1. Kapitel - Was gibt's zum Abendessen?

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Ich weiß nicht, wie lange ich schon hiersitze und lese, so sehr bin ich in meine Lektüre vertieft. Andere würden strategische Bücher wohl langweilig finden. Nicht ich. Am Liebsten würde ich den ganzen Tag nur..... „Alma! Essen ist fertig!" Ich verdrehe die Augen, hüpfe aus meinem Bett, lege das Buch zur Seite und wende mich zur Tür. Es ist eine angenehme Nacht im Kapitol, so warm, dass ich das große Panoramafenster geöffnet lassen kann. Die Lichter der hell erleuchteten Straße fallen auf mein Zimmer, meine Bücher, meine Zeichensachen. Oh! Fast hätte ich es vergessen! Ich trete auf meinen Schreibtisch zu, aufdem ich auch eine ganz schöne Unordnung verursache, alles nur, weil ich auf der Suche nach dem Bild bin, dass ich heute in Kunst zurückbekommen habe. Ich grinse die geringelte 1+ darauf an. Abbildungen der Realität, besonders von Menschen, waren schon immer meine Stärke gewesen. Die besagte Bleistiftskizze zeigt die Schulklasse im Zeichensaal, alle konzentriert über ihre Arbeiten gebeugt. Was es allerdings so gut macht, ist die Tatsache, dass es fast als Foto hätte durchgehen können – Wehe, jemand erinnert mich daran, wie lange ich an diesem Bild gesessen hatte! Aber eine gute Zeichennote ist mir das allemal wert, ich will doch meinen Notendurchschnitt von 1,0 halten, und.... „Alma Cecelia Rita, Abendessen! Ich wiederhole mich nur ungern!" „Ich komme, Mom!" Schnell packe ich die Zeichnung und sprinte über die weitläufige Treppe aus hellem Holz hinunter in die Küche, wo Mom und Dad schon beim Esstisch sitzen. Sofort bemerke ich den Geruch – Pizza! Mhm! „Das riecht verdächtig nach Pizza!" „Da stimme ich dir zu, Herzchen!" Dad lächelt mir schelmisch zu. „Dieses Mal ausnahmsweise ohne Gemüse, dank mir." Mom verdreht amüsiert die Augen. „Dem Retter der Menschheit! Und des Abendessens!" Wir lachen los. „Genug Arien, Dad, ich hoffe, es ist noch was übrig!"„Nee, habe ich schon alles aufgegessen.... Quatsch, ist noch genugda, aber beeil dich mit den Tischgesprächen, ich muss später noch in den Palast, Spätdienst...." „Muss das an einem Freitagabend sein?" Missmutig lasse ich mich in meinen Sessel fallen. „Ja, das muss an einem Freitagabend sein, nicht war, Jason?" Mums Frage waran Dad gerichtet gewesen. „Ja, leider, Milliena! Ich bin gegen Mitternacht zurück... was hast du denn da, Alma?" Endlich ist sie da, die Chance, die eins Plus vorzuzeigen und mir damit den Kinobesuch mit Marlene endlich zu sichern. Mum und Dad waren – sind noch immer dagegen. Warum weiß ich auch nicht, aber es wird schon einen Grund haben. Andererseits sind sie auch wirklich übervorsichtig. Sie sind beide Friedenswächter, Mum und Dad, und haben damit eine recht... konservative Einstellung zu dem Ganzen. Und ja, ich benutze das Wort konservativ. Marlene meint immer, ich sei besser als ein Lexikon, und nach jedem einzelnen Treffen benennt sie sarkastisch jedes einzelne Fremdwort, dass ich benutzt hatte. Ich weiß nie genau, warum, aber dann muss ich immer lachen. „Ach, nichts Besonderes..." Mühelos gebe ich meiner Stimme einen gleichgültigen Klang. „Nur meine Kunstarbeit für die Schule, habe ich heute zurückbekommen...." „Zeig her!" Mom springt vor. „Schule" ist für sie ein magisches Wort, sie beharrt immer darauf, eine gute Ausbildung sei Alles. Und so eine Aussage kommt von einem Friedenswächter mit mindestens fünf Pistolen im Haus.... Ja,ich weiß, was Friedenswächter machen, Alle wissen das, nur scheintes Niemanden groß zu interessieren. Ich muss es wissen. Alle meine Freunde sind Friedenswächterkinder, anscheinend legen Alle großen Wert darauf, dass wir viel Kontakt zueinander haben, sogar die Lehrer. „Eine Eins Plus, hm? Gute Arbeit, Liebling!" Ich schenke Mom ein bescheidenes Lächeln. „Mooom?" „Achtung, Schatz, jetzt kommt der Haken!", mischt sich Dad wieder ein. „Was ist es, Alma?" Ganz ruhig. Einfach fragen. „Kann ich heute mit Marlene ins Kino?" Ich bemerke, wie Moms Blick unsicher zu Dad wandert. Dieser antwortet für seine Frau. „Warum nicht, Herzchen?" Ja! Am Liebsten wäre ich im Raum herumgetanzt. „Nun ja...." Dad erhebt sich von seinem Stuhl. „Ich muss dann wohl mal, tschüsschen!"„Bye, Dad! Bring Schokolade für mich mit!" „Natürlich, Alma!"An der Tür dreht er sich noch mal um. „Abgang, Retter der Menschheit!"



Would you kindly shut up? - Das Leben der Alma Coin/Tribute von Panem FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt