Während er sich wie jeden Morgen nach dem Aufwachen reckte und streckte, merkte Castle, dass er diese Bewegungen heute das erste Mal seit Monaten ganz ohne Schmerzen machen konnte. Lächelnd drehte er sich auf die Seite, aber da war niemand mit dem er seine Freude teilen konnte. Das Lächeln verschwand genauso schnell wieder aus seinem Gesicht wie es gekommen war und er rollte sich seufzend auf den Rücken.
Heute war ein wichtiger Tag und er wollte ihm eigentlich optimistisch entgegensehen, aber Castle konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken zum gefühlten tausendsten Mal zu dem Tag zurückwanderten, an dem Caleb Brown ins Loft eingedrungen war und auf Kate und ihn geschossen hatte...
Die Kugel hatte Castle in die rechte Brust getroffen und seine Lunge perforiert, was einen Pneumothorax auslöste. Erst hatte er davon nichts gemerkt und dafür war er im Nachhinein sehr dankbar, denn dadurch konnte Castle einen einigermaßen klaren Kopf behalten und Hilfe rufen. Zum Glück hatte er noch das Handy, das Mason ihnen gegeben hatte, in der Gesäßtasche seiner Jeans. Und glücklicherweise hatte er ein gutes Zahlengedächtnis, sodass er sich zumindest an Ryans Telefonnummer erinnern konnte.
Erst als Kevin ihm versicherte, dass er sofort zwei Krankenwagen schicken würde und sich zudem selbst auf den Weg zum Loft machte, wurde sich Castle seiner Verletzung bewusst. Das Atmen fiel ihm zunehmend schwerer under fühlte, wie Panik in ihm aufstieg. Er durfte jetzt nicht schlappmachen, er musste für Kate da sein, musste sie retten. Nocheinmal drückte er Kates Hand, die schlaff in seiner ruhte, bevor es schwarz um ihn wurde.
Rick schüttelte den Kopf und richtete sich ruckartig im Bett auf. Schluss mit den dunklen Gedanken. Er schwang seine Beine über die Bettkante und warf einen Blick auf den Wecker. Kurz vor halb acht. Es war Zeit, aufzustehen.
Während er sich auf dem Weg ins Bad seines T-Shirts entledigte, prüfte Castle erneut die Beweglichkeit seines rechten Armes und Schulter. Alles schien genauso gut zu funktionieren wie vor dem Schuss. Hatte ja auch lange genug gedauert. Jetzt würde er endlich wieder richtig leben und arbeiten können.
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Castle hatte gerade sein Frühstücksgeschirr in den Geschirrspüler geräumt, als es klingelte. Auf dem Weg zur Tür blickte er lächelnd auf seine Uhr. Sie war pünktlich, wie immer. Sobald der Spalt breit genug war, drängte sich eine kleine, drahtige Blondine ins Loft, die schnurstracks zum Kühlschrank lief und sich eine Flasche Mineralwasser herausnahm.
„Hey, Kirsten, bist du etwa hierher gejoggt?" Castle schaute der Frau perplex hinterher. Sie nickte, während das Wassers weiter in ihre Kehle gluckerte. „Bist du verrückt? Es müssen draußen doch schon gefühlte 35 Grad sein."
Der Sommer hatte New York voll im Griff. Seit Wochen war es schon teilweise so heiß, dass der Asphalt auf den Straßen schmolz.
„Ja", bestätigte Kirsten grinsend. „Aber mir war danach und da ich für uns heute nur ein leichtes Programm geplant habe, sprach nichts gegen eine weitere morgendliche Anstrengung."
„Weitere?", fragte Castle neugierig.
„Heute ist unser Hochzeitstag und das haben Luke und ich natürlich schon gebührend gefeiert", antwortete Kirsten und wurde dabei leicht rot.
„Ah, verstehe." Rick ging schmunzelnd auf die Blondine zu und nahm sie kurz aber fest in die Arme. „Herzlichen Glückwunsch! Auch an deinen Mann, unbekannter Weise."
„Danke, werde ichausrichten." Kirsten stellte die halbvolle Wasserflasche auf den Küchentresen und schaute Castle fragend an. „Apropos Ehepartner... wie geht es Kate heute?" Rick zuckte mit den Schultern und verschränkte betont trotzig die Arme vor seinem Körper, den Blick auf den Boden gerichtet. „Das darf nicht dein Ernst sein, Rick!" Kirsten sah ihn fassungslos an. „Meinst du nicht, dass Kate an diesem wichtigen Tag deinen Zuspruch braucht? Schließlich geht es um sehr viel."
„Das stimmt schon, aber ich will ihr einfach nicht auf die Nerven gehen", verteidigte sich Castle leise.
Kirsten lachte auf. „Seit wann denn das?"
„Hey! Du kennst mich erst seit zwei Monaten, was weißt du denn schon von meiner Beziehung zu meiner Frau?" Rick versuchte möglichst empört zu klingen, aber das Lächeln verriet ihn. Natürlich hatte Kirsten recht, er hätte Kate schon längst anrufen müssen. Aber er hatte Angst vor dem, was der heutige Tag noch bringen würde.
„Du weißt schon, dass du mir bereits beim zweiten Termin deine und Kates ganze Lebensgeschichte erzählt hast, oder?" Kirsten sah ihn schmunzelnd an.
„Du warst mir halt von Anfang an sympathisch", erklärte der Schriftsteller. „Du bist die beste und netteste Physiotherapeuten, die ich jemals hatte."
„Danke sehr!"Kirsten lächelte ihn verlegen an. „Du warst aber auch ein sehr angenehmer Kunde. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil du mir zwei von deinen Büchern signiert hast."
„Das war doch selbstverständlich", winkte Castle ab. „Wollen wir anfangen? Damit ich endlich zu Kate fahren kann."
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Tag der Entscheidung
FanfictionBeckett und Castle wurden von Caleb Brown angeschossen. Sie haben überlebt.... und nicht nur sie... // Future-Fic, die zeitlich ein paar Monate nach Folge 8x22 angesiedelt ist.