Eisblaue Augen

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6:30 Uhr... Stefanies Wecker klingelte und sie war sofort wach. Heute war es soweit. Sie hoffte, dass Thomas davon nicht wach geworden ist. Er war gestern so lieb zu ihr, da wollte sie ihn nicht unnötig wecken, nur weil sie früh raus musste. Da Stefanie so aufgeregt war, fiel ihr das Aufstehen heute ausnahmsweise mal nicht so schwer. Sie drehte sich noch kurz zu Thomas um und gab ihm einen leichten Kuss auf die Stirn.
Es war Anfang Juli und ein paar Sonnenstrahlen fanden um diese Uhrzeit schon den Weg ins Schlafzimmer. Damit Thomas davon nicht geweckt werden konnte, zog sie die Vorhänge zu und ging so leise wie möglich aus dem Zimmer und zog sachte die Tür hinter sich zu. Immer noch in Gedanken, wie der Tag heute wohl ablaufen würde, trottete Stefanie ins Badezimmer, um erstmal eine Dusche zu nehmen. Der Blick in den Spiegel ließ sie einen Schritt zurücktreten. Sie sah schlimm aus. Man konnte ihr den mangelnden Schlaf deutlich ansehen. Und das ausgerechnet heute beim ersten Treffen mit den anderen Coaches. Macht ja gleich einen super Eindruck. Stefanie verdrehte die Augen und seufzte. Aber mit ein bisschen Schminke würde man das schon irgendwie hinbekommen. Als sie frisch geduscht und fertig gemacht aus dem Bad kam, fühlte sie sich gleich viel besser. Bevor sie sich aber schminkte, brauchte sie erst noch einen Kaffee, sonst würde sie die nächsten Stunden nicht überstehen. Sie traute sich erst nicht die Kaffeemaschine anzuschalten, weil sie Thomas eventuell damit wecken könnte. Aber sie hörte aus dem Schlafzimmer ein lautes Schnarchen und da Thomas sonst eigentlich nie schnarchte, deutete sie dies als einen tiefen und festen Schlaf.
Froh darüber, dass Thomas davon nicht wach wurde, ging sie mit ihrem heißen Kaffee auf den Balkon. Die Luft war zwar noch etwas kühl, doch Stefanie schien die Sonne angenehm ins Gesicht. Sie versuchte sich gerade zu entspannen und die Aufregung auszublenden, als sich plötzlich zwei Hände von hinten auf ihre Hüften legten. Sie zuckte kurz zusammen, dann aber spürte sie einen warmen Atem in ihrem Nacken und fühlte sich sofort wohl. Stefanie lehnte sich nach hinten und schloss dabei ihre Augen. Ihre Tasse hielt sie immer noch in beiden Händen vor ihren Bauch.
,,Na, du Genießerin?", hauchte Thomas ihr ins Ohr und küsste ihren Nacken.
Stefanie bekam eine Gänsehaut. Sie drehte sich in seinen Armen um und schaute ihm in die Augen. ,,Na?", begrüßte sie ihn. ,,Warum bist du denn schon wach? Ich hab mir so viel Mühe gegeben, dich nicht zu wecken..."
Thomas sah sie überrascht an. ,,Ja, aber ich stehe doch sonst auch früh auf."
,,Aber doch nicht SO früh... Komm leg dich wieder ins Bett."
,,Nee, jetzt kann ich auch nicht mehr schlafen. Eigentlich bin ich auch nur aufgestanden, weil du gestern so aufgeregt warst.", gab Thomas nun zu.
Stefanie lächelte und wollte sich gerade bei ihm bedanken, als Thomas sie unterbrach.
,,Hunger?", fragte er, während er ins Wohnzimmer ging.
Stefanie bejahte seine Frage und lief ihm hinterher. Mittlerweile hatte sie ihren Kaffee ausgetrunken und war wenigstens etwas wacher. Da Männer generell immer schneller waren als Frauen, machte Thomas sich schnell fertig und fuhr zum Becker. In der Zeit konnte Stefanie sich schminken. Viel Zeit hatte sie nicht mehr. Es war schon acht Uhr und um neun wollten sich alle Coaches im Studio treffen.
Als Stefanie und Thomas gemütlich in der Küche saßen und ihr Brötchen aßen, stieg die Aufregung in Stefanie wieder. Hektisch schaute sie auf die Uhr. Scheiße! Schon halb neun! Sie brauchte mindestens eine halbe Stunde zum Studio, wenn sie gut durch den Verkehr kam.
,,Scheiße ich muss los!" Stefanie sprang vom Stuhl auf und lief aus der Küche.
,,Ich fahre dich!", rief Thomas ihr hinterher.
Wenige Minuten später saßen sie auch schon im Auto. Thomas parkte den Wagen auf dem großen Parkplatz neben einem schwarzen BMW. Schnell stiegen die beiden aus. Thomas brachte Stefanie noch zum Eingang. Er wünschte ihr noch schnell viel Spaß und drehte sich schon zum Gehen um, als sie ihn plötzlich am Handgelenk zurückzog. Sofort drehte er sich wieder zu seiner Freundin. Sie guckte ihn mit großen Augen an.
,,Thomas, ich kann das nicht. Ich traue mich nicht..."
Thomas schloss Stefanie einfach fest in seine Arme. ,,Doch du schaffst das. Ich kenn dich doch. Du bist so eine starke Frau. Wenn sie dir blöd kommen, was sie nicht tun werden, dann wirst du schon einen passenden Spruch parat haben. Das weiß ich... Jetzt guck nicht so traurig, freu dich! Ihr habt zwei Wochen Zeit euch besser kennenzulernen, bevor die Aufzeichnungen für die Blinds anfangen. Komm, geh da jetzt rein und hab Spaß!", sagte Thomas ruhig und löste sich etwas aus der Umarmung, um sie angucken zu können. Anscheinend haben Thomas Worte geholfen, denn Stefanie strahlte wieder. ,,So kenn ich meine Steff... Und jetzt los, es ist schon 10 nach.", fügte Thomas noch hinzu. Daraufhin nickte sie, stellte sich auf Zehenspitzen und gab ihm noch einen schnellen Kuss auf den Mund, bevor sie sich umdrehte.
Stefanie ging durch eine Glastür ins Studio. Thomas blieb noch stehen und wartete, bis sie verschwunden war. Einmal drehte Stefanie sich noch um und winkte Thomas zu, dann war sie nicht mehr zu sehen.

Als Stefanie im Foyer stand, fiel ihr auf, dass sie ja gar nicht wusste, wo sie hin musste. Die Handynummern der anderen hatte sie noch nicht. Anrufen konnte sie also auch keinen. Sie kannte sich hier doch überhaupt nicht aus... Verzweifelt seufzte sie. Plötzlich tippte sie jemand von hinten an. Stefanie wirbelte herum und blickte direkt in zwei eisblaue Augen. Wow, war das ein schönes Blau.
Sie konnte ihren Blick gar nicht mehr von ihnen abwenden. Zum Glück wurde sie aus dieser Starre gelöst, indem dieser jemand mit den wunderschönen blauen Augen, auf mehr hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht geachtet, anfing zu reden.
,,Du musst Stefanie sein... Ich bin Samu.", sagte er mit einer freundlichen, tiefen Stimme und zog Stefanie in eine herzliche Umarmung.
Noch völlig überwältigt von diesen Augen, stotterte sie: ,,Äh...ich? Ähm ja... Ich Stefanie Kloß bin..." Sofort lief sie rot an. Was hat sie denn da für einen Mist von sich gegeben? Was er jetzt wohl von ihr dachte...na super. Schnell verbesserte sie sich: ,,Oh Gott, tut mir leid. Ich meinte natürlich, ja ich bin's Stefanie...hehe." Etwas verlegen schaute sie auf ihre Füße. Ihr war das gerade so unangenehm. Sie wollte einfach nur schnell wieder von hier weg.
Samu musste schmunzeln. Er musste zugeben, Stefanie war schon süß, und hübsch noch dazu. Bei ihrem Blick in seine Augen hätte er sich fast nicht mehr von ihren wunderschönen, großen Augen lösen können. Es gelang ihm nur mit Mühe. Sie war wirklich schön.
Damit es nicht noch unangenehmer für Stefanie wurde, legte er schnell einen Arm um die zierliche Sängerin und machte sich mit ihr auf den Weg zu den anderen.
Stefanie starrte weiterhin auf den Boden, bis Samu sie ansprach und sie zu ihm hochschauen musste. Das war er also. - Der gut aussehende, blonde Finne, von dem alle Frauen schwärmten... Vorher konnte sie nie verstehen, was an ihm so besonders sein sollte. Doch jetzt konnte sie es voll und ganz nachvollziehen. Er sah wirklich ziemlich gut aus. Stefanie und Samu hatten sich zwar schon ein Mal gesehen, aber das ist schon lange her. Außerdem ging alles ganz schnell, da die beiden Bands im Aufzug aufeinander trafen.
Während Stefanie über Samus Aussehen nachdachte, hatte sie gar nicht mehr auf seine Frage geachtet. ,,Äh, was hast du gerade gesagt?", fragte sie nach.
,,Oh sorry wenn die Frage blöd war... Du musst sie nicht beantworten.", antwortete Samu daraufhin schnell und brach den Augenkontakt ab.
Stefanie war verwirrt. Sie hatte doch nur nochmal nachgefragt. Naja egal, sie schob diese komische Konversation zwischen ihnen einfach beiseite. Es war wahrscheinlich nur ein Missverständnis.
Sie guckte auf Samus Hand, die immer noch auf ihrer Schulter ruhte. Ein wohliges Gefühl machte sich in Stefanie breit. Eigenartig, dass sie sich bei einem fremden Mann, den sie erst gerade getroffen hatte, so wohl fühlte. Sie kannte ihn doch eigentlich gar nicht. Aber er machte einen netten Eindruck. Zum Glück hatten sie jetzt zwei Wochen Zeit sich besser kennenlernen zu können. Sie freute sich nun wirklich auf die ganze The Voice Zeit.
Samu sah, wie Stefanie auf seine Hand schaute. Mochte sie das etwa nicht? Mochte sie ihn vielleicht nicht? Die Frage von ihr eben war so komisch, und jetzt auch noch ihr Blick auf seine Hand, welchen er nicht deuten konnte. Vorsichtshalber nahm er seinen Arm wieder von ihrer Schulter.
,,Nein!", schoss es aus ihr wie aus einer Pistole. Erschrocken und verwundert zugleich über ihre eigenen so plötzlichen Worte, schaute sie schnell zu Samu rauf. Was er jetzt wohl schon wieder von ihr dachte. Sie musste doch in seinen Augen bekloppt sein.
Ein Lächeln legte sich auf Samus Lippen und er nahm sie wieder in den Arm. Stefanie musste innerlich grinsen bei dem Anblick. Gott, er sah aber auf gut aus mit diesem Lächeln.
Das Studio war aber ganz schön groß, dachte sich Stefanie. ,,Was hast du eben nochmal gefragt? Ich war nur gerade in Gedanken..." Als sie das sagte, wurde sie schon wieder rot und beobachtete ihre eigenen Schritte. Wenn Samu doch nur wüsste, woran sie eben gedacht hatte...peinlich.
,,Ach nicht so wichtig.", antwortete Samu noch immer mit einem Lächeln im Gesicht.
Ein paar Schritte weiter kamen sie endlich am Gemeinschaftsraum an. Samu öffnete die Tür, ließ Stefanie dabei aber nicht los.

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