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Unsere Koffer wurden von Personal in die Zimmer gebracht. Ich hatte keine Ahnung wie, aber noch bevor wir die ersten Schritte in den Raum traten, standen vor der Tür im inneren unser Gepäck. Verwirrt starrte ich die bunten Taschen an, als könnten sie mir verraten, wie jemand diese so schnell hier hoch geschleppt hatte.
"Hier gibt es bestimmt so geheime Durchgänge.", versuchte ich es zu erklären, was mir einen Lacher von Ivy einbrachte.
"Natürlich. Irgendwo im Zimmer gibt es einen Schacht in dem die Putzfrauen dann später hier aufräumen.", zog sie meine Spekulation weiter, während wir beide alles unter die Lupe nahmen.
Wir standen in einer Art Flur, welcher in sauberem weiß gestrichen war. Wir auch in der Lobby wurden hier ebenfalls Gemälde aufgehängt, die gerade mit einem Nagel fixiert wurden. Links war dann ein großer Durchgang in Form eines Bogens mit Schnitzereien im hellen Holz, durch den man in ein geräumiges Wohnzimmer kam. Dort stand eine schöne, dunkelrote Couch und ein Sofa in der gleichen Farbe gegenüber eines großen Flachbildfernsehers. Die Fernbedienung wurde schon im Für auf einem Beistelltisch neben der Tür abgelegt, genau so wie die, für die Klimaanlage, mit der Ivy gerade rumspielte. Ich ließ sie in diesem Raum allein zurück und inspizierte das Bad gegenüber. Ebenfalls schon eingerichtet in weiß und blutrot, mit Badewanne, Dusche und Toilette. An Stangen baumelten die sauberen Handtücher.
Ich schloss wieder die Tür und stand vor dem letzten Raum, welcher das Schlafzimmer sein müsste.
Ich behielt Recht. Ein riesen Doppelbett stand mit dem Kopfende an der Wand. Darauf hätten locker 3 Schwergewicht Boxer Platz gefunden, und hätten dennoch genug Platz um sich aus zu breiten. Daneben jeweils ein Nachttisch. Die Wand, an der das Bett stand, bestand aus weißen Holzbalken, die alles etwas strandlicher aus sehen ließen. Lampen waren ebenfalls recht uns links vom Bett installiert worden. Der Kleiderschrank ging in die Wand recht des Bettes hinein und bot mehr wie genug Platz für unsere Klamotten.
Das Hotelzimmer war bestimmt nicht das größte, welches hier gab. Aber ich war mehr wie zufrieden. Die Farben harmonierten fantastisch mit einander und die Einrichtung war geschmackvoll und doch nicht zu protzig. Ich fand es perfekt.
Ich zwang meine schmerzenden Gelenke zurück zu meinem Koffer, damit ich ihn auspacken konnte. Wenn ich jetzt schlafen würde, wäre ich morgen mitten in der Nacht wieder wach. Ich musste meinen Schmafrhythmus wieder komplett umstellen, was mir nicht gefiel. Dennoch konnte ich nichts an der Tatsache ändern, das der Jetleg mich fast dazu zwang, mich zwischen die kuschligen Kissen und Decken zu schmeißen und eine Runde Schlaf zu bekommen.
Ich fühlte mich mittlerweile wie ein Zombie, so wie ich mit hängenden Schultern und roten Augen umher wanderte. Fehlte nur noch das ich klischeehaft die Arme vor mir ausstreckte und auf Menschen los gehen würde, um deren Gehirne auf zu essen.
Lustlos schleuderte ich meine Klamotten in die eine Hälfte des Schranken und richtete mich dann im Bad weiter ein. Mein Kulturbeutel mit Waschzeug und die nötige Schminke, Parfüm und Haarprodukten wurde rücksichtslos auf die Theke aus Marmor geschmissen. Föhn und Glätteisen hatte Ivy dabei. Diese lag jedoch schon in dem gemütlichen Bett und war schon im Reich der Träume gewandert.

Ich dagegen verließ, nachdem alles ausgepackt war, das Zimmer und machte mich auf den Weg zu dem Speisesaal, welchen ich erst nach einer guten halben Stunde gefunden hatte. Was musste das Hotel auch so groß sein?! Dafür wusste ich jetzt wie ich zu den Pool und dem Jakuzi, ja Jakuzi!, kam. Ich fragte mich gerade ob das Gebäude nicht vielleicht sogar eine eigene
Postleitzahl hatte, als mich der Geruch nach gebratenem Fleisch und Gemüse einlullte. Fast hatte sich schon ein Speicheltropfen in meinem Mundwinkel angesammelt so köstlich roch das Esse. Es waren nicht viele Leute anwesend. Die meisten von ihnen würden eh aller höchstens nur eine Bohne essen, und selbst diese nach kurzer Zeit wieder hoch würgen. Lechzend nach Fleisch setzte ich mich an einen freien Tisch und bewunderte kurz die gemütlichen Polster des Stuhls, als auch schon ein leicht lächelnder Kellner vor mir auftauchte. Er war kaum älter als ich und sah mit seinen braunen Haaren und Augen auf eine niedliche Weise gut aus. Wahrscheinlich erwartete er nun auch eine dieser aufgeblasene Schnepfen, die es hier haufenweise gab, jedoch grinste ich ihn nur breit an, und war froh, mir vorher noch die Zähne geputzt zu haben und etwas anderes angezogen zu haben. Statt Jogginghose, trug ich eine kurze, schwarze Jeanshose. Das Oberteil behielt ich an.
Der junge Mann entspannte sich etwas, als er bemerkte, dass ich ihn nicht wegen einem Fussel drillen würde, und schaute mich erwartungsvoll an.
"Ich hätte gerne eine Cola und zu essen bitte irgendetwas mit Fleisch! Überraschen sie mich.", sagte ich und zwinkerte bei letzterem leicht.
Er lachte.
"In Ordnung, Ma'am. Noch etwas?" Er hatte immer noch diese hoch geschwollene Redeart, was mich verunsicherte.
"Ehm... Ja, noch eine Sache. Ich bin hier für vier Wochen. Wenn Sie mich sehen, nennen Sie mich einfach Flo. Bei mir können Sie das adelige Getue lassen." Ich lächelte und sah ihm die Überraschung sofort an. Er hatte sich jedoch schnell wieder gefangen und grinste diesmal breiter und endlich echt. Innerlich seufzte ich erleichtert auf. Vielleicht waren hier ja nicht alle sooo schlimm.
"Alles klar, Flo. Ich bin Dyan und bring dir jetzt dein Fleisch.", lachte er, zwinkerte ein letztes Mal, bevor er mit lockeren Muskeln in der Küche verschwand. Imaginär rieb ich mir vorfreudig dir Hände. Im Flugzeug gab es nur belegte Brötchen die nach Pappe geschmeckt hatten. Daher freute ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten auf mein leckeres Essen.

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