Ich stand an meinem Kalender. Heute war Donnerstag. Normalerweise machte ich jeden Tag einen Strich, durch den Tag der heute war. Doch heute machte ich keinen. Heute und morgen waren meine 'Krankenhaustage'. Donnerstags bekam ich immer dieses Zeug eingeflößt, welches bewirkte, das es mir schlecht ging, das ich schlapp war und das meine letzte Hoffnung dahinfloss, weil es mir am Tag davor noch blendend ging.
"Lya, bist du fertig?" Das war natürlich meine Mutter. "Ich komme Mama!" Schnell schlüpfte ich in meine Schuhe und zog eine dünne Strickjacke an.
Es war Sommer. Normalerweise liebte ich ihn, aber dieses Jahr bekam ich nicht sonderlich viel von ihm mit. Ich nahm noch meine Tasche, wo ich alles nötige hinein gepackt hatte und ging hinaus. Unser Auto stand schon in der Einfahrt. Ich schaute mich um, roch den frischen Duft nach Blumen und bestaunte unser Blumenbeet. Es sah alles wunderschön aus. Ich senkte den Kopf. "Toll", dachte ich. Heute war der einzige Tag, an dem ich draußen sein würde. Danach ging es mir zu schlecht und nächsten Donnerstag, würde ich auch nur 5 Minuten hier stehen, weil meine Mutter mich drängte, mich zu beeilen. Auch jetzt ging ich zum Auto, verstaute meine Tasche und stieg ein. Die Fahrt verlief ereignislos.
Wir waren angekommen. Wir gingen in die große Eingangshalle. An der Tür hing ein Schild auf dem stand:"Kreiskrankenhaus Brückenau". Mein Herz schlug wie wild, schon allein bei dem Gedanken an diese Liege auf die ich mich gleich legen musste und alles über mich ergehen lassen würde. Meine Mutter hielt meine Hand, doch ich spürte sie schon gar nicht mehr. Ich dachte nur noch:"Ich will nicht mehr, ich muss hier weg..."
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Wo bleibt die Gerechtigkeit?
Novela JuvenilMein Kopf pochte. Ich fühlte wie ich langsam innerlich zerbrach. Wie das Leben aus mir heraus gesaugt wurde. Ich spürte das, was schon viele Krebs Patienten vor mir gespürt haben. Und doch dachte ich das ich es nicht überstehen würde...