17 | but underneath the mask

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Es war wie gestern: Louis' schüchterner Gang, sein leicht gesenkter Kopf und sein überlegender Blick.

Nur heute sah es anders aus. Heute sah es ernst aus.

Louis schenkte Harry ein Lächeln, als er sich vor ihn an seinen Tisch setzte und die Beine übereinander schlug und als er den Geschäftsmann dann direkt ansah, konnte Harry erkennen, dass Louis glasige Augen hatte.

Er hatte das schon oft bei Taylor gesehen. Das hatte sie immer, wenn sie kurz vor dem Weinen war.

Deswegen machte Harry keinen schäbigen Witz darüber, dass Louis nur wieder so tat, als sei er unsicher, weil er wusste, dass Louis nichts spielte.

„Geht es dir gut?", fragte Harry mit besorgten Blick und beugte sich etwas nach vorne.

Louis nickt mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen und wischte sich unter den Augen entlang. Heute trug er kein Puder, bemerkte Harry für sich.

„Bist du dir sicher?"

Louis rollte gespielt genervt mit den Augen und antwortete mit kratziger Stimme. „Natürlich ist alles gut, Harold. Ich vermisse nur meine Familie ein wenig."

Harry wusste ganz genau, dass er log, wollte aber nicht weiter nachbohren.

Also nickte er und lehnte sich verkrampft zurück in seinen Stuhl, während Louis vor ihm immer noch saß als hätte er einen Stock im Hintern.

„Wie war dein Tag bis jetzt?", kam es etwas leiser aus Harrys Mund als üblich.

Die Weise, wie er dies sagte, brachte Louis dazu, wieder in seine Richtung zu sehen und nicht mehr Liam anzugaffen, der sich mit Niall unterhielt, während er Tassen sortierte.

Louis sah Harry an und überlegte. „Gut." Gut, wie in ich habe Gefühle für einen Mann und es scheint verdammt offensichtlich zu sein, wenn sogar schon Eleanor und Daisy darüber reden. Und da das noch nicht genug Erniedrigung ist, ist das ganze auch noch im Gesetz verboten und jetzt darf ich diesem gewissen Herren gegenüber sitzen und muss mich zusammen reißen, ihm nicht in die Arme zu springen.

„Gut?" Harry zog eine Augenbraue hoch.

Louis nickte. „Was willst du sonst hören? Das mein Tag langweilig war und wie sonst auch?"

„Zum Beispiel." Harry lächelte ihn leicht an und Louis sah auf seinen Schoss, bevor er mit den Schultern zuckte.

Kurz war es still, bevor Harry sich räusperte und Louis wieder zu ihm sah. „Erzähl mir von deiner Familie."

„Du weißt schon alles", nuschelte Louis abwesend.

„Ich weiß, dass deine Mutter Johannah heißt und deine kleine Schwester Charlotte auch Lottie genannt wird, aber mehr ist mir nicht bekannt."

Fast wollte Harry nach seinem Vater fragen, über den Louis noch kein Wort verloren hatte, aber er ließ es dann doch, um den Tänzer nicht zu verschrecken.

„Und das ist alles, was es zu wissen gibt."

Louis sah zur Seite und runzelte die Stirn, als er Eleanors blasses Gesicht erblickte, als sie mit einem älteren Herren Chacha tanzte. Daisy sah ihn auch an, aber mit einem anderen Ausdruck auf ihrem Gesicht: Freude, Ermutigung.

Und Louis wusste, dass die beiden Frauen genau denselben Gedanken hatten.

Louis Tomlinson hat ein Auge auf Harry Edward Styles geworfen.

„Was siehst du da?", fragte Harry und versuchte dabei fröhlich und interessiert zu klingen.

Louis' Gesicht hatte die Farbe von Schnee angenommen und er presste seine Lippen eng aufeinander, während er zur Tanzfläche hinüber schaute.

„Nichts", murmelte Louis schließlich und wandte seinen Blick von Eleanor und Daisy ab.

Er wusste nicht, worüber er sich mehr Gedanken machen sollte: Darüber, dass Eleanor Calder – der Sinn seines Lebens – dachte, dass er auf Männer stand oder über die Tatsache, dass das tatsächlich der Fall zu sein schien.

Harry verlagerte seine Sitzposition auf den vorderen Rand des Stuhls und nun schaute er Louis konzentriert an.

„Darf ich wieder tanzen gehen?", fragte Louis und seine Stimme klang so gebrochen, dass Harry es kaum wagte ihm den Wunsch abzuschlagen.

„Darfst du. Warte", rief er, als Louis aufstehen wollte. „Das waren jetzt in etwa fünfzehn Minuten, also gebe ich dir das dreifache." Harry drückte einem geschockten Louis die Dollarnoten in die Hand und schob ihn förmlich vom Tisch weg, als dieser das Geld nicht annehmen wollte.

Als Louis dann in die Umkleide rannte, sich das Geld säuberlich in den Hosenbund unter sein Hemd steckte, öffnete sich die Tür hinter ihm und Emma kam herein.

Diese schlich sich an ihren besten Freund heran und schloss ihn ohne Vorwarnung in die Arme.

„Emma, was soll das?", maulte Louis da und versuchte sich zu befreien.

„Will dich nur umarmen und dir sagen, dass Eleanor und Daisy blöde Kühe sind."

„Was..."

„Sie haben die ganze Zeit darüber geredet was sie von dir denken und ich habe an deinem Gesichtsausdruck, als du bei Mister Styles saßt, gesehen, dass du weißt, was sie glauben."

„Ich..."

„Louis-Schatz, lass dir nichts von ihnen einreden, ja? Du bewunderst Harry nur. Das ist nicht gleich mehr, nur weil zwei Weiber sich darüber das Maul zerreißen." Emma seufzte. Sie wollte Louis eigentlich etwas anderes sagen. Sie wollte ihm sagen, dass Liebe Liebe war und dass es egal war, wen er liebte, weil es gleich war. Aber sie wusste, dass Louis dann ausgerastet wäre und ihr nicht geglaubt hätte. Sie wusste, dass er dazu selbst noch nicht stehen konnte in diesem Augenblick.

„Aber Eleanor denkt, dass..."

„Eleanor ist eine verwöhnte Mistfliege, die dich an der kurzen Leine hält, nur um zu wissen, dass sie noch mehr Männer als Max haben könnte." Emma war froh, als diese Worte endlich raus waren. Sie wusste, dass Eleanor es gerne hatte, dass Louis Gefühle für sie hatte und schreckte nicht zurück, damit zu spielen.

„Ich liebe Eleanor, wie wagst du es, so etwas über sie zu sagen!", nuschelte Louis halbherzig.

Emma lächelte traurig und schwang nun sich und Louis von Seite zu Seite, in einem stetigen Rhythmus.

„Du hast jemand besseren verdient als Eleanor."

„Und wen?"

„Denjenigen, den du wirklich willst."

Louis schaute zu Boden. Das ging aber nicht. Er konnte weder Emma sagen, dass er Harrys Liebe wollte und nicht die einer Frau noch konnte er ihr sagen, dass es ihm eigentlich, tief in seinem Herzen egal war, dass Harry ein Mann war. Dass er einen Mann wollte und mit Frauen sowieso nicht klarkam.

_

Harry saß einsam an seinem Tisch, winkte Niall heran und bestellte einen Whisky.

Er wusste eins: Sein Plan würde nie klappen und er würde Louis nie haben.

Also machte er sich auf den Weg nach Hause und als er dort ankam, erkundigte sich Taylor nach Harrys Whiskyfahne. Sie wollte wissen, wo er gewesen war und er antwortete ihr nicht und schwankte in sein Zimmer, knallte die Tür zu und ließ sich jämmerlich aufs Bett fallen.

just one dance | larry ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt