Leon

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Leon hatte mich immer wieder dazu gebracht, zu denken, dass Kai und seine Freunde mir egal wären. Er war mein bester Freund geworden. Ich vertraute ihm blind und er war der erste Mensch nach langer Zeit, bei dem ich das Gefühl hatte, er würde sich wirklich für mich interessieren und ich könnte ihm vertrauen. Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass mir Kai und die anderen fehlten. Ich schrieb Kai an. Ich sagte meiner Clique nichts davon, denn ich wusste, was sie von ihm hielten und dass sie nicht wollten, dass er mich nochmal verletzen würde. Er sagte, dass es ihm auch schlecht ging und wir redeten lange über unsere Fehler. Er versprach mir, mit den anderen darüber zu reden und sie davon zu überzeugen, dass ich keine Schuld an unserem Streit hatte. Danach ging alles ziemlich schnell und wir haben uns vertragen.

Erst nach langer Zeit merkte ich, dass ich fast nichts mehr aß. Meine Verwandten sagten zwar zu mir, ich hätte abgenommen, aber ich dachte, ich wäre einfach nur gewachsen. Aber mir wurde bewusst, dass ich nie Hunger habe uns nur noch einmal täglich aß. Ich stellte mich auf die Waage. Ich hatte 5 Kilo abgenommen. Unbewusst. Ungewollt. Leon merkte das irgendwie.

Leon..ja, Leon war mein allerbester Freund. Wir skypten jeden Abend miteinander und ich war aufgeschmissen ohne ihn. Er fing mich immer auf, wenn ich Probleme hatte und er war der erste Mensch in meinem Leben, dem ich von meiner Verlustangst erzählte.

Es war an einem Abend in den Osterferien. Er war im Urlaub und wir hatten ziemlich heftigen Streit, weil er mitbekam, dass ich mich geritzt hatte. Ich weinte viel und irgendwann erzählte ich ihm, dass ich unter starken Verlustängsten leidete. Ich hatte panische Angst davor, Menschen, die ich liebte und die mir wichtig waren, zu verlieren. Ich hatte Angstzustände, in denen ich zitterte und mir Vorwürfe machte. Egal bei welchem Streit, ich suchte die Schuld immer bei mir, weil ich meinen Freunden nicht böse sein konnte. Ich drehte die Geschichte immer so, dass ich die Schuldige war. Und dafür verletzte ich mich selbst, indem ich mich ritzte. Er verstand mich zwar, aber er brauchte Abstand. Das war unser erster großer Streit und ich war am Boden zerstört...

Ich kann nicht mehr.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt