Pausen

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Der Ball spielte sich gut.

In der Sporthalle war es laut und ich weiß nicht einmal, warum ich aufgesehen habe.

Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich Even in der Tür zu den Umkleiden lehnen sah.

Er machte den Eindruck, als wollte er eine Nordpolexpedition unternehmen, aber die vielen Klamottenschichten taten seiner Attraktivität keinen Abbruch.

Er zog die Augenbrauen hoch und bedeutete mir so, ihm zu folgen.

In der Umkleide dachte ich komischerweise zuerst daran, dass ich im Gegensatz zu Even nur ein dunkelblaues Shirt und eine kurze Sporthose trug.

Langsam, fast zögerlich ging ich auf Even zu.

Ich fragte ihn, wo er gewesen war.

Warum klang meine Stimme in der Gegenwart von Even nur so...unsicher?

Er antworte nicht sofort.

Aber dann meinte er, dass er Sonja von mir erzählt hatte.

Und sie hatten entschieden, eine Pause zu machen.

Ich brauchte einen Moment um zu verstehen, was Even damit sagen wollte.

Vielleicht deutete Even mein Schweigen falsch, jedenfalls fragte er mich, was ich davon hielt.

Ich schluckte und sagte das, was ich fühlte.

Keine Ahnung, was Even erwartet hatte, denn er hakte nach.

Das hätte er vielleicht nicht tun sollen, denn ich begann zu stottern und das war schlimmer als eine unsichere Stimme.

War es meine Schuld, dass er eine Pause mit Sonja eingelegt hatte?

War er...war er traurig?

Der Kuss kam eben so schnell wie er wieder vorbei war.

Aber er war Antwort genug für mich.

Even war nicht traurig, im Gegenteil. 

Als sich unsere Lippen schon lange nicht mehr berührten, lehnte meine Stirn an Evens.

Bei so viel Nähe fiel mir das Denken schwer.

Ich meine, an Dinge zu denken, die nichts mit Even zu tun hatten.

Even schien mit sich zu ringen, und nachdem er mich fragte, was meine Eltern davon halten würden, wenn wir anfangen würden zusammen auszugehen, verstand ich auch warum.

Selbst Even hatte das noch keinen Jungen gefragt, da war ich mir sicher.

Die Frage war leicht zu beantworten, wenn er nicht wieder nachbohren würde.

Natürlich bohrte Even nach. 

Aber seltsamerweise störte es mich nicht so, wie es bei anderen der Fall gewesen wäre.

Ich war ehrlich, erzählte ihm von Ma und er schien zu verstehen.

Als ich geendet hatte, wanderten Evens Augen ruhelos von meinen Augen zu meinem Mund und wieder zurück.

Das machte mich nervös, würde er mich nochmal küssen?

Sollte ich ihn küssen?

Um nicht abzuschweifen, fragte ich Even, was seine Eltern über mich denken würden.

Bevor er etwas erwidern konnte, schrillte die Pausenklingel und ich wusste: uns blieb nicht mehr viel Zeit.

Even ließ sich nicht stören und schob die rechte Hand in meine Haare.

Sein Daumen an meiner Wange.

Seine Handfläche an meinem Hals.

Sag was. Bitte. Dachte ich.

Even erlöste mich, als er lächelnd erklärte, dass seine Eltern mich lieben würden.

Und dann küsste er mich.

Der Kuss war kurz aber umso leidenschaftlicher.

Eine Sekunde konnte ich das Gefühl seiner Lippen auf meinen genießen. 

Mit einem letzten Blick auf mich verließ Even die Umkleide - und mich.

Ich sah zu Boden und dachte an Even, der weg war, an seine Küsse und an uns.

Esak/ Evak OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt