Geschwisterliebe

„Wenn du das tust, bring ich dich um!" schrie er mich an. Seine Stimme bebte vor Zorn und Empören.
„Ja, damit hast du ja schon Erfahrung!" zickte ich zurück. Mit dem Tod konnte mein Bruder mir nicht mehr drohen. Das hatte er in unserer Jugend zu oft getan.
„Bitte Schwesterchen! Was kann ich tun, damit du mich nicht verrätst?" fragte er und guckte mich mit dem Dackelblick an, mit dem er Mama früher auch immer herum bekommen hatte, ihm ein Eis zu kaufen.
Ich überlegte nicht lange. „Geh aus dieser Gang raus!" sagte ich laut.
„Lya, du weißt, dass ich das nicht kann. Wenn ich auch nur versuche auszutreten werden sie mich erst foltern und dann umbringen!"
„Tja dann..." Ich wandte mich zum Gehen, doch Sam hielt mich an der Schulter fest.
„Bitte Lya, willst du wirklich deinen eigenen Bruder an die Bullen verraten?"
„Ja, wieso nicht?" meinte ich belustigt und grinste ihm schadenfroh ins Gesicht. Ich genoss sein Leiden wie Schokoladeneis mit extraviel Sahne.
„Aber warum?" rief Sam verzweifelt. Auf diesen Moment hatte ich schon lange gewartet.
„Weil ich dich hasse!" sagte ich genüsslich und ließ mir jedes einzelne Wort langsam und genüsslich auf der Zunge zergehen.
Du warst immer Mamas Liebling! Du hast mir ständig das Leben zur Hölle gemacht. Und, du hast immer alles gepetzt, was ich gemacht habe!" mittlerweile schrie ich.
„Mama, Lya hat die Schaufel kaputt gemacht! Mama, Lya hat die Pralinen geklaut! Mama, Lya hat mich gehauen! Mama dies! Mama das! Das ist meine Rache!"
Sam hatte angefangen zu weinen. Er saß wie ein Häufchen Elend auf seinem Bett und schluchzte, doch ich hatte kein Mitleid mit ihm. Jetzt erst konnte er verstehen, wie ich mich immer gefühlt hatte nachdem Papa gestorben war und ich keinen mehr hatte, der noch auf meiner Seite stand.
„Aber das ist doch alles schon 20 Jahr her!" heulte mein Bruder und sah mich flehend an, aber ich sagte nur kühl: „Na und, dann bin ich halt nachtragend!"
Mit diesen Worten verließ ich die kalte ein Zimmer Wohnung meines Bruders, doch an der Tür drehte ich mich noch einmal um. Sam sah mich hoffnungsvoll an, aber ich kam nur zurück ins Schlafzimmer um einen Bilderrahmen von mir und Sam auf den Boden klirren zu lassen.