Ich ziehe mich in meine Fantasiewelt zurück, so wie ich es auch heute Nachmittag gemacht habe. Ich lasse mich ganz tief fallen, so dass ich das Gefühl habe zu schweben und stelle mir vor wie das Leben sein könnte. Jeden Sommer fahre ich zu meiner Oma und später mit meiner Familie in den Sommerurlaub. Dann sind die Sommerferien leider schon rum. Nur diese Ferien werden besonders. Ich bin dann 16, das Jahr der ersten Erfahrungen. Ich habe wie jedes Mal schon wieder den Traum eine Urlaubsaffäre zu haben. Die Betonung liegt auf Affäre und nein, ich bin keine Schlampe. Ich möchte einfach nur meine ersten Erfahrungen mit Jungs sammeln, doch zum Verlieben und Lieben fehlt mir der Mut. Dem, der liebt, wird früher oder später das Herz gebrochen und das brauch ich bei meinem Scherbenhaufen nicht auch noch.
Außerdem fahren wir nur für 3 Wochen nach Dänemark, was eine ziemlich kurze Zeit für eine Liebesgeschichte ist. Noch kürzer wegen der Kontrolle durch meinen Eltern.
Damit mein Plan auch aufgeht, habe ich mir fest vorgenommen endlich abzunehmen. 15 Kilo müssten runter. Leichter gesagt als getan, wenn man an einer leichten Essstörung leidet. Immerhin gibt es noch Hoffnung, aber auch diese wird meistens zerstört. Nie kommt etwas wie erwartet. Selbst beim Wetterbericht unterlaufen den Spezialisten so manche Fehler beim Vorhersagen. Das beste Beispiel ist der Tag heute. Eigentlich sollte schönes Wetter werden, doch nun sitze ich auf meinem Bett und schaue hinaus in die dunkle Wolkenpracht. Schon ganz schön faszinierend die Natur. Es sieht so aus, wie wenn die Wolken schwer auf einer unsichtbaren Fläche liegen würden. Aber da ist keine Fläche, die die Wolken trägt.In den nächsten Tagen ist Muttertag und ich habe noch immer keine Idee, was ich meiner Mutter schenken soll. Eine Fotocollage mit Familienfotos wäre echt cool, aber dafür wurde die ganze Zeit kein einzigstes Bild von unserer Familie gemacht. Und jetzt damit anfangen ist nicht gerade einfallsreich. Die Collage wirkt viel besser, wenn sich die Fotos auf einen größeren Zeitraum verteilen. Aber so wie ich mich kenne, wird es am Ende eh wieder der Klassiker: ein selbstgebastelter bzw. gedruckter Gutschein für einen haushaltsfreien Tag. Sehr originell. Aber die Mamas freuen sich. Vorallem, wenn ihre Töchter noch in die Grundschule gehen. Draußen begann die Dämmerung, als es an meine Zinnertür klopfte. Anstatt zu warten, ging die Tür schon schwungvoll auf.
"Schatz, kommst du runter zum Essen?", fragte mich meine Mutter, ohne mir weitere Beachtung zu schenken. Klar, wie immer.Gleich nach dem Essen ging ich wieder hoch in mein Zimmer. Ich habe jede Aufgabe des heutigen Tages fertig gebracht und nun genug Zeit mir Gedanken über mein verkorkstes Leben zu machen. Und so sitze ich nun am Fenster, schaue hinaus in die pechschwarze, milde Nacht und wünsche mir nichts sehnlicher als endlich ruhig schlafen gehen zu können. Doch mir bereitet so vieles Kopfzerbrechen. Ich habe jemanden in der Klasse, bei dem mir vor 1 Woche schlagartig klar geworden ist, dass er mich öfters anschaut als andere. Phil. Er sagt so gut wie nie etwas und ist auch nicht sonderlich beliebt. Gut, dass bin ich auch nicht, denn ich bringe mich nicht wirklich stark mit in das Privatleben meiner neuen Klasse mit ein, aber das ist noch lange kein Grund. Wenn ich ehrlich bin, dann rede selbst ich nur mit ihm, wenn es nötig ist und ich nicht unhöflich sein will. Manchmal auch, weil er mir leid tut. Ich weiß auch nicht, ob meine Vermutung wirklich richtig ist. Dazu bräuchte ich eine Aufarbeitung und Entschlüsselung meiner Vergangenheit. Doch nun zuerst, wie ich auf diese Vermutung gekommen bin:
Wir hatten Gruppenarbeit und auch in Deutsch mussten wir Gruppen bilden. 3er Gruppen und bei uns in der Klasse ging das leider nicht so ganz auf. So ha be ich mit Liz und Phil eine Gruppe gebildet, besser gesagt ich habe Phil mit in unsere Gruppe geholt, damit er nicht alleine rumsitzt und Löcher in die Luft starrt. Während dieser Gruppenarbeit hat er mich daraufhin die ganze Zeit über beobachtet. Ungefähr eine Woche später hat Hannelore mir während der Chemiestunde erzählt, was ihr soeben widerfahren ist. Sie hat sich ihren BH zurecht gerückt und als sie aufblickte, hat sie gesehen, dass Phil in ihre Richtung sah. Ich gebe zu, er könnte tatsächlich nur in Ihre Richtung geschaut haben, schließlich sitze ich ja auch neben Hannelore. Aber in der Mathestunde nicht. Da sitzt Hannelore nicht neben mir. Er hat eindeutig in meine Richtung geschaut und gelächelt, was nicht oft vorkommt. Seitdem habe ich öfters darauf geachtet.
Gestern in der Physikstunde vor dem Referat meinte Niko zu Liz: "Phil guckt" und zuckte mit den Augenbrauen während er in seine Richtung schaute. Ich sitze neben Liz und Niko sitzt vor uns. Das war wirklich komisch.Es macht mir Angst, wenn ich weiß, dass man mir mehr Aufmerksamkeit schenkt als anderen. Und wenn ich nur daran denke, dass jemand auf mich stehen könnte, dann lässt es mir schon einen Schauer über den Rücken laufen. Ich weiß nicht mehr wie ich mich verhalten soll. Ich habe immer ein komisches Bauchgefühl bei Jungs. Sie sind unberechenbarerer als Mädchen. Mädels sind immer mehr mit sich selbst beschäftigt, als mir ihrem Umfeld. Sie merken es nicht sofort, wenn Traurigkeit, Betrübtheit oder Gefühlstaubheit in einem Blick liegt. Sie merken es nur nach längerer Zeit am Verhalten. Von Jungs sagt man, dass sie nicht sonderlich sentimental sind, aber man weiß es nicht. Wie viel bekommen sie wirklich mit?
Ich weiß einfach nicht, woran ich bei Jungs bin. Bei Referaten hängen manche an meinen Lippen, aber ob es nur das Referatsthema ist, oder es an meinen Verhaspelungen liegt, dass weiß ich nicht. Vielleicht liegt es ja auch an mir. An meinem Auftreten, an meiner Persönlichkeit.
Ich habe echt keine Ahnung und das nervt micht total.Hey,
sorry, dass das jetzt soo lange gedauert hat. War nicht meine Absicht. Ab jetzt kommt öfters was Neues.
Vielen Dank fürs Lesen. Frohe Weihnachten noch nachträglich. Ich hoffe ihr hattet eine tolle Zeit. Eure Olivia
DU LIEST GERADE
The Secret Of Live
RomanceKeiner versteht dich und du bist am Ende? Hast keine Lust mehr so weiter zu machen wie bisher? Genau so geht es Sophie. Ihre Welt besteht aus Träumen. Doch was wird sie dagegen tun? Sophie ist mehrmals umgezogen, hat nirgends eine Heimat, ein Zuhau...