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"Amy, aufstehen!", ruft Mama von unten und ich werde wach. Während ich mich aus dem Bett quäle muss ich an den heutigen Tag denken. Erste Stunde Mathearbeit und in der vierten Französisch zurück kriegen.
Shit! In Franze habe ich bestimmt ne 5!
Egal, gibt Wichtigeres!
Ich schlüpfe in meinen Lieblingspulli und eine etwas zerissene Jeans. Dann stapfe ich die Treppe runter, in die Küche und lasse mich auf meinen Stuhl fallen. Eilig schlürfe ich meinen Kakao und esse zwei Marmeladentoast. Schnell noch Zähne geputzt, Mama einen Abschiedskuss gegeben und dann schwinge ich mich auch schon aufs Rad und radel zur Schule. Dort wartet schon Maja auf mich.

Ich würde nicht sagen, dass sie meine Beste Freundin ist, aber sie ist die die ich am ehesten so nennen würde. Aber wenn ich ehrlich bin, eine Beste Freundin zu haben wäre komisch und kompliziert. Keine Geheimnisse voreinander und so, dass könnte ich nicht, schon gar nicht da ich eine Lucky bin. Und da ich jeden Tag sterben könnte würde ich das niemandem antun wollen, plötzlich alleine da zu stehen. Gut, Leo ist eine Ausnahme, er weiß als einziger Nicht-Lucky bescheid und er wollte es so. Das er ein Junge ist macht das Ganze noch verbotener, aber gut, 'No Risk, no Fun!'

Jedenfalls umarmt Maja mich nun fröhlich und wir schlendern ins Schulgebäude.
"Hast du Mathe kapiert?", will sie wissen.
"Geht so!", gebe ich zu und füge eilig hinzu:"Aber es gibt wichtigeres!"
"Naja!", meint sie und grinst, für sie ist Schule sehr wichtig.
Für mich steht anderes im Vordergrund, Leo zum Beispiel oder meine Lucky-Wahl.
In vier Tagen ist es soweit!
Allein wenn ich daran denke wird mir ganz anders, wie soll ich nur bis dahin überleben, ohne vor Angst und Aufregung zu sterben?
Maja rammt mir ihren Ellenbogen in die Seite und ich kreische:"Aua, was soll das?"
Maja grinst nur und meint:"Endlich hörst du mir zu! Ich habe dich ungefähr 10 Mal gefragt, wie es mit Leo läuft."
"Super! Er ist sooooo süß und ich kann wirklich über alles mit ihm reden. Ich liebe ihn wirklich und er mich auch!", sage ich schwärmerisch und lächle verliebt.
Maja lacht und neckt mich in dem sie singt:" Amy und Leo sitzen auf nem Baum, knutschen rum, man glaubt es kaum!"
Ich boxe ihr lachend in den Bauch und sehe sie mit gespielt bösen Blick an.
Als wir schließlich vor dem Matheraum stehen, wird Maja ernst, holt ihr Buch raus und verlangt von mir das ich sie die Formeln zur Berechnung vom Flächeninhalt und Umfang vom Kreis abfrage.
Ich stöhne tue aber wie mir geheißen gewurde. Maja weiß natürlich alles perfekt und lächelt zufrieden.
"Super!", lobe ich und füge hinzu:"Du schreibst bestimmt eh wieder ne eins!" Sie nickt und stimmt zu:"Ja, könnte sein!"
Frau Meier kommt und lässt uns rein, in die Höhle des Löwen, auch Matheraum genannt. Dann verteilt sie Trennwände und die Blätter.
"Viel Glück!", wünscht sie uns und setzt sich ans Lehrerpult.
Ich drehe das Blatt um und gruntze unwillig.
Wofür brauche ich das?
Schon bei der ersten Aufgabe bin ich zum Scheitern verurteilt, ich kann keine einzige Aufgabe lösen, dabei habe ich mich wirklich bemüht die Formeln zu lernen, doch sie wollten nicht in meinen Kopf. Wie auch, wenn schon so viel anderes drin ist?!
Nach der Hälfte der Zeit habe ich von Aufgabe eins die ersten beiden Ergebnisse mit Lösungsweg von Maja angeguckt, doch Frau Meier hat alles im Blick, was das Ganze sehr schwer macht.
Als Frau Meier sich kurz bückt um ihr Handy aus der Tasche zu holen schiebt Maja mir ihre Arbeit rüber, ich lächle ihr dankbar zu und mache mich ans Abschreiben.
Als Frau Meier verkündet, dass wir noch zwei Minuten haben bin ich komplett fertig. Ein paar Fehler habe ich extra eingebaut, damit Frau Meier keinen Verdacht schöpft. Dann ist Abgabe und  ich nehme die Trennwand weg und schiebe dabei unauffällig Majas Arbeit zu ihr rüber. Wir gehen gemeinsam nach vorne und ich flüstere ihr ein:"Danke!", zu denn obwohl Schule bei mir nicht an erster Stelle steht, kann eine gute Note ja nicht schaden, oder?!
In der zweiten Stunde haben wir Physik, was ich nur überlebe, indem ich meinen Heftrand,  unter Majas tadelnden Blicken,  voller Herzen und Blümchen male. In der Pause kommt Leo zu uns rüber und umarmt mich zur Begrüßung.
"Hey Süße!", murmelt er in meine Haare.
"Wie war die Arbeit?", fragt er.
"Dank Maja spitze!", meine ich und grinse erst sie und dann ihn an. Er lacht. Wie ich sein Lachen liebe. Es ist so süß und super sexy. Wahnsinn wie jemand beim Lachen so sexy aussehen kann.
Wir reden ein bisschen über dies und das und als es zur 3. Stunde klingelt sagt Leo zum Abschied:"Bis heute Nachmittag, Amy. Du bist doch auch bei Training heute, oder?!"
"Klar!", antworte ich und schließe ihn in die Arme, bevor ich mit Maja zum Französischraum trotte.
"Er sieht wirklich gut aus!", seufzt Maja und sieht verträumt aus.
"Pfoten weg! Meiner!", sage ich und füge hinzu:"Ich wünschte er wäre in unserer Klasse."
"Bloß nicht, dann würdest du nur noch ihn anhimmeln und nicht mehr neben mir sitzen!", beschwert sich Maja und ich muss grinsen.
"Glück gehabt, er ist ja eine Klasse über uns!", lache ich und setzt mich auf meinen Platz neben sie in die dritte Reihe.
Madame Wimma beginnt sofort nach der Begrüßung damit die Arbeiten auszuteilen.
Maja hat natürlich eine eins. Als Madame mir die Arbeit hinlegt lächelt sie und meint:"Gar nicht schlecht!"
Erwartungsvoll öffne ich mein Heft und freue mich, als ich die rote zwei plus sehe.
"Super! Hat unser lernen doch was gebracht!", freut sich Maja und klopft mir auf die Schulter! 
Heute ist wirklich ein guter Tag!
Wir berichtigen die Arbeit gemeinsam mit Madame Wimma und als es schließlich klingelt beschließe ich die letzte Stunde zu schwätzen.
Ist eh nur Religion, da macht das nichts.
Ich verabschiede mich von Maja, sie verdreht die Augen und lacht dann:" Bauchschmerzen wie immer?"
Ich nicke und meine dann:"Oder Kopfschmerzen, mir egal!"
Dann verschwinde ich und fahre mit dem nächsten Bus in die Stadt, ich finde ein bisschen shoppen habe ich nach der zwei in Franze und der gut gelungenen Mathearbeit wirklich verdient.  

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