Kapitel 7

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Ich versuchte aufzuschreien und demjenigen in die Hand zu beißen, aber es war unmöglich, der Griff war zu stark.

„Was führ eine Furie du doch sein kannst", murmelte sie Person leise.

Nicht irgendeine Person... Es war Eric. Natürlich... Wer auch sonst... Wer erschreckte mich sonst so. Mir wäre ein Lachen entflohen, wäre nicht seine Hand auf meinem Mund.

„Ich hol dich, bald... Vertrau niemandem...", wisperte er und seine Hand war weg, „Nicht schreien."

Ich wusste, dass er wieder fort sein würde, wenn ich mich umblicken würde. Ich wollte nicht, dass er ging und doch hielt ich den Mund, wie er gesagt hatte. Er würde mich holen. Aber ich hasste... Hasste es, dass ich mich auf ihn verlassen musste. Ich musste mich auf Eric verlassen, wie immer und immer. Als wäre ich kein eigenständiger Mensch mehr. Wider fiel mir auf, dass ich mich ja schon darauf beschränkt hatte eine Schachfigur in diesen Spielen zu sein.

Linus kam wieder und warf das Holz neben das Feuer und schürte es neu. In dem helleren Licht und ohne das ganze Gestotter sah er älter aus. Älter als Eric und Daniel sogar... Vielleicht neunzehn? Noch mehr Wut flammte in mir auf. Wenn seine Geschichte stimmte jedenfalls so halb... War er feige abgehauen. Andere verloren ihr Leben und er lief weg. Ich hasste sowas. Auch wenn ich dem ganzen selbst unbedingt aus dem Weg gehen wollte, nun würde ich kämpfen, um alles wieder ins Lot zu bekommen.

Ich beobachtete ihn genau. Seine Bewegungen waren ungeschickt, als hätte er erst neu gelernt, wie man Feuer machte. Ein weiterer Punkt auf der Misstrauen-Seite.

„Du solltest schlafen", sagte ich schließlich schlicht und starrte ihn an.

Er kaute auf seiner Wange und nickte. „Ich vertraue dir", erwiderte er und legte sich in seinen Schlafsack. Seine Worte gaben mir einen harten Schlag. Er vertraute mir... Wieso vertraute er mir?

Ein seufzen entwich mir. Das war egal. Eric war in der Nähe und würde seinen Plan durchsetzen. So einfach war das. Es war egal, ob er mir traute. Es war egal.

Ich starrte in das knackende Feuer, ließ meinen Blick über seinen Körper schweifen, über die Lichtung... Alles ganz still. Vielleicht war das nur eine letzte Vision gewesen. Vielleicht war Eric gar nicht da gewesen.

Die Stiche juckten unangenehm.  Wie viele Viechern hatten mich denn erwischt? Und... Wie hatte ich es bloß überlebt... Das war alles meine Schuld. Ein Rascheln ließ mich aufschrecken, aber es war nur ein Kaninchen, das durchs Unterholz hoppelte.

Ich bemühte mich nicht einzuschlafen und summte deshalb leise vor mich hin.  Aber es war schwer nicht nach zu denken und still zu sitzen ohne gleich weg zu dämmern. Ich kochte mir einen Tee, um etwas zu tun zu haben. Meine Kleidung war trocken. Wieder fragte ich mich, wie lange ich wohl geschlafen hatte. Mindestens einen Tag bestimmt...

Meine kalten Finger wärmten sich durch den Stoff an der heißen Dose. Es war wirklich kalt. Wie lange die Nacht wohl noch dauern würde?

Wie die Nacht wohl in Dreizehn war? Sie wohnten unterirdisch... Waren die Mauern nicht furchtbar erdrückend? Ich seufzte und ließ mich vom Tee wärmen...

Ich durfte nicht an dreizehn denken, das brachte nur Gedanken an sie zustande und dann würde ich wieder in dieses Loch fallen.

Ich schloss kurz die Augen und sah wieder dieses Bild von Eric vor meinen Augen als ich von der Schlucht fiel. Seine Situation schien Ausweglos gewesen zu sein, aber... Er hatte mit mir gesprochen... Doch nur eine Halluzination? Nein... Das war er bestimmt nicht. Hoffe ich... Aber warum tauchte er dann nicht wieder auf? Wieso ließ er sich so lange Zeit?

Die Tribute von Panem - Falsches SpielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt