Kapitel 4》Lauf!《

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"Ally!",sagte ich panisch und versuchte dabei meine Stimme so leise wie möglich zu halten.
Als das hupen erlosch war das einzige was ich hörte meine viel zu hektische Atmung.

Ich entsperrte mein Handy, was aber garnicht so einfach war, weil meine Hände unkontrolliert zitterten. Ich öffnete WhatsApp und schrieb einfach nur
》Clown!《
in die Gruppe die wir extra für diesen Tag erstellt hatten. Einen sinnvolleren Text brachte ich in diesem Augenblick einfach nicht zu stande.

"Mach die Taschenlampe aus",zischte mir Ally zu und griff nach meinem Handgelenk. Ich schaltete sie aus und steckte mein Handy zurück in die Jackentasche.
"Wir müssen hier raus." Sie zog mich auf die Beine und gemeinsam liefen wir zur Treppe.

Ich blieb ruckartig stehen und zog Ally mit mir an die Wand.
"Er kommt hoch",brachte ich keuchend hervor.
Ich lehnte meinen Kopf an die Wand und schloss für zwei Sekunden die Augen. Meine Hände waren kalt und feucht und ich glaubte jeden Moment einen Nervenzusammenbruch zu erleiden.
Er war da,
mit uns in einem Haus,
die Tür war verriegelt
und er kam hoch,
zu uns,
wir waren erledigt, ganz einfach.
Er hatte etwas in der Hand, aber was es war hatte ich in dem Bruchteil einer Sekunde nicht erkennen können, aber ganz egal was es war, er wollte und würde uns damit wehtuen, wenn nicht noch mehr...

Jede verdammte Stufe auf die er trat knarrte fürchterlich und es steigerte meine Angst um so mehr.
Je öfter es knarrte, desto näher kam er uns. Innerlich hoffte ich, dass er uns nicht sehen würde, aber niemand, wirklich niemand war so unaufmerksam, um zwei an die Wand gepresste Mädchen zu übersehen.

Er erreichte das Ende der Treppe, da war ich mir sicher, denn das knarren hatte aufgehört, stattdessen ertönte seine stampfenden Schritte und ich glaubte ein leises kichern zu vernehmen, ganz sicher war ich mir allerdings nicht.

Wenn es real war, dann hatte es seinen Sinn erfüllt. Es machte mir eine Höllenangst. Es klang irre, so vollkommen Geisteskrank.
Nunja, was erwartete ich denn bitte von jemandem der sich als Clown verkleidet...

Ich drückte Alycia's Hand so fest ich konnte und hielt den Atem an.
Durch den Augenwinkel sah ich wie er den Raum betrat und ich drückte mich noch näher an die Wand, bis sie unerträglich kalt ein meinem Rücken wurde.
Tränen bildeten sich in meinen Augen und liefen unkontrolliert meine Wangen herunter, als ich die gigantische Machete in seiner Hand sah. Er würde uns töten...

Anscheinend war der Typ durch seine Maske so eingeschränkt was das Sichtfeld betraf, dass er uns wirklich nicht gesehen hatte.

Langsam machte Alycia einen Schritt nach vorne und schlich Richtung Tür.
Ich wollte ihr folgen doch meine Muskeln waren wie versteinert.
》Tod《
schoss es mir durch den Kopf und ich fing an hektisch nach Luft zu schnappen, es fühlte sich an als ob jemand meine Lungen zusammen schnürte.

Unsanft griff Ally nach meinem Arm und zog mich hinter sich her.
Ich schnappte Laut nach Luft und fing an zu stolpern, weil ich garnicht darauf vorbereitet gewesen war.
Der Clown drehte sich ruckartig zu uns um und ein gräßliches Lachen stieg aus seiner Kehle empor.

Endlich war ich wieder der Herr meiner Sinne und ich rannte Ally hinterher, die Treppe runter und quer durch das Untergeschoss.
Wir wussten, die Tür war verriegelt, also steuerten wir geradewegs das Fenster an, durch welches wir hinein gekommen waren.
Er war uns dicht auf den Fersen, aber einen kleinen Vorsprung hatten wir.

Da Ally die kleinere von uns beiden war half ich ihr mit einer Räuberleiter auf das Fensterbrett.
Die Sekunden die ich warten musste bis sie endlich runter gesprungen war kamen mir unendlich lang vor. Sie waren schrecklich, ich wusste das er mit jeder verstrichenden Sekunde näher kam.
Nach einer gefühlten Ewigkeit war Alycia sicher auf der anderen Seite gelandet.
Ich stemmte mich hoch auf das Fensterbrett und Ally griff nach meinen Armen um mich schnellstmöglich zu ihr runter zu ziehen.

Kaltes Glas durchtrennte die Haut meines Oberschenkels und es stieg ein höllischer Schmerz in mir empor, es brannte wie Feuer.
Aber von jetzt auf gleich war der Schmerz verschwunden, wie weggeblasen. Das Adrenalin welches durch meinen Körper gepumpt wurde ließ keine Schmerzen zu, es sendete lediglich einen Befehl an meine Muskeln:
Rennen

Ich rannte los, mit Ally dicht hinter mir. Warmes Blut lief mir mein Bein hinunter, was mich aber in diesem Augenblick herzlich wenig störte. Ich wagte einen flüchtigen Blick über die Schulter, er war ebenfalls aus dem Fenster gestiegen und rannte uns nun erneut hinterher.
Schnell merkte ich, dass ich wohl lieber geradeaus gucken sollte, denn ich rutschte nach wenigen Schritten auf dem aufgeweichtem Boden aus und könnte mich nur mit Mühe fangen um einen Sturz zu verhindern.

Anya, Madlene und Vida kamen in unser Sichtfeld.
"Lauft!",rief Alycia neben mir und legte noch einen Zahn zu.
Schon aus dieser Entfernung konnte ich ihre entgeisterten, zum Teil aber auch verwirrten, Blicke erkennen.
Sie blieben stehen, rührten sich keinen Zentimeter, weil sie es einfach nicht verstanden.

"Jetzt lauft schon!",schrie ich panisch und alle drei zuckten erschrocken zusammen.

Erst jetzt scheinte Anya unseren Verfolger zu erblicken, denn sie erstarrte und tippte nur Vida an.
Als wir ungefähr auf ihrer Höhe waren, fingen sie erst an zu rennen.

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