufgeregt gewesen um ihn mir zu merken.

Doch schon nach 15 Minuten hatte ich die Halle gefunden.
Vorsichtig versuchte ich die Tür zu öffnen, doch es gelang mir nicht. Egal wie sehr ich drückte, zog oder schob die Tür bewegte sich keinen Mlimeter. Ich drehte mich um und sah wie einige Menschen schon guckten.

War ich einfach nur zu doof diese Tür zu öffnen? Oder war ich womöglich hier gefangen? War alles was ich gehört hatte gelogen gewesen und es war hier eigentlich ganz anders? Panik kroch in mir hoch.

Scheiße... dachte ich.

Da trat ein Mann neben mich. Mein Herz schlug schneller.  Als ich sah was er tat wollte ich im Boden versinken. Es gab einen einfachen Knopf auf den man drücken musste, damit sich die Tür öffnete. Ich biss mir auf die Lippe, sah den Mann verlegen und dankend an und trat durch die Tür. Und was ich sah, ließ mich die Peinlichkeit vergessen.

Es war Wunderschön! Viel schöner noch als aus dem Fenster eben.

Autos gab es keine, daher hörte man nur Menschen und Tiere. Als ich den altmodischen Marktplatz der Stadt verließ sah ich wie modern und riesig alles war. Ich erkundete alles.Alle gingen zu Fuß oder fuhren auf Fahrrädern.

Als es acht Uhr war hatte ich noch lange nicht alles gesehen, doch ich würde sicher noch die Gelegenheiten haben. Alles war traumhaft gewesen.

Doch ich wollte unbedingt noch zum meiner Meinung nach schönsten Ort der Stadt: dem Wald.

Er wirkte sehr fröhlich und einladend. Ich sah viele Tiere und einige Spaziergänger.Ich wusste irgendwann gar nicht mehr wie lange ich gelaufen war, aber jedenfalls lange.

Irgendwann setzte ich mich auf einen Stein etwas abseits vom Weg, von dem aus man einen wundervollen Ausblick zu einem See hatte.

Eben in der Mensa hatte ich ja noch das Gefühl gehabt, dass meine alte Zeit nun hinter mir lag. Doch jetzt wo ich hier so in der Dämmerung vor dem zugefrorenen See saß, dachte ich wie es wohl meinen Eltern ging und alles überkam mich. Mein Leben hatte sich an einem Tag so sehr geändert. Im einen Moment Krebskranke und im anderen Moment total beliebt auf einem Internat im Himmel.
Das verkraftet man nicht so schnell.

Als ich mir die Seele aus dem Leib geheult hatte blickte ich mich um. Wo war ich mit den Gedanken gewesen? Mittlerweile war es fast dunkel. Und ich hatte keine Ahnung wo ich war.

Ich fand zum Weg zurück, von dem ich gekommen war und blickte in beide Richtungen. Dunkelheit. Super, dachte ich. Am ersten Tag nicht nach Hause kommen - Toller Start.

Der Wald wirkte nun nicht mehr freundlich sondern bedrohlich.
Ich lief und lief. Vielleicht Minuten, vielleicht sogar Stunden. Doch ich kam nirgends an.

Ich hörte die bedrohliche Stille.
Ich sah nur die Dunkelheit.
Ich spürte wie die Kälte in mir hochkroch.
Ich roch die Winternacht.
Ich schmeckte die eisige Luft.

Und ich fühlte - Verlorenheit.

Save meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt