Kapitel 3 - Cornflakes

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Es war ein früher Montagabend. Die Sonne dämmerte bereits am ostfrieser Horizont und der frische Sommerwind wehte durch meine Haare.
Ich spazierte grade auf einem Deich und blickte auf das Meer. Die warme Abendsonne erwärmte mein Gesicht, was mich zum lächeln brachte. Ich liebte es hier. Ostfriesland war einfach wunderschön. Auf der einen Seite des Deiches grasten ein paar Schafe und auf der anderen Seite ging es runter ans Ufer der Nordsee.
Ich wollte hier nie wieder weg. Ostfriesland war das schönste, was es gibt.

Plötzlich rempelte mich jemand von der Seite an und schubste mich so heftig, dass ich beinahe den Deich runterstolperte, doch zwei starke Arme hielten mich fest. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung der Person, um zu sehen, zu welchem Fremden diese zwei muskulösen Arme gehörten. Das Erste, was ich sah, waren zwei wunderschöne, braune Augen die mich etwas schockiert anschauten. Bei genauerem Betrachten der Person bemerkte ich, dass es der fremde Junge vor dem Schultor war. Oh mein Gott seine Augen waren so unbeschreiblich schön. Seine Locken tänzelten im Einklang mit meinen, während wir uns weiter in die Augen schauten.

Doch mit einem Mal fing sich alles um mich herum an zu drehen, der weiche Deichboden unter meinen Füßen löste sich auf und mit ihm der Schultor-Schönling. Um mich herum wurde alles schwarz. Ich konnte eine Stimme wahrnehmen. Sie war weit, weit entfernt.

Helena.. Helena..
Die Stimme wurde immer lauter. Irgendwann entwickelte es sich in ein Schreien.

Völlig entsetzt riss ich die Augen auf und schreckte hoch und fand mich in meinem Bett wieder.
Meine Mutter stand mit verschränkten Armen vor mir und schaute mich an.

,,Was schaust du denn so verwirrt?" fragte sie und zog eine Augenbraue hoch.

Es war nur ein Traum. Alles. Einfach alles. Die dunkelbraunen Augen, die Locken, Er.

,,Hallo-o, anwesend?"
Meine Mutter wedelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht rum.

,,Was ist denn? Warum musstest du mich wecken?" grummelte ich und gähnte.

,,Hast du mal auf die Uhr geschaut?" antwortete sie.

,,Nein, wie denn auch. Du hast ja geschlafen."

Was für eine Begrüßung am Morgen..

,,Steh auf, sonst ist der Tag gleich vorbei." waren ihre letzten Worte bevor sie mein Zimmer wieder verließ.

Ich schaute auf meinen Wecker, der auf dem Nachttisch neben meinem Bett stand und erschrak.

14:37 Uhr zeigte er an.

Seit wann schlafe ich an Wochenenden so lange?
Mein normaler Schlafrhytmus ist bis Zehn Uhr, nicht länger.

Hat mich der Schultor-Schönling echt so krass im Land der Träume festgehalten?
Es waren doch nur ein paar Minuten, obwohl er mich von mir aus ewig so in seinem Arm hätte halten können.

,,Helena, steh endlich auf!" rief meine Mutter aus der Küche.

Mein Gott, beruhig dich.

Mürrisch kroch ich aus meinem Bett, schlüpfte in meine Hausschuhe und zog meine Jalousie hoch. Draußen regnete es wie aus Eimern. Weshalb sollte ich jetzt aufstehen? Was hat sich meine Mutter gedacht, was ich an so einem Tag machen würde? Erwartet sie, dass ich halbnackt im Regen tanze? Oder in Pfützen Rückenkraulen übe? Was stimmt denn mit dieser Frau nicht.

Entnervt schlürfte ich aus meinem Zimmer in die Küche um etwas zu Frühstücken. Wenn man das noch Frühstück nennen kann. Spätstück?
Ach keine Ahnung.

Immer noch benommen vom Traum holte ich eine Schüssel aus dem Wandschrank, kippte mir Cornflakes und Milch ein und hüpfte auf die Küchentheke.

,,Kannst du dich nicht wenigstens an den Tisch setzen, wenn du dein Müsli schon zum Mittag isst?" sagte meine Mutter genervt.

,,Cornflakes." gab ich stumpf zurück.

,,Was?"

,,Ich esse Cornflakes. Kein Müsli."

,,Ist doch beides das Gleiche."

,,Wie bitte?" antwortete ich empört.

,,Cornflakes sind  aus gekochtem, breitgewalztem und anschließend getrocknetem Mais, meist Zucker und weiteren Zutaten. Müsli ist eine Zubereitung aus Haferflocken und weiteren Produkten auf Getreidebasis, sowieo Obst beziehungsweise Trockenobst, die mit Milch, Sojamilch, Joghurt oder Fruchtsaft üblicherweise zum Frühstück gegessen wird."
Triumphierend hob ich den Kopf und schaufelte mir einen Löffel Cornflakes in den Mund.
Meine Mutter schaute mich fassungslos an.

,,Bist du in der Nacht zu Wiki-Helena geworden?" war das Einzige, was sie dazu sagen konnte, bevor sie noch genervter als vorher schon die Küche, mit ihrer Tasse Kaffee in der Hand, verließ.

2:0 für Helena.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 25, 2016 ⏰

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