Krebs verändert...!

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Die Diagnose

Ich weiß noch wie es war, als ich es erfahren habe.

Ich saß in der Küche, mein Vater war dabei das Abendessen zu machen und half mir nebenbei mit meinen Englischhausaufgaben, als meine Mutter gerade wieder nach Hause kam.

Sie war noch einkaufen gewesen und stellte die vollen Taschen auf den Tisch und Boden ab, unterhielt sich mit meinem Vater, während ich meine Aufgaben weiter machte.

Doch dann kam ich nicht weiter, ich überlegte und überlegte aber ich wusste es nicht, also wollte ich mich an meine Eltern wenden und sie um Hilfe bitten, jedoch waren sie immer noch in ihrem Gespräch vertieft und so wartete ich bis sie fertig waren, fing währenddessen aber zu träumen an, es war nichts wichtiges wo ran ich dachte aber es lenkte mich von der Situation in der Küche ab.

In der Zeit in der ich geistig abwesend war sind meine kleinen Geschwister in die Küche gekommen um zu gucken was unsere Mutter eingekauft hat.

Als ich langsam wieder ins Diesseits wiederkehrte und wieder alles anfing wahrzunehmen war mein kleiner Bruder gerade dabei eine blaue Tasche nach Süßigkeiten zu durchsuchen. Meine Eltern unterhielten sich immer noch, schienen das gar nicht mit zu bekommen und ließen ihn somit gewähren, auch ich ließ ihn gewähren, es war mir egal.

Ich war wieder ganz da und wollte nun endlich das wissen was ich alleine nicht rausgefunden hatte, weshalb ich mich nun wieder an meine Eltern wante, direkt an meine Mutter, denn sie ist wirklich gut im Englischen. Doch bevor ich auch nur ansetzen konnte um etwas zu sagen, drehte sie sich zu uns Kindern von unserem Vater weg, schaute uns an und sagte: "Ich habe Brustkrebs! ..."

Ich war geschockt, die Zeit schien still zu stehen. Wenn ich jetzt daran zurück denke, muss ich fast lachen, denn wahrscheinlich hatte ich die Augen weit aufgerissen und mein Kiefer hing bestimmt einige Zentimeter herunter. Zumindest fühlte es sich in dem Moment so an, bis die ersten Tränen sich aus meinen Augenwinkeln stahlen und über meine Wangen kullerten. In der ersten Schocksekunde habe ich nur gedacht ...o mein Gott sie wird sterben!...

Dann jedoch als meine Mutter sah das ich weinte, winkte sie mich zu sich und ich lief die drei Schritte in ihre Arme, sie drückte mich, mein kleiner Bruder kam auch weinent in unsere Umarmung und fragte dann das unausweichliche was ich mich nicht traute: "Wirst du sterben?" "Nein!" sagte sie schnell und erklärte uns was nun geschehen würde, dass sie jetzt eine Chemotherapie machen müsste, bestrahlt werden würde, das es jetzt zwar alles eine schwierige Zeit für uns alle werden würde, sie aber sehr sicher wieder Gesund werden würde.

Das beruhigte mich, sie drückte meinen kleinen Bruder und mich noch einmal kurz und dann wendeten wir uns alle wieder etwas anderem zu.

Meine kleine Schwester war noch zu klein um zu verstehen was hier ablief, sie guckte nur komisch und spielte mit irgendwelchen Sachen rum, meine Mutter nahm sie aber auch einmal in den Arm und drückte sie, meine kleine Schwester war damals erst sieben, mein kleiner Bruder zehn und ich gerade dreizehn Jahre alt.

Ich machte mit meinen Englischaufgaben weiter und fragte aber meinen Vater um Hilfe. Später fragte ich mich ob meine beiden älteren Brüder schon darüber bescheid wussten, ich glaubte schon, vielleicht sogar früher als ich es wusste, aber sie redeten auch nicht darüber und weinen sah ich auch nie einen von ihnen. Sie waren damals siebzehn und fünfzehn Jahre alt.

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