Marius' Geburtstag

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Und wieder griff ich zur Klinge. Ich wusste, dass er dann noch mehr sauer sein würde, aber erstens konnte ich nicht anders und zweitens würde er es eh nicht erfahren.

Er meldete sich lange nicht und ich versuchte immer wieder verzweifelt Kontakt zu ihm aufzubauen, doch erst als er wieder in Deutschland war, antwortete er. Zum Glück war er nicht mehr sauer und verstand, dass er mir dadurch nicht half, sondern eher das Gegenteil tat. Von da an versuchte er, damit umzugehen und mir zu helfen.

Er wurde zu meinem wichtigsten Freund, weil er wusste, was in mir vorging. Ich konnte ihm immer alles erzählen. Leider verstanden Maya und Alice, seine Freundin, das komplett falsch. Die beiden waren sowieso wie eine Person und so dachten sie dann auch.

Alice war richtig sauer auf mich, weil sie dachte, zwischen mir und Leon wäre mehr als Freundschaft und wir hatten Streit. Aber kurz darauf trennten sie sich, weil Alice ihn nicht mehr liebte. Leon war total am Boden. Er liebte sie, wie er noch nie zuvor jemanden geliebt hatte.

Es verging einige Zeit und irgendwann feierte Marius seinen Geburtstag mit der Clique. Das war der Tag, an dem ich auch Alice und Maya von meiner Verlustangst erzählte. Ich saß am Tisch in Marius' Garten und schaute mich um. Es war Sommer und ziemlich warm. Die Sonne scheinte und alle hatten Spaß.  Plötzlich überkamen mich so viele Gedanken: Was, wenn ich sie alle irgendwann verliere? Was, wenn einer von ihnen stirbt? Was, wenn wir uns alle irgendwann aus den Augen verlieren?

Mir schossen die Tränen in die Augen. Ich lief zu Maya und Alice und umarmte sie. Einfach so. Und dann konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich weinte. Maya und Alice rannten mit mir ins Haus, sodass die anderen nichts mitbekamen. Oben auf dem Balkon angekommen erzählte ich ihnen dann alles und erklärte ihnen, warum Leon mir so wichtig geworden war und ich so viel Zeit mit ihm verbrachte. Sie verstanden mich. Maya sagte damals: 'Jetzt verstehe ich dein komplettes Leben irgendwie besser. Jetzt ist mir alles klar geworden.' Ich war so froh, dass ich sie hatte. Nachdem ich mich beruhigt hatte, bemalten wir ein T-Shirt als Geschenk für Marius und gingen wieder nach unten und ich umarmte alle anderen auch. Das tat gut. Ich liebte meine Clique. Mehr als alles andere in meinem Leben.

Wir hatten noch so viel Spaß an diesem Tag und abends gingen wir ein Stück den Feldweg hoch und setzten uns in eine Holzhütte. Dann rauchte ich zum ersten Mal Shisha.

Wir schauten danach nur noch einen Film und um 12 wurden alle abgeholt. Eigentlich sollte ich um diese Zeit auch geholt werden, aber meine Mum hatte gesagt, sie würde mir eine SMS schreiben, sobald mein Dad losfuhr. Doch es kam lange keine, also legte ich mich noch ein bisschen zu Marius und Leon. Um viertel 1 kam dann die SMS von meiner Mum und ich ging nach draußen. Leon begleitete mich und ich verabschiedete mich von ihm.

Im Auto bei meinem Dad angekommen, schrie der mich erstmal an, warum ich so spät sei. Ich hatte 6 Wochen Hausarrest und musste 1 Woche mein Handy abgeben. Wegen 15 Minuten! Mein Dad hätte auch einfach klingeln können, aber nein?! Ich hasste meine Eltern. Ich hasste sie wirklich.

Bei 10 Reads geht's weiter :))

Ich kann nicht mehr.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt