Kapitel 11- Ein alter Freund

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Erschrocken blicke ich mich um undsuche nach dem Menschen zu dem die Stimme gehört. Es ist...


Es ist ein Mann der mir ungeheuerlichbekannt vorkommt. Woher kenne ich ihn bloß?

Er sieht nicht viel älter als ich aus.Höchstens ein Jahr. Er ist groß und hat ziemlich breite Schultern.Seine Haare sind fast schwarz und seine Augen dafür leuchtend blau.

Ich kenne ihn. Ich weiß es einfach,aber woher? In meinem Kopf rattert es und ich versuche verzweifeltmich an ihn zu erinnern.

„Mir scheint du kannst dich nichtmehr an mich erinnern, oder Schneewittchen?"

Und als er das sagt fällt es mir wieSchuppen von den Augen. Das ist James!

Ich kenne ihn aus dem Kindergarten undder Grundschule. Er, Les und ich waren immer sehr gut befreundet.Sein Dad starb einige Zeit vor meinem. Er war am Boden zerstört undkurz nach dem Tod seines Vaters sind er und seine Mutter weg gezogenich weiß nicht mehr wohin, aber ich hab ihn bald vergessen. Ich habeeinige zeit noch Briefe von ihm bekommen und sie auch immer gleichbeantwortet, aber irgendwann hat er damit aufgehört und ich habe esaufgegeben ihm zu schreiben, nachdem er nicht mehr geantwortet hatte.

Er hatte mich immer Schneewittchengenannt. Das war unser aller Lieblingsmärchen. Ich wurde in derGrundschule immer so genannt, aber sobald er weg war hat auch dasaufgehört.

„James!"

„Ja kleines, ich bin es. Was ist los?Wieso bist du so bedrückt? Wo ist das lächeln?"
„Es ist weg.Für immer!"

„Willst du mir sagen was passiertist?"

„Willst du mir sagen was du wieder inLondon machst? Und dann zufällig heute? Und wieso du zufällig dannhier bist wenn ich grade einen halben Nervenzusammenbruch habe?"

„Erstens, weil ich hier Arbeit habeund meine Heimat vermisst habe. Zweitens, weil das der günstigsteFlug war den ich bekommen konnte. Und drittens, weil ich grade vomFlughafen komme, noch nicht in meiner neuen Wohnung war, da ichzunächst meinen Vater besuchen wollte. Es ist lange her das ich hierwar. Ich war dazu verdammt mit Mum und ihrem neuen Typen in Miami zuleben. Und du meine liebe hast ne totale Fahne.", beantwortet erall meine Fragen und wedelt anschließend mit der Hand vor seinerNase herum.

„Hast du die ganze Flasche alleinegetrunken?"

„Nein.", sage ich kalt, lege dieFlasche an meine Lippen und trinke den letzten Rest der noch in derFlasche ist auf Ex aus.

„Jetzt aber.", sage ich und zwingemir ein kleines nicht ernstgemeintes Lächeln ab.

„Na komm, erzähl mir wieso du dichso betrinkst."

„Ich will nicht."

„Doch du willst."

„Nein! Will ich nicht", sage ichtodernst und schaue ihn wütend an.Und dann beginnt es zu Regnen.Nicht ganz leicht- Nein! Es gießt sofort wie aus Eimern.

„Das Wetter hab ich definitiv nichtvermisst. Na wie wärs willst du mit mir mit kommen? Ich nehme dichmit meinem Auto mit und setzte dich ab wo du willst."
„Kannich erst einmal mit zu dir kommen? Ich will nicht nach Hause und zumeiner Mum kann ich auch nicht, da ist Charlotte und zu Leslie kannich jetzt auch nicht, da wird er mich am ehesten erwarten undsuchen."

„Ich nehme dich gerne mit zu mir,aber unter einer Bedingung.", sagt er und steht auf.

„Die da wäre?", frage ich undlasse mich von ihm auf die Beine ziehen.

„Du erzählst mir was passiert istund wieso du dich so betrunken hast."
„Okay aber dafür willich noch mehr Alkohol haben. Ansonsten pack ich das nicht."
„Duhast schon ne ganze Flasche Vodka getrunken. Ist das nicht genug?Hinterher darf ich an meinem ersten Abend in London gleich mit dirins Krankenhaus."
„Ich vertrag eine Menge glaub mir. Ich binjetzt schon wieder fast Nüchtern"

Okay, fast nüchtern ist vielleichtübertrieben, aber ganz gelogen hab ich nicht. Durch meineUnsterblichkeit regenerieren sich meine Zellen schneller, weshalbauch Alkohol schneller von meinem Körper abgebaut wird. MeinStoffwechsel arbeitet schneller als der von normalen Menschen. Isteigentlich ganz praktisch wenn man sich mal ne Erkältung einfängtoder so, aber wenn man das verlangen hat sich zu betrinken und esnicht so funktioniert wie man sich das vorstellt könnte man denScheiß echt verfluchen.

„Na gut. Aber wehe du kotzt mir inmeine Wohnung. Dann schläfst du in der Badewanne."
„Na gut.",sage ich und fange an zu kichern.

„Oh Nein, du kicherst aber jetztnicht den ganzen Abend oder?"

„Kannst ja mit mir trinken, dannmusst du auch kichern und/ oder heulen wie du meine Geschichteaufnimmst ist dir überlassen."

„Ich werde nicht lachen ichverspreche es."

„Danke."


Als wir in James' Wohnung ankommen,lässt er mich zuerst eintreten. Es ist schön und gemütlich. Ichkann mich hier auf an hieb wohl fühlen. Ich nehme James die Tütemit den verschiedensten Alkohol Flaschen ab und werfe mich auf dieCouch. Ich sehe in die Tüte und entscheide mich als erstes den JackDaniels zu trinken.

Ich öffne die Flasche und James kommtzu mir ins Wohnzimmer. Er legt mir ein paar trockene Sachen von sichselbst hin und setzt sich in den Sessel gegenüber.

„Du kannst dich im Bad umziehen. Wenndu magst kannst du auch duschen."
„Nein danke. Aber ich ziehmich eben um."
Ich stehe ruckartig von er Couch auf und wankeleicht. Der Alkohol macht sich erst jetzt richtig bemerkbar.

„Vorsicht.", sagt James und lachtein wenig über mich.

Ich schnappe mir eines der DekorKissen, die auf der Couch verteilt sind und werfe es nach ihm.Zielsicher bin ich immer noch. Na wenigstens etwas. Ich lächle einwenig und gehe ins Bad um mich umzuziehen.

Als ich zurück komme sitzt James immernoch in dem Sessel und starrt auf das Glas in seinen Händen. Er hatsich am Jack Daniels bedient. Als ich rein komme sieht er zu mir aufund sagt: „ Also? Was ist passiert, dass das kleine Schneewittchenzur Alkoholikerin mutiert?"

„Ich hoffe du stehst auf langeGeschichten."

„Klar! Ich hab Zeit."

„Also gut. Es fing vor ein paarMonaten an..."

Bernsteingelb- Die Liebe übersteht alles!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt