Prolog

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Erschöpft sackte ich auf dem Boden zusammen. Das war zu viel gewesen. Das warme, goldfarbene Leuchten der Tardis umfing mich, leise Musik ertönte im Hintergrund...oder war das nur Einbildung? Nein. Nein! Das kann nicht...darf nicht sein!

Schon nach den ersten paar Tönen erkannte ich das Lied. Bitte nicht! Nicht jetzt! Nicht hier! Wieso? Es war das Lied. Ihr Lied. Clara...

Ein stechender Schmerz durchzuckte mich bei dem Gedanken an sie. Das unmögliche Mädchen. Das Mädchen, dessen Gesicht für immer aus meinem Gedächtnis verschwunden war. Ich hörte meine eigene Stimme in meinem Kopf wiederhallen. Ich bin mir sicher, dass ich sie erkenne, wenn ich sie sehe...

Fast wie ein Vorwurf echote sie immer wieder, während die Musik anschwoll und mich bis an die Grenzen der Trauer brachte. Erneut ein stechender Schmerz, doch dieses Mal war es ein anderer. Ein...unbeschreiblicher. Und doch...doch war er mir nur allzu vertraut. Warum ausgerechnet jetzt? Ich habe keine Zeit für...

Schmerz

Keine Zeit...

Schmerz

Keine...

Schmerz

Zeit...

SCHMERZ

Danach nichts mehr.

*

Abrupt öffne ich die Augen und sofort blendet mich ein gleißendes, weißes Licht. Als ich mich langsam daran gewöhne, nehme ich verschwommene Umrisse wahr, die einen Raum andeuten. Verwirrt sehe ich mich um, doch dort ist nicht viel, das zu sehen ist. Genau gesagt gar nichts. Nur ich. Wo bin ich?

Ein hellgoldener Lichtstreifen schwebt in mein Blickfeld. Verwundert sehe ich nach unten, um seinen Ursprung festzustellen und wünsche mir sofort, ich hätte es nicht getan. Jetzt ergibt alles einen Sinn. Die Erinnerung an Clara, das Lied, alles. Aber warum ausgerechnet jetzt? Immer mehr Goldfäden verdichten sich in meinem Sichtfeld zu einem leuchtenden Kegel, der nach oben hin immer breiter wird. Bald ist der gesamte Raum mit dem Leuchten gefüllt und ich spüre, wie es mich verändert. Warum jetzt?

Mein zwölfter letzter Gedanke gilt ihr. Clara. Kurz glaube ich, ein Gesicht aufblitzen zu sehen, umrahmt von langen, dunkelbraunen Haaren. Zwei warme, braune Augen mit einem lebendigen, gütigen Funkeln darin, aber sobald ich mich darauf zu konzentrieren versuche, verschwindet es hinter einem nebelartigen Schleier. Clara...

Das goldene Licht umfängt mich vollkommen und ich spüre die zunehmende Veränderung, die mich unaufhaltbar überfällt. Clara...Clara...

Ein Spiegel. Ich brauche einen Spiegel. Ich halte inne. Der leere, weiße Raum beginnt, Form anzunehmen. [i]Ihr[/i] goldfarben pulsierendes Herz, darum herum eine metallene Hülle. Runde Dinger an den Wänden, deren Nutzen ich noch nie gekannt habe. Unwillkürlich muss ich grinsen. Die Tardis. Auch sie musste also eine neue Form annehmen.

Ein Spiegel, fällt mir wieder ein.

Ein vollkommen fremdes Gesicht blickt mir von dem spiegelnden Glas entgegen. Zwei tiefgraue Augen, alterslos und doch unergründlich tief. Mehr Schmerz, Wunden und Krieg, als die gesamte Menschheit je ertragen wird, schießt es mir durch den Kopf. Wo habe ich das nur schon mal gehört? Wut, Hass, Trauer, mehr als ein normales Lebewesen je ertragen könnte, ohne zu brechen. Richtig, nur dass sie nicht wissen, wie oft ich schon gebrochen wurde...Erfahrung, Intelligenz, Weisheit, mehr als mehr als in ein Menschenleben passt. Wenn sie wüssten, wie viel mehr...Aber woher...? Woher kenne ich diese Worte? Diese Stimme, die sie mir ins Ohr flüstert...

Ich weiß es nicht...

Und...was ist das? Ich glaube es nicht! Kann das wirklich sein? Meine Haare, sie...Ich glaube es nicht! Fasziniert hebe ich eine Hand und streiche damit durch die leicht gelockten, braunen Haare, die -tatsächlich- einen winzigen Rotstich aufweisen. Ich fasse es nicht! Jahrhunderte lang habe ich mir das gewünscht, rote Haare und jetzt...

Sie sind zwar nicht direkt rot, aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung.

*

Schlagartig kommt die Erinnerung zurück. Das Armus Sacramentum Anima*1. ER. Der Master. Er müsste sich selbst solch einen enormen Schaden zugefügt haben, dass er ebenfalls regenerieren müsste. Und dann bin ich nicht einmal gestorben. Tut mir ja sehr leid...nicht.

Ich muss...die Schule...die Milch...sämtliche Erinnerungen an die vergangenen paar Stunden überfluten mich wie eine riesige, eisige Welle.

Die Uhr...Es tut mir leid, aber es gibt keinen anderen Weg...

Ich greife in meine Manteltasche und hole sie hervor. Vorsichtig streifen meine Hände über das golden schimmernde Metall. Dann halte ich inne. Etwas fehlt noch. Grinsend springe ich auf und verschwinde in dem Kleidungszimmer der Tardis.

Ein Mantel. Das muss einfach sein. Der Mantel ist ja schon fast zum Pflichtprogramm geworden. Aber welchen nehme ich? Knielang und schwarz? Bodenlang, dunkelblau? Oder doch lieber den hellbraunen? Nein, hellbraun hatte ich schon. Also blau? Ja, ich denke das geht. Aber nicht ganz so lang...Irgendwo habe ich doch auch eine kürzere Ausführung dieses Stücks gesehen...

Gut, und was noch? Ein Hemd, mit Krawatte. Was auch sonst? Es dauert nicht lange, bis ich mich für ein einfaches, weißes Hemd und eine gewagte, gelbe Krawatte entscheide. Aber etwas fehlt noch...Eine Weste wäre doch ganz nett...Ärmellos, schwarz. Oh...wirklich gewagte Kombinationen, die ich meiner Umwelt hier zumute.

Gut, und jetzt... Es muss wohl sein, das unausweichliche. Ein letztes Mal in meinem Leben als Time Lord betrachte ich die Uhr ausführlich. Mit etwas Glück werde ich nicht als Mensch sterben...Aber Glück war ja bekanntlich noch nie mein Ding...

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*1lat.: armus = Waffe; sacramentum = Schwur oder Fluch; anima = Seele

ACHTUNG!!!!!!!!!!! DIE FOLGENDE DEFINITION DESSEN KÖNNTE SPOILER ZUM WEITEREN VERLAUF DER FF ENTHALTEN, LESER DIE DAS STÖRT SOLLTEN JETZT AUFHÖREN, WER DAS NICHT TUT: PECH GEHABT!

Definition: Eine Waffe der Time Lords (fiktiv ;)) durch deren Benutzung es dem Nutzer ermöglicht, durch Verletzung des eigenen Körpers dem Gegner großen seelischen und körperlichen Schaden zuzufügen

Teachers' Mysteries (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt