KLARTEXT!?

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„Ich glaube wir sind sie endlich losgeworden", sagte Jack und setzte mich ab. „Hoffentlich!", sagte ich und atmete einmal tief durch. Mein Schädel brummte immer noch und das Ich-liebe-dich-aber-noch-nicht-ganz-Geständnis von Jack hatte mich unglaublich durcheinander gebracht. „Und was jetzt?", fragte ich.

„Wir laufen weiter in die Richtung und dann kommen wir diesem einem kleinen Dorf von vorhin zurück. Dort besorgen wir uns, dann ein Auto un-"

„Das meine ich nicht", unterbrach ich ihn.

„Nicht?"

„Nein."

„Und was dann?"

War dieser Junge wirklich so schwer von Begriff? Ich seufzte: „Ich meine das mit uns. Was wird jetzt damit..."

„Ach...Ich dacht das hätten wir schon geklärt."

„Wirklich?"

„Ja."

„Dann hab ich das wohl irgendwie verpasst."

„Scheint so."

„Wärst du dann bitte so gut mich aufzuklären?"

„Also...die Sache mit den Bienchen und Blümchen ist so-"

„Ich meinte nicht DIE Art von Aufklärung!"

„Das weiß ich doch!", sagte Jack und grinste mich frech an. Er drehte sich um und ging in die Richtung in die er vorhin gezeigt hatte. „Kommst du?", fragte er und spazierte überaus fröhlich weiter. Für ihn schien das Thema wohl geklärt und gegessen sein. Aber nicht mit mir, mein Freundchen. So nicht! Ich lasse dich nicht so leicht mit meinen Antworten davon kommen. Die schuldest du mir! „Was machen wir den jetzt? Immerhin wissen wir beide, dass wir uns in den Anderen verliebt haben, oder so etwas in der Art... Also...Was tun wir jetzt?"

Er zuckte nervös mit den Schultern. „Ich würde sagen, wir lassen die ganze Sache erstmal ein bisschen sacken...", versuchte er sich herauszureden.

Grrrr...!!! Na warte nur...

„Gut...", sagte ich und schwieg zwei Sekunden. Dann fragte ich: „Okay, ist gesackt...und was jetzt?"

„Ich glaube... wir sollten Beide ein bisschen überlegen was wir wirklich wollen?", sagte er, obwohl diese (nicht) überausgeistreiche Erkenntnis mehr wie eine Frage klang.

„Weiß ich schon! Was jetzt?", platzte ich heraus und verengte meine Augen zu Schlitzen.

„Ich bin, aber noch nicht ganz fertig mit überlegen...", murmelte er.

HERR IM HIMMEL! WARUM DRÜCKT ER SICH SO VOR EINER KLAREN AUSSPRACHE? Mich vorhin zu küssen war in Ordnung, aber er schaffte es nicht mal mit mir über ein ernstes Problem zureden, dass uns definitiv beide etwas angeht. Waren alle Männer so?

Stumm ging ich neben ihm her. Jack schien tatsächlich tatkräftig über etwas nachzudenken. Ob es jetzt tatsächlich unser, was mittlerweile eher mein Problem geworden war, über das er nachgrübelte oder vielleicht doch eher die Frage ob Vampire Mentos und Cola zusammen überleben würden, sei jetzt mal dahingestellt. Plötzlich sagte er: „Okay, weißt du was wir wirklich als nächstes machen sollten?"

„Herausfinden wer nun eben wirklich unsere Verfolger waren?", fragte ich genervt. Ich hatte beschlossen später nochmal Jack in die Zange zunehmen und mich erstmal darauf zu konzentrieren nicht über eine Baumwurzel zu stürzen.

„Nein! Also...eigentlich ja, aber das weiß ich schon."

„Wirklich?"

„Ja. Die Vampirjäger scheinen wohl Wachposten vor dem Heim abgestellt zu haben, falls du tatsächlich wieder zurückkehren solltest."

„Okay...und was sollten wir den jetzt nun wirklich tun?"

Er blieb abrupt stehen. Ich stolperte noch zwei Schritte weiter und drehte mich dann zu ihm um. Jack kratzte sich verlegen am Kopf und fragte lächelnd: „Ella...Würdest du mal mit mir ausgehen?" Beinahe hätte ich gelacht. Wenn es nur nicht so verdammt niedlich gewesen wäre, hätte ich ihn tatsächlich scharmlos ausgelacht. Wer hätte schon gedacht, dass der Typ, der mich vor knapp einem Monat entführte und andere Leute kaltblütig umbrachte, mich heute um ein Date bat?

„Du willst mich ja tatsächlich besser kennenlernen", stellte ich mehr oder minder verblüfft fest.

„Hast du mir den vorhin nicht geglaubt?", fragte er und runzelte gespielt gekränkt die Stirn. Ich überlegte kurz: „Naja...sagen wir mal so: Ich war misstrauisch. Immerhin hast du mich schon mal geküsst, damit ich für dich von einem Balkon stürze. Das Fazit der ganzen Sache war, dass ich über zwei Wochen in deinem Keller vor mich hin schimmelte. Glaubst du wirklich ich verzeihe so leicht und bin so verdammt naiv?"

Okay, ich gebe ehrlich zu, das war nur die halbe Wahrheit. Ich war naiv. Ich hatte ihm vorhin geglaubt oder besser formuliert ich hatte mir fest gewünscht dass es stimmt. Mir war ebengerade erst eingefallen, dass er so etwas ähnliches schon mal mit mir abgezogen hat. Nur ohne ein handfestes: Ich liebe dich. Aber seien wir mal noch ein Stück ehrlicher...Gibt es ein wirklich 100%iges, absolutes, unantastbares, aufrichtiges 'Ich liebe dich!'?

Jack legte den Kopf leicht schräg und meinte schulterzuckend: „Tja...ich kann dir dein Misstrauen wohl kaum verübeln, aber ein kleines bisschen verletzt mich das schon. Aber wenn du willst kann ich das auch gern noch mal sagen." „Ja, ich bitte darum.", antwortete ich leicht zickig und hätte mich dafür sogleich ohrfeigen können. Heimlich freute mich natürlich darüber, dass er endlich Klartext sprach.

Er seufzte und kam ein paar Schritte auf mich zu. Breit lächelnd meinte er: „Ich habe mich in dich verliebt, Ella, und ich möchte dich unbedingt besser kennenlernen. Leider befinden wir uns in einer wirklich kritischen Situation, denn es datet sich nicht leicht, wenn uns mein mordlüsternder Bruder und eine Horde Vampirjäger im Nacken sitzen. Aus diesem Grund müssen wir das irgendwie verschieben und dich erstmal in Sicherheit bringen."

„Aber das verlieben haben wir beide doch auch hinbekommen. Warum also nicht auch das daten?", fragte ich und hob trotzig mein Kinn um ihm besser ins Gesicht sehen zu können.

„Wie denn bitte schön?", fragte er grinsend, „Sollen wir etwa uns im Kino mit Popcorn füttern, während Leon draußen schon seine Axt zu schärfen beginnt? Oder sollen wir Beide an einem Brunnen romantisch Eis essen, während die Jäger sich ihren Weg durch die ganzen anderen turtelnden Pärchen bahnen?" Jacks Stimme triefte nur so vor Sarkasmus, weshalb er sehr überrascht war als ich sagte: „Ja wieso nicht? Wir gehen einfach aus dem Kinosaal und fliehen über das Dach. Und was das romantische Eis essen angeht...", sagte ich und stellte mich auf Zehnspitzen. Er beugte sich ein Stück tiefer. Unsere Nasenspitzen berührten sich fast und ein Lächeln huschte mir über meine Lippen, als sein Blick zu ihnen wanderte. „...Ich...", flüsterte ich und kam noch ein Stückchen näher. Ich spürte wie Jack einmal tief ein und ausatmete. „...habe Hunger.", beendete ich meinen Satz, trat von ihm Weg und drehte ihm den Rücken zu. „Also beeil dich!", flötete ich und spazierte davon. Er blieb verdattert stehen. „Wenn du einen Kuss willst muss du schon mehr zu bieten haben, als Zweifel an unseren Dating-Fähigkeiten...", sagte ich und zwinkerte ihm über die Schulter hinweg zu. Breit grinsend setzte er sich in Bewegung und holte mich ein.

„Ella...Ella...Ich nehme die Herausforderung an! Das werden die spannendsten Dating-Tage die du jemals haben wirst", flüsterte er in mein Ohr und ich ignorierte die Gänsehaut, die ich bekam.

'Na das kann ja heiter werden...'


Vampire entführen keine kleinen MädchenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt