Warte! Gleich heult er...

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Ich raffte das Ballkleid und trat aus der Zellentür. Jack eilte an mir vorbei und schloss die umliegenden Zellen auf. All die Leute denen wir vertrauen konnten, kamen heraus. Die übrigens auch einzigen denen wir vertrauen konnten. Am Ende waren wir eine kleine Gruppe von vielleicht 25 Leuten. Darunter viele bekannte Gesichter: Viele denen ich erst am heutigen Abend vorgestellt wurde, der Kellner von dem ich mein Sekt bekommen hatte, Dumm, Dümmer, Mary, Amber, Dr. Morgan. Jack verschaffte sich kurz einen Überblick und auf seinem Gesicht spiegelte sich für einen kurzen Moment Enttäuschung ab. Klar! Er muss sich unglaublich verraten fühlen. Warum ich nicht? Keine Ahnung. Ich habe irgendwie in solchen Situationen das Gefühl nur der Beobachter zu sein. Jemand absolut unbeteiligtes, dabei steck ich bis zum Hals und sicherlich auch darüber hinaus mit in der Grütze. Alle wandten sich Jack zu, der entschlossen in die Runde schaute. Er erweckte den Eindruck als würde gleich eine Motivationsrede kommen, doch in den Krieg zu ziehen. Vermutlich war das nicht mal allzu unwahrscheinlich. „Danke!", war das erste was Jack herausbekam, „Ich weiß, dass das nicht leicht war und dass ihr euch mit euer Entscheidung in Lebensgefahr gebracht habt. Das verlangt viel Mut und Vertrauen. Dankeschön dafür." Er atmete tief durch. 'Wenn er jetzt anfängt zu weinen, schrei ich laut: Pussy!', lachte meine innere Stimme und ich freute mich das nur ich sie hören konnte. Zum Glück heulte Jack nicht. Er schaute noch entschlossener drein, als es überhaupt nur gehen konnte und unterbreitete uns seinen Schlachtplan: „Da oben ist die Hölle los! Ich möchte, dass wir jetzt alle zusammen schnellstmöglich von hier verschwinden. Irgendwelche Einwende?" Betretenes Schweigen. Einen kurzen Moment überlegte ich mich zu räuspern. Einfach nur um zu sehen wie mich dann alle blöd anstarren. „Gut! Ihr kennt euch hier alle relativ gut aus. Wir werden durch den Hintereingang verschwinden. Damit meine ich die Tür im Wachen-Wohnhaus. Die Wachen werden jetzt nämlich genug mit den Vampirjägern zu tun haben. Auch diesen werden wir wenn möglich versuchen aus dem Weg zu gehen. Deshalb werden wir einen kleinen Umweg über die Küche nehmen." 'Küche? Ich dachte Vampire trinken Blut?', dachte ich verdattert. 'Na, irgendwoher muss ja auch dein Essen gekommen sein.', überlegte meine innere Stimme. 'Lieferservice für Vampirgefangene?', schlug ich vor. 'Gibt es so etwas überhaupt?' 'Vermutlich nicht...Ist aber definitiv eine Marktlücke!' 'Machen wir unseren eigenen auf?' 'Wenn wir irgendwann mal dazu Zeit haben: Probieren geht über Studieren.', sagte ich schmunzelt. 'Und wir haben eine ganze Ewigkeit Zeit.'

Jack fuhr mit seinem Fluchtplan fort: „Sollte es irgendwelche Probleme oder Zwischenfälle geben und wir uns trennen müssen, ist es eure höchste Priorität es irgendwie in die Tiefgarage zu schaffen. Verstanden?" Zustimmendes Nicken. 'Wissen wir wo die Tiefgarage ist?' 'Nein!' 'Toll...' „Bitte seid vorsichtig und kommt alle heil da unten an...", beendete Jack seine Ansprache. 'PUSSY!' 'Ich gebe zu das ist kitschig von ihm, aber noch heult er nicht.', wies ich meine innere Stimme zurecht. 'Verteidigst du ihn, da gerade etwa?', fragte sie neugierig. Ich schwieg. Wenn ich jetzt schon anfange mit mir selbst zu reden...Was mache ich dann in 100 Jahren? Oder Tausend? 'Du hast dann einen Schaden vom aller feinsten und einen Lieferservice für Vampirgefangene.', beantwortete meine innere Stimme meine Frage. Ich rollte mit den Augen.

Jack und ein paar andere Männer gingen vor. Die anderen verteilten sich bunt um mich und Dr. Gruselig. Immerhin waren wir hier die Schwächsten. Ohne Zähne, Kraft und Schnelligkeit waren wir in der Welt der Vampire fast vollkommen unbewaffnet. Ich hatte zwar noch meine Unsterblichkeit, aber für unseren Doc war das hier vermutlich einer der gefährlichsten Orte an denen er sich im Moment aufhalten konnte.

Mein ganzer Körper stand unter Strom und Anspannung. Ich war mehr als nur nervös und wollte eigentlich schreiend, mit den Armen um mich herum fuchtelnd durch die Gegend rennen. Möglichst weit weg von hier. Die Vampire um mich herum, waren auch alle in höchster Alarmbereitschaft. Zähne gefletscht, die Hände zu Klauen gebogen, immer bereit sich auf irgendwen zu stürzen. Die ersten die dran glauben mussten, waren die beiden Wachen, die noch gar nichts vom draußen tobenden Kampf mitbekommen hatten. Sie saßen an dem Platz, an dem Dumm und Dümmer sonst eigentlich saßen und spielten Karten, als hätten sie nichts Besseres zu tun. Wir hatten das Überraschungsmoment auf unserer Seite und in Sekundenschnelle verloren beide ihren Kopf, im wahrsten Sinne des Wortes. Ich begann zu zittern und kniff die Augen zusammen um nicht das ganze blutige Ausmaß sehen zu müssen. Jack führte unsere Gruppe die Treppe hoch aus dem Kellergewölbe. Laute Schreie und Kampfgeräusche waren zu hören und als wir um eine Ecke bogen, sahen wir wie weit die Vampirjäger schon vorgedrungen waren. In der Eingangshalle, auf den Treppen und in den Fluren der oberen Etage tobte der Kampf. Blutüberströmte Vampire kämpften gegen schwerbewaffnete Jäger. Hier und da lagen Körperteile oder ganze Leichen herum und überall klebte Blut, ob von Vampiren oder Jägern war unmöglich zusagen. Schnell machte unsere Gruppe kehrt. Wir würden dem Kampf aus dem Weg gehen und uns dann heimlich durch die Tiefgarage aus dem Schloss schleichen. Kein Blut würde fließen. Alles würde gut gehen... hoffentlich.

Wir hätten eigentlich durch die Eingangshalle gemusst um in das Wachen-Wohnhaus zu kommen, aber das war zu gefährlich. Da auch die erste Etage blockiert war mussten wir wohl oder übel hoch in die zweite Etage und dann auf der anderen Seite wieder runter. Das Erdgeschoss und die erste Etage waren einfach zu gefährlich. So schnell und so leise wie möglich schlichen wir im Dienstbotentreppenhaus die Stufen nach oben. Wir standen kurz vor dem Aufgang zur ersten Etage, als Jack uns stoppte. Er lief vom Treppengeländer zur Wand und späte durch die weit aufstehende Tür zur ersten Etage. Ich sah wie er sich kurz entspannte und uns dann alle durchwinkte. Als ich auf seiner Höhe war warf er mir einen kurzen, ernsten Blick zu. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Tür und erstarrte vor Schreck. Er drehte sich zu mir um. Seine Augen waren vor Angst geweitet, als er auf mich zu stürmte. Ich sah, aus dem Augenwinkel, etwas durch die Luft fliegen. Jack brüllte etwas Unverständliches und warf mich zu Boden. Dann explodierte alles um uns herum.


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Hallöle,

Tut mir wirklich leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber die Schule ist meine Schreibblockade. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch und herzlichen dank an alle für die vielen Votes und lieben Kommis. ;)

bis zum nächsten Kapitel <3 ~ Jodi


Vampire entführen keine kleinen MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt