KELEPCE - "Ben seninle Nefes aldigimi Hissettim"

Kapitel 19

[...]

»Bist du fertig, Hayatim? (Mein Leben)«, rief er durch das Haus.

Ich parfümierte mich noch mit dem Hugo Boss Parfüm und nahm meine Clutch zur Hand. Ein letztes mal sah ich in den Spiegel und lief dann die Treppen runter zu Zijad. Ich trug ein schlichtes schwarzes kleid, welches den Boden entlang glitt. Die Träger des Kleides hingen an meinen Armen, welches die Fassade eleganter aussehen ließ. Dazu kombinierte ich meine schwarzen High Heels und meine schwarze Clutch. Zum Kleid kombinierte ich eine silberne Choker Kette an meinem Hals, die glitzerlich beschmückt war. Meine Lippen betonte ich durch einen starken, weinroten Lippenstift. Mein Gesicht war stark contouriert, der Highlighter gab, wie der Name es verriet, den Highlight. Meine Augen funkelten durch den Smokey Eyes Effekt. Meine Haare waren streng zu einem Pferdeschwanz gebunden. Das Haargummi versteckte ich, indem ich eine Strähne außenrum befestigte. Mein Rückendekolleté war nicht zu übersehen.

Unten angekommen, scannte mich mein Mann von oben nach unten ab.

»Du siehst umwerfend aus.«, Flüsterte er mir ins Ohr, worauf sich Gänsehaut auf meinem Körper bildete. Zusammen liefen wir in seinen Mercedes AMG S63 und fuhren los. Im Auto herrschte eine angenehme Stille, welches er unterbrach.

»Wolltest du mir nicht vorhin etwas sagen?«Sah er mich an.

Wie sollte ich es im Auto sagen? Zijad ich bin schwanger? So einfach war das nicht. Ich entschied mich, es ihm irgendwann anders zu sagen.

»Nein nein, hat sich erledigt.«, Gab ich locker von mir. Er nickte nur. Es hatte sich nichts erledigt..

Vor einem Gebäude hielten wir an. Es war atemberaubend schön. Zijad hatte ein Geschäftsmeeting, beziehungsweise eine Party mit Partnerfirmen organisiert. Da musste natürlich seine Frau ebenfalls anwesend sein. Hand in Hand betraten wir das große Saal, welches mit einer Bühne, vielen Stehtischen und Kronleuchtern beschmückt waren. Es liefen überall Männer in Anzügen rum, die Wein oder sonstige Alkoholischen Getränken zu sich nahmen. Es war alles hier hoch elegant.

Zijad gesellte sich zu seinen Partnerfirmen und begrüßte sie alle. Ich ebenfalls.
An einem Stehtisch redete ich mit der Frau eines Geschäftsmannes, bis mich ein plötzlicher Stich im Herzen zusammenzucken ließ. Die Dame sah mich besorgt an und fragte mich, ob alles in Ordnung sei. Ich bestätigte ihr dies, und begab mich zur Toilette.
Mit der linken Hand hielt ich am Rand des Waschbeckens fest, während ich mit der Rechten an meinem Bauch hielt. Mein Kind..
Eine Frauenstimme ließ mich erschrecken.

»Ist alles in Ordnung, Frau Âmin?« hielt die Dame von vorhin an meine Schulter.

Kurz lächelte ich sie warm an.
»Ja, Frau Karayürek. Machen sie sich keine Sorgen, das passiert mir öfter.« log ich.

»Nenn mich ruhig Delal. Wie heißt du eigentlich, wenn ich fragen darf?«

»Bahar. Freut mich dich kennenzulernen.« lächelte ich sie erneut an.

Plötzlich spürte ich etwas in meiner Speiseröhre, und schon kniete ich mich an die Kloschüssel. Delal rannte mir nach und hielt meinen Pferdeschwanz nach Hinten. Wie peinlich.. ich übergebe mich vor einer Fremden.

[...]

Der Abend neigte sich friedlich zum Ende. Inzwischen verstanden wir uns besser mit Delal. Ihre grünen Augen funkelten Freude aus, ihre langen hellbraunen Haare trug sie offen mit ihren Naturlocken. In ihrem dunkelgrünen, figurbetontem Kleid erkannte man ihre 90-60-90 Figur, auf die jedes Mädchen neidisch sein würde. Ihr Mann, Emirhan, war ein guter Freund und gleichzeitig auch der Geschäftspartner von Zijad. Zwischendurch fragte mich Zijad, ob mit mir alles okay wäre, da meine Hautfarbe an Blässe zunahm. Ich spürte viele Blicke einiger alleinstehender Geschäftsmänner. Unwohles Gefühl stieg in mir. Delal schien dies gemerkt zu haben, und fragte mich, ob wir nicht kurz rausgehen sollten, um frische Luft zu schnappen. Ich nickte, worauf wir uns nach draußen begaben. Ich wünschte, ich wäre drinnen geblieben; denn das, was ich nun sah, ließ mein Herz schmerzen. Die kühle Luft wurde enger. Mein Magen zog sich zusammen, und ich nahm stark das Schwindelgefühl wahr.

Aus einem dunkelgrauen Range Rover stieg er aus. Ich konnte es nicht fassen. Er? Er lebt? Er ist hier? Aber wieso? Was macht er hier? Wieso ist er hier?
Sein Bart war gewachsen zu einem Vollbart, aber dennoch wirkte es gepflegt. Sein weißes Hemd betonte seinen ziemlich trainierten Oberkörper. Den Sakko trug er läßig mit dem Zeige-u. Mittelfinger über die Schultern. Seine linke Hand vergrub er in seiner Hosentasche, was ihn zum Anbeißen gut aussehen ließ.

Alles um mich blieb stehen, je näher er mir kam. Hat er mich wohl vergessen? Erinnert er sich an meinen Namen noch? Nach all den Jahren? Meine Gedanken bestätigten sich, als sich eine blonde Frau neben ihm blicken ließ. Sie war ca. 1.75 m groß, sah, meiner Meinung nach, ziemlich künstlich aus. Botox Lippen, gemachte Oberweite...
Zumindest erkannte man, zu welcher Sorte sie gehörte. So sehr hat er sich also verändert? Was war alles passiert, nach mir?
Ich schüttelte meine Gedanken weg, da es sich nicht gehörte. Ich musste absofort nicht nur an mich, sondern auch an mein Kind denken. An mein Kind.

Sie verschwanden hinter der Eingangstür und somit auch meine Gedanken. Delal holte mich aus meiner Traumwelt raus, indem sie an mir rüttelte.

»Hallo? Erde an Bahar?« lachte sie auf.

»Tschuldige, war in Gedanken versunken.« erklärte ich es ihr.

»Wegen dem von vorhin? Dilemîn (kurdisch: mein Herz), du bist mit Zijad Âmin verheiratet. Was will man mehr? Er sieht Bombe aus, ist sympathisch und und und.«

»Lange Geschichte Canim (mein Leben), ist egal.«

So beschlossen wir, wieder reinzugehen. Delal gesellte sich neben Emirhan, und ich neben Zijad. Meine Blicke fielen ständig zu der Blondine. Ob sie verheiratet sind? Oder ob sie nur Eine für eine Nacht ist? Ob er mich erkannt hat? Ich bemerkte garnicht, dass Zijad mit mir sprach.

»Birtanem (meine Einzige), du siehst krank aus. Sollen wir gehen?«, fragte er mich fürsorglich. Ich nickte, doch davor wollte ich unbedingt etwas erledigen.

»Geh du schonmal ins Auto, ich komme gleich.« gab ich ihm bescheid, worauf er nickte.

Nachdem er verschwand, holte ich mir vom Getränkestand ein Glas Rotwein und lief in die Richtung der blondhaarigen Frau. Gespielt, stoß ich gegen sie und ließ mit voller Absicht das rotfarbige Alkohol über ihren 10 Meter offenen Dekolleté schütten. Schauspielerisch hielt ich meine freie Hand vor dem Mund und sah sie provozierend an.
Ich gewann die Aufmerksamkeit von ihm.

»Können sie nicht aufpassen? Das ist ein fünf tausend Dollar Kleid!« beschwerte sie sich, worauf ich amüsierend lachte.

»Schade, dachte es wäre billiger als du.« scannte ich sie bewusst von oben nach unten ab.

Von hinten hörte ich das Gekicher von Delal. Die Frau mit dem 'fünf tsd. Dollar Kleid' verschwand mit schnellen Schritten in Richtung Toilette.

Ich kam Burak näher, bis wir uns intensiv in die Augen blickten.

»Schön, Sie wieder zu sehen.« lächelte ich provokant. Er war schon immer sehr schnell zu reizen.

Mit offenen Fragen ließ ich Burak da stehen und drehte mich um. Ich verabschiedete mich noch von Delal und gab ihr bescheid, dass ich sie durch WhatsApp kontaktieren würde. Nun begab ich mich Richtung Ausgang und setzte mir mein zufriedenes Lächeln auf.