Das Meer und der Wanderer

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Sie war wunderschön, geheimnisvoll und anziehend - für mich.
Ich, ein Wanderer, der noch nie ein Meer gesehen hat und so von von der Weite fasziniert war.
Stundenlang konnte ich in das Blau sehen, welches sich innerhalb von Wochen, Monaten, Tagen und Stunden rasant verändern kann.
Mal was es dunkel und stürmisch, hell und ruhig oder wurde von der Sonne geküsst. Feurige Farben kopierte das Meer vom Himmel.
Und ich lachte die Sonne aus, denn die beiden würden sowieso nur die paar kurzen, bunten Minuten haben.
Das Meer war manchmal nicht bunt, sondern leer.
Alles braun, grau, schlammig. Und ein Versuch das Meer zurückzuholen und ihr entgegen zu laufen wurde damit bestraft, dass meine Füße einsanken.
Also wartete ich immer geduldig auf das Meer. Und ich vermisste sie dabei.
Ich sah das Meer oft an und sagte ihr, dass ich sie mochte.
Sie grinste mich an und kitzelte mich mit den Wellen:"ich dich auch. Bis bald."
Einmal sagte ich ihr, dass ich sie liebte und sie gab mir das gleiche, gewohnte Versprechen.
Und sie wurde dunkel.
Und verschwand.
Ich wartete, ich wartete lang.
Ich lief weit in den Schlick. Doch ich fand sie nicht.
Also packte ich meinen Rucksack und ging weiter.
Ich wäre daran zerbrochen, wenn ich weiter in diese Bruchstücke, in die braune Brühe von ihr, sehen sollte, die von dir noch übrig war.
Also ging ich weiter.
Und wenn ich die Augen schließe kann ich das Meer noch immer wunderschön glitzern sehen, doch ich weiß, was sich unter diesem blauen Tuch verbirgt: brauner Matsch.

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