Ein Harem für den Bunkerdoc

Villa oder Schlachtfeld?

Als sich Flo am nächsten Morgen aus seinem Himmelbett erhob, war Mathias bereits wach und polierte wie der Verrückte, der er war, den schwarzen Flügel im Wohnzimmer. Auf seinem Weg in die Küche taumelte Flo schlaftrunken am Wohnzimmer vorbei und blieb stehen.
"Ähm... Guten Morgen", brummte er mit seiner tiefen Stimme, was Mathias' Blut in seinen Adern gefrieren ließ. Mit seinen grauen Augen warf er Flo einen eiskalten Blick der Verachtung und Missgunst zu.
"Gut ist mein Morgen mit Sicherheit nicht, ich hoffe du hast schlecht geschlafen", zischte er, schob mit seinem Mittelfinger seine Brille zurecht und wandte sich wieder dem Flügel zu.
Flo zog verwundert die Augenbrauen hoch. "Was hab ich jetzt wieder gemacht?"
"Das weißt du ganz genau, mein lieber Florian!", keifte Mathias, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. 
Flo, immer noch ganz verwirrt, schüttelte leicht und nichts ahnend den Kopf. "Nein, ich kann mir beim besten Willen nicht denken, was du meinst, Schatz, bitte klärst du mich auf?"
Mathias knüllte den Lappen in seiner Hand genervt zusammen und schaute Flo an.
"Warst du heute Nacht wieder mit deinen Fettfingern am Klavier?" 

"Du mein Lieber", empörte sich Flo, seine Stimmung konnte man beobachten, während sie rasant in den Keller raste, "Brauchst nicht schon wieder so einen Aufstand machen. Du weißt ganz genau, dass es erstens mein Flügel ist und zweitens DU gestern derjenige warst, der sein Abendessen verschmäht hat und stattdessen einfach eiskalt Pizza wollte und sich danach nicht die Hände gewaschen hat. Abgesehen davon, tu nicht so als ob du immer das Opfer wärst, weil ich ja so schlecht zu dir bin. Du bist einfach ein kleiner streitsüchtiger Giftzwerg und wenn ich dich ach so schlecht behandle, kannst du heute ja sehen, wo du schläfst, das hier ist immer noch MEIN Haus. Viel Spaß beim Schlafplatz suchen, du kannst ja mal nachdenken über dein Verhalten und morgen wieder kommen. Es reicht mir langsam mit deinen Ausbrüchen, pack alles, was du brauchst und dann raus aus meinem Haus, aber zackig!", fuhr er Mathias wie eine Furie aus dem Nichts an.

Mathias sah Flo mit geweiteten Augen an, er war dem Tränenbad mehr als bloß nahe. Egal, was er versuchte, er schaffte es einfach nicht, seine Überraschung und gleichzeitige Wut, gemischt mit einem Hauch von Melancholie vor seinem Partner zu verstecken. "Das", Mathias versuchte vergeblich seine Tränen zu unterdrücken, "Wirst du noch bereuen, du wirst dir wünschen, dass du das niemals gesagt hast. Ich bin das Beste, was dir je passiert ist. Erst mein Glanz hat dich zum scheinen gebracht. Du bist wie ein dreckiges Stück Schotter, während ich wie ein 1000 Karat Diamant, fein geschliffen mit höchster Präzision neben dir erstrahle. Jemanden wie mich findest du nie wied-" "Keine Sorge", unterbrach Flo, "Alles ist mir momentan lieber, als mich mit dir abzugeben. Du bist wohl eher ein Diamant Imitat aus Glas, zwar ganz nett aber wertlos. Jetzt beweg dein abgehobenes Gesäß aus meinem Anwesen und komm mir vor morgen nicht mehr unter die Augen. Kannst ja bei deinem geliebten Elmin übernachten und dich von ihm liebkosen lassen. Der hat ja auch keinerlei Ansprüche, was Charakter betrifft. Dieser genitalgesteuerte Affe wir noch dafür bezahlen, genau wie deine Wenigkeit." Flo's Körper bebte und vor lauter Wut stiegen auch ihm die Tränen in seine grünlichen Augen. Für Mathias schienen diese letzten Worte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht zu haben. Er kehrte Wortlos um, stopfte seine Sachen in seinen Koffer und verließ unverzüglich das Haus. Nun herrschte Totenstille in der Villa, wenn man allerdings genau hinhörte, konnte man Flo ab und zu schniefen hören. "Wieso Mathias, wieso tust du mir das an?", murmelte er vor sich hin, während er weinend, einerseits vor Zorn und andererseits aus Trauer, in einer Ecke kauerte. Er schwor sich es Mathias heimzuzahlen. Ja, er würde das schlimmste Vergehen in einer Ehe begehen. Er würde nicht mit einem anderen Mann, nein, mit einer Frau sein Versprechen der ewigen Treue brechen. Er wusste auch schon, wie er das anstellen würde. Dafür brauchte Flo allerdings noch Zeit, mindestens bis zur nächsten Therapiesitzung.

                                                                             Kapitel 2 Ende