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Frustriert ließ ich meinen Kopf in meine offenen Hände fallen, während ich meine Schwester dabei beobachtete, wie Sie ein Kleid nachdem anderen aus dem Kleiderschrank zog. Man konnte am Ende nicht mehr unterscheiden ob nicht das ganze Zimmer ein Kleiderschrank war, denn überall hingen und lagen Klamotten.

Dabei war mir klar, dass ich alles aufräumen durfte, obwohl ich erstens gar nicht dafür verantwortlich war und zweitens gar keine Lust darauf hatte.

"Aurora, könntest du wenigstens einmal eine gute Schwester sein und so tun, als wäre dies was besonderes?" Fragte mich meine Schwester, schon fast flehend wobei Sie ihre Hände in einander verschränkte.

Seufzend gab ich nach und suchte schließlich mit ihr nach einem passenden Kleid. Wenn ich so überlege, dass es fast jedem Mädchen in unseren Rudel heute so geht, könnte ich durch drehen. Heute wird uns die große Ehre verliehen, denn das Rudel der Schattenwölfe sucht bei uns nach ihren Mates.

Ich hielt nicht viel davon, da ich nicht drauf aus war, nichts anderes für meinen Mate, als eine Kindermaschine, zu sein. Denn mir war klar, was es hieß für den Fortbestand des Rudels zu sorgen. Im Gegensatz zu meiner Schwester, welche sich erhofft ein Teil einer Legende zu werden und endlich ihren Mate zu finden, wollte ich mich am liebsten einfach in mein Zimmer verkriechen. Gegen meinen Mate hätte ich nichts einzuwenden, wenn ich mehr für ihn wäre, als eben nur eine Kindergeberin.

"Anton, beruhig dich" sagte ich mit sanfter Stimme, wobei ich meine Hand auf die Schulter meiner Schwester legte. Denn diese schien zu hyperventiliren. Sie nahm es noch ernster, als ich es zuerst angenommen hatte, weshalb ich beschloss einmal diese Schwester zu sein, die sie von mir verlangte.

"Ich hab nichts zum anziehen" beschwerte Sie sich, während Sie den Tränen nahe stand und ich Probleme damit hatte ernst zu bleiben. Denn wir sitzen förmlich auf einer Klamottenlandschaft.

"Willst du mein Kleid anziehen, ich zieh ein anderes an wenn du willst?" Fragte ich Sie. Unsere Mutter würde mich zwar umbringen, doch dies war Antonia wahrscheinlich klar. Trotzdem nickte Sie eifrig, ehe Sie aufstand und in mein Zimmer rannte und somit mein Todesurteil unterschrieb.

"Danke, Aurora, du bist die beste Schwester" rief Sie durchs Haus, worauf ich mir die restlichen Kleider anschaute die noch im Kleiderschrank hingen.

"Ich bin auch deine einzige" murmelte ich eher zu mir, als zu Anton, welche es höchstwahrscheinlich sowieso gehört hat.

Im Schrank hingen nur noch vier Kleider, welche eigentlich für meine Schwester gedacht waren, an welchen ich mich bedienen durfte. In solchen Momenten bereute ich es, nur ein oder zwei Kleider zu besitzen. Doch mir waren Hosen immer lieber, die gab es schließlich auch in jeder Form und Ausführung.

Am Ende entschied ich mich für ein Bordeaux farbendes Kleid, es endete kurz unter den Knien und hatte lange Ärmel. Es war nichts besonderes, genau der Albtraum meiner Mutter. Mein Vater würde dieses Kleid wahrscheinlich gut heißen, denn man fiel nicht groß auf. Doch solangsam bekam ich das Gefühl, dass meine Mutter mich loswerden wollte. Denn ich war 19 Jahre und hatte immer noch nicht meinen Mate gefunden, obwohl jeder seinen schon mit 14, 15 Jahren findet.

Nachdem ich mich umgezogen hatte ging ich in mein Zimmer, wo sich Antonia im Spiegel betrachtete und sich wie das Zeug schminkte.

"Du weißt, dass du dieses Zeug nicht brauchst" sagte ich zu ihr. Doch da gebe ich ihr einmal die nette Schwester, nimmt es Antonia nicht an. Denn Sie rollte nur mit den Augen und übermalte sich ihre Lippen mit einem roten Lippenstift.

"Gut, dass mich deine Meinung nicht interessiert, aber vielleicht solltest du etwas benutzen. Siehst blass aus" merkte Sie an, während Sie nochmal ihre Haare richtete und mit ihren hoch gehackten Schuhen an mir vorbei lief.

Zur Info ich bin die ältere Schwester und Antonia ist meine jüngere, welche jetzt schon reifer scheint als ich.

Genervt zog ich mir ebenfalls meine schwarzen High heels an, während mein Blick sehnsüchtig zu meinen Turnschuhen rüberwich. Wer kommt bitte auf die Idee im Wald, mit nassen Boden, solche Schuhe zu tragen?

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich nur noch fünf Minuten hatte um mich zu meiner Familie aufzumachen und diesen Tag hinter mir zu bringen, obwohl er nicht mal richtig begonnen hatte.

Da ich von Natur aus ziemlich welliges Haar hatte blieb mir nicht viel übrig als Sie offen zu tragen. Denn würde ich einzelne Strähnen nach hinten stecken würde sie mit der Zeit alle rausfallen und ich würde aussehen, als wäre ich gerade erst aufgestanden. Das gleiche gilt für kämen, ich würde mir mit jeder Option keinen gefallen tun.

"Aurora, wir warten nur noch auf dich" hörte ich die Stimme meiner Schwester nach mir rufen, als ich gerade die Stufen runterging. Müssten Sie es nicht eigentlich hören, wenn ich runtergehe? Dazu lauf ich viel zu selten in hohen Schuhen um mich richtig fortbewegen zu können.

Das Rudel der SchattenwölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt