Erster Kuss

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Wann würden sie aufhören, sich gegenseitig zu beobachten und beginnen, sich anzusehen?

Wann würden sich ihre Münder berühren?

Würde es überhaupt dazu kommen?

Der blonde Junge namens Isak seufzte.

Und sah wieder zu dem Brünetten hinüber.

***

Ich verlor das Gleichgewicht, als ich Even in den Pool schubste und fiel selber hinterher.

Als ich auftauchte, strich ich mir übers Gesicht und durch die Haare. 

Ich blinzelte mehrmals.

Wo war Even?

Nach siebzehn Sekunden oder so, tauchte er auf und grinste breit.

Ich gebe zu, ich war erleichtert. 

Even schien es zu bemerken, denn er grinste nur noch breiter und fragte, ob ich denn Angst um ihn gehabt hatte.

Ich antwortete sarkastisch, dass ich natürlich Angst gehabt hatte.

Kurz darauf sollte ich Even zeigen, wie lange ich unter Wasser die Luft anhalten konnte.

Ich tauchte unter und zählte die Sekunden.

Bei nicht mal zehn musste ich Luft holen. 

Even lachte.

Ich redete mich heraus, Wasser in der Nase und so.

Even schlug vor, zusammen einen neuen Versuch zu starten.

Er zählte laut von drei bis eins und wir gingen runter.

Unter Wasser öffneten wir die Augen.

Zwischen uns lagen vielleicht dreißig Zentimeter.

Evens Hand ergriff meine Kehle und ich verzog das Gesicht.

Dann überwand er den Raum zwischen uns und küsste mich.

Na ja.

Er berührte meine Lippen mit seinen.

War das ein Kuss?

Bevor ich reagieren konnte, war sein Mund fort und wir durchbrachen prustend die Wasseroberfläche.

Als hätte es den Moment unter Wasser nicht gegeben, entbrannte zwischen uns eine Diskussion übers Schummeln.

Einen Augenblick fragte ich mich ernsthaft, ob ich mir den Kuss - ich hatte beschlossen, dass es ein Kuss gewesen war - eingebildet hatte.

Das Ergebnis der Diskussion war einfach: Wiederholung.

Wieder unter Wasser ergriff ich die Initiative.

Jetzt oder nie,
alles auf eine Karte setzen,
nenn es, wie du willst.

Ich tat es einfach.

Ich schloss die Augen und küsste Even.

Und er ließ sich drauf ein.

Mehr noch, er erwiderte den Kuss.

Es war so viel besser als Emmas Kuss.

Küsste er mich auch lieber als Sonja?

Ich hätte gern noch länger die Stille unter Wasser, die Zweisamkeit mit Even ausgekostet, aber meine Lunge schrie nach frischem Sauerstoff und zwang mich zum Auftauchen.

Aber auch über Wasser war Atmen nicht so leicht, denn Even und ich küssten uns immer noch. 

Even küsste mich mit einer Leidenschaft, die mir Hoffnung machte.
Hoffnung, dass das hier keine einmalige Sache war.

Even küsste mich, als hätte er schon lange darauf gewartet.

Als hätte er auf nichts anderes hingearbeitet.

Ein paar Küsse später ließen wir voneinander ab, sahen uns in die Augen, holten Luft und die Zustimmung des jeweils anderen.

Dann presste Even seinen Mund wieder auf meinen und ich war im Himmel.


Esak/ Evak OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt