Als mir alles zu viel wurde

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Zuhause immer nur diese Gerede über Krebs und das man mir keinerlei Beachtung mehr schenkte. Der Schulstress und dann noch die Mädchen aus meiner Klasse, die mir am Freitag sagten dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollten, das alles kam an diesem Tag zusammen.

Schon die letzten drei Abende bin ich mit Bauchschmerzen ins Bett gegangen, sie steigerten sich Nacht für Nacht, auch diese Nacht wieder, doch jetzt waren die Schmerzen unerträglich.

Ich weinte und weinte, leise vor mich hin, bis ich es nicht mehr aushielt, wischte mir die Tränen weg und machte mich auf den Weg ins Wohnzimmer zu meinen Eltern.

Die Schmerzen wurden nicht besser und meine Eltern konnten mir nicht helfen, keine Wärmefalsche, noch irgendwelche Globolies halfen.

Um halb eins nachts, an einem Montag brachten sie mich ins Krankenhaus, weil sie auch nicht weiter wussten, dachten vielleicht könnte es der Blinddram sein oder so.

In der Notaufnahme brauchte ich kaum warten.

Die Schmerzen waren immer noch krass, aber hier im Krankenhaus zu sein lenkte mich ein bisschen ab.

Als ich dann auf dem Untersuchungstisch lag heulte ich wieder los, als der Arzt meinen Bauch abtasten wollte.

Ich konnte gar keine Berührung am Bauch haben, deswegen trug ich extra einen großen Pulli von einem meiner großen Brüder.

Ein viel zu großer, roter HipHop Pulli mit schwarzer fetter aufgenähter Aufschrift.

Das Abtasten ließ ich schweigend über mich ergehen, nur ein paar Tränen liefen mir die Wange herunter.

Ich mochte den Arzt, zumindest seinen russischen Akzent.

Der Arzt fragte mich viel um die Ursache der Schmerzen zu ergründen, denn der Blinddarm sei es nicht.

Ich erzählte ihm das ich sie schon seit ein paar Tagen jeden Abend habe und dass der Schmerz stetig steigt.

Da ich ihm anscheinend nichts brauchbares an Informationen lieferte, fragte er mich zum Schluss noch wie viel Wasser ich im Schnitt am Tag trinken würde.

Wenig, sehr wenig, zu wenig.

Also sollte ich eine Kochsalzlösung Infusion bekommen, so bald ich auf dem Zimmer sei.

Übernacht bleiben?!

Damit hatte ich unter keinen Umständen gerechnet.

Ich war noch nie im Krankenhaus.

In der Notaufnahme schon ein paar Mal, aber ich habe nie bleiben müssen.

Mir geht es zu schlecht, als das ich mich wehren wollen würde, hier würden sie mir helfen können.

Mein Vater fuhr nach Hause um mir ein paar Sachen zusammen zu packen.

Meine Mutter begleitet mich auf die Station auf die ich geschickt wurde, eine männliche Krankenschwester empfing uns dort und brachte uns zu einem freien Zimmer.

Seid dem wir die Notaufnahme verlassen haben, habe ich kein Wort mehr gesagt.

Meine Mutter hingegen unterhält sich in leisem Ton mit dem Mann der uns zum Zimmer führt und mir ein Krankenhaushemdchen gibt, welches ich anziehen soll.

Was ich nicht sehr gern tue, weil ich mich nicht mal alleine an oder ausziehen kann und wer hat schon gern so ein Krankenhaushemdchen an???

Aber meine Mutter hilft mir mich auszuziehen ohne, dass ich mich großartig bewegen muss, damit der Schmerz nicht noch schlimmer wird.

Krebs verändert...!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt