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Durch das Schellen der Klingel wurde ich am nächsten Tag wach. Erst jetzt fiel mir auf, dass Elijah nicht neben mir lag. Musste er früh weg? Aber wenn, warum hatte er mich nicht geweckt. Beim zweiten schellen, entschied ich mich dann aufzustehen und nach zu gucken, wer die Klingel benutzt.

Während ich beim Badezimmer vorbei lief, hörte ich schließlich Elijah unter der Dusche. Ich war mir zu 99% sicher, dass er die Person mit Absicht ignoriert.

Je näher ich der Tür kam, desto mehr kamen die verdrängten Gedanken hoch. Was ist wenn Erin vor der Tür stand? Erst beim dritten Klingeln bemerkte ich, dass ich wie eingefroren unten an der Treppe an der stand und mich kein Millimeter bewegte.

"Aurora, bist du da?" Hörte ich Sebastian über Mind-Link nach mir fragen. Sofort fiel mir ein Stein vom Herzen, denn ich war nicht bereit Erin in die Augen zu gucken oder ihr gegenüber zu stehen. Auch wenn Elijah meinte, dass gehört mit dazu. "Ich will nur wissen ob alles in Ordnung ist" fügte er hinzu, als ich nicht antwortete.

Mit langsamen Schritten und zitternden Beinen ging ich auf die Tür zu, doch bevor ich die Tür öffnen konnte kam mir jemand zu vor.

"Was?" Fragte Elijah mit tiefer Stimme und einem genervten Unterton, als er vor Sebastian stand und ihm direkt in die Augen schaute. Eigentlich wollte ich dazwischen gehen, doch etwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Und vor allem die Aufmerksamkeit meines Wolfes. Denn Elijah stand in nichts bekleidet, außer einem Handtuch vor mir. Seine Haare, sowie seine Haut waren noch nass von der Dusche.

"Ich wollte nur wissen, wie es Aurora geht" antwortete Sebastian und zog allmählich meine Aufmerksamkeit auf sich. Doch Elijah machte es mir echt schwer mich zu konzentrieren. Mein Wolf würde am liebsten die Tür zu machen und über Elijah, wie ein wildes Tier herfallen.

"Ist sie etwa deine Mate?" Fragte Elijah, worauf sich seine Muskeln anspannten. Mir war klar, dass Elijahs Wolf sich ebenfalls durchkämpfte. Er hatte es mir oft genug erklärt und ich kann mir nicht vorstellen, wie schwierig es sein kann.

"Nein, aber meine Leitwölfin" entgegnete ihm Sebastian, während er den Blick von Elijah standhielt und nicht einzuknicken schien. "Das Rudel will nur wissen, wie es ihr geht" fügte er hinzu, worauf Elijah spöttisch lachte.

"Das Rudel oder du?" Fragte er kritisch nach, wobei sich seine Stimme tiefer, als zuvor anhörte.

Vorsichtig legte ich meine Haut auf Elijahs Rücken um seinen Wolf ein bisschen zu beruhigen. Auch wenn alles in mir gerade unruhig wurde.

"Mir geht es den Umständen entsprechend" antwortete ich Sebastian, welcher seinen Blick von Elijah löste um mir ein schwaches Lächeln zu schenken.

Sofort spürte ich, wie Elijah sich erneut anspannte und mit sich selber zu kämpfen schien.

"Du hast gut gekämpft und es war in keinster Weise deine Schuld, dass solltest du wissen" sprach Sebastian, worauf ich sein Lächeln erwiderte. "Wir haben schon vorher gute Kämpfer verloren. Es besteht halt ein großes Risiko."

"Das weiß Sie" antwortete Elijah für mich, ehe er einen Schritt zurück ging und die Tür vor Sebastian zu schlug.

Für einen Moment herrschte Stille, denn ich wusste nicht wie ich am besten reagieren sollte. Auch Elijah entschied sich dafür, dass Stille gerade am besten war. Ich musste mir immer wieder einreden, dass es Elijahs Wolf war und nicht er selbst. Doch Momente, wie diese, machten es mir schwer. Schwer, das Gute zu sehen. Jemand, der mir vertraut.

Langsam drehte Elijah sich um und musterte aufmerksam mein Gesicht. Dabei hatte er schon wieder diesen Ausdruck in seinen Augen, der bei meinem Wolf eine gewisse Lust auslöste. Doch ich versuchte ihn abzublocken.

"Du kannst dich nicht, wie die das größte Arschloch benehmen und erwarten, dass ich es geil finde" entgegnete ich ihm, worauf er seinen Kopf schräg legte und er mir einen Schritt näher kam.

Die Nähe ließ meinen Wolf verrückt spielen. Sie setzte meinen ganzen Körper unter Strom. Auch war es schwer, seinen Worten zu zuhören, da mein Herzschlag bis in meine Ohren zu hören war.

"Sicher?" Sprach er leise und mit sanfter Stimme. Vorsichtig fuhr er mit seinen Fingern durch mein Gesicht und hinterließ ein Kribbeln, welches nach mehr verlangte.

"J-ja, ich bin mir sicher" stotterte ich vor mir her, worauf Elijahs Lippen ein Lächeln zierte. Mit aller Kraft versuchte ich gegen dieses Verlangen anzukämpfen. Ich konnte ihm nicht das geben, was er will, wenn er sich wie ein riesiges Arschloch benahm. Indirekt würde es sonst heißen, ich wäre mit seinem Verhalten einverstanden.

Mit einem tiefen Atemzug, ging ich einen Schritt zurück und brachte Abstand zwischen uns. Elijah nahm dies eher als kleines Spiel auf. Es dauerte keine Sekunde, bis er wieder vor mir stand. Näher, als zuvor.

"Du kannst nicht von mir verlangen, dass ich so ein Verhalten durch gehen lasse" entgegnete ich ihm, worauf er sich mit seiner Zunge über die Lippen fuhr. Für einen Moment schaute er mich undefinierbar an, ehe er mit seinem Gesicht näher an meins kam.

"Dann bestraf mich" raunte er mir in mein Ohr, worauf ich hörbar schlucken musste. Jedoch verriet mich mein Körper, denn eine Gänsehaut breitete sich auf ihr aus.

Kopfschüttelnd, drückte ich Elijah mit meinen Händen weg von mir. Bei so viel Nähe kann man nicht klar denken.

"Du solltest eher eine kalte Dusche nehmen" konterte ich, worauf Elijah meine Hände in seine nahm.

"Du weißt nicht, wie du mich damit bestrafst" lachte er, während er mich an sich ran zog und seine Arme un mich legte. Sanft küsste Elijah meinen Scheitel, ehe er sein Kinn auf meinen Kopf abstützt und mich noch fester drückte. "Aber ich habe es nicht anders verdient."

"Das hast du auch nicht" antwortete ich ihm, worauf er seinen Kopf schüttelte und sich langsam von mir löste.

"Dann werde ich wohl erneut alleine duschen gehen" sagte er, wobei es den Anschein hatte als würde er mir noch Zeit lassen. Zeit um meine Entscheidung zu überdenken. Doch dieses mal würde ich stand halten.

"Währenddessen kann ich mich bei Sebastian für dein Verhalten entschuldigen" konterte ich, jedoch nahm Elijah meinen Witz nicht so auf, wie gedacht. Sofort verzog sich sein dämliches Grinsen zu einer schmalen Linie. Auch spannte er schon wieder seine Schultern an. "Elijah, ernsthaft jetzt?" Fragte ich angespannt, während ich mich aus seiner Umarmung befreite und ihn wütend anschaute. War es so verdammt schwierig nur ein bisschen Vertrauen in mich zu haben? Doch bevor ich mich weiter aufregen konnte, kam schon die nächste Nachricht über Mind-Link.

Erin ist gestorben.

Das Rudel der SchattenwölfeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt