Kapitel 1

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"Wie ist dein Name?"

Lächelnd beugte ich mich etwas zu der Person vor mir vor.

"Möchtest du ihn mir verraten?"

Keine Antwort.
Das entspannte Lächeln auf meinen Lippen blieb.

Langsam streckte ich die Hand nach dem ehemalig weißen Schildchen, welches an dem Oberteil des Jungen, der vor mir saß befestigt war aus und drehte es so dass ich den Namen darauf lesen konnte.

"Do Kyungsoo. Warum sagst du mir das nicht gleich?"

Wir saßen hier auf dem Boden eines kleinen verstaubten Ladens.
Die Fliesen sahen so aus als hätten sie schon ewig keinen Wischmopp mehr gesehen.
Aber daran störte ich mich jetzt nicht.

Meine ganze Aufmerksamkeit lag auf dem zierlichen Jungen vor mir, der mich aus irgendeinem Grund leicht schreckhaft aus seinen braunen Hundeaugen ansah.

Er intressierte mich.

"Schöner Name~... schöner Name."

Ein Seufzen entwich mir und blieb nur als kleine weiße Wolke in der Luft zurück, die sich kurz darauf ins Nichts auflöste.

Es war kalt.
Schließlich hatten wir Januar und somit tiefsten Winter.
Aber auch das störte mich im Moment nicht.

Ich wartete immer noch darauf, dass Kyungsoo seine Lippen bewegte und mir auf meine nicht gestellte Frage antwortete.

"Kyungsoo...kann ich dich auch Kyungie nennen?"

Ich nahm die Stille als ein Ja auf.

"Gut."

Nachdenklich fuhr ich mir mit dem Zeigefinger über meine von der Kälte zu trockenen Lippen und ließ dabei meinen Blick durch den Laden schweifen.

Er saß einfach weiter stumm wie zuvor an einem der Regale gelehnt vor mir.

Es war allgemein sehr still hier.
Außer Atmen und das Knistern einer kaputten Neonlampe hinten in einer Ecke des Ladens hörte man nichts.

Und wenn man den Blick auf die Glasscheiben der automatischen Eingangstür richtete sah man...nichts. Draußen war es schon komplett dunkel.

"Ich mag dich."

Mit diesem Worten konzentrierte ich mich wieder auf das wirklich wichtige.

"Magst du mich auch?"

Ich lächelte hoffnungsvoll.

Ich meinte ein zaghaftes Nicken seinerseits vernehmen zu können und gab mich damit zufrieden.

"Hast du Hunger?"

Ohne eine Antwort abzuwarten richtete ich mich aus der Hocke wieder in den Stand auf und ging mit noch etwas wackeligen Beinen die Regale auf der Suche nach etwas Essbarem ab.

"Was isst du denn gerne?"

Bei der Frage wandte ich meinen Kopf wieder zu ihm.

Ich fand Gefallen daran ihn anzusehen.

Wie er da so saß.

Mit dem Rücken an das Regal gelehnt.
Die weißen Arme lagen locker neben ihm auf dem Boden.

Mir fiel auf dass seine Haut allgemein so weiß wie die einer Porzellanpuppe war.
Selbst seine Lippen hätten von einer Puppe stammen können.

Eine Porzellanpuppe, die regungslos auf das Regal vor sich sah.

▪Don't leave me alone▪[EXO]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt