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                                                                                                                                            Sonntag, den 3. 1. 2004

Liebe Schwester,

Die Wahrheit macht nicht immer glücklich. Das war immer dein Spruch, den du an Silvester das letzte Mal benutzt hast.

Wieso musstest du so etwas miterleben, dass dich dazu getrieben hat, dich selbst frühzeitig ins Jenseits zu befördern? Ich werde.... Ja was werde ich jetzt tun, wenn du weg bist?

Viele sagen, Trauer bringt Menschen zusammen aber sie kriecht in ihre Bindungen und lässt sie laut und schmerzhaft explodieren.

Seit du nicht mehr da bist, hat sich viel verändert. Mutter hat ihr und Vaters Zimmer nichtmehr verlassen und Vater lebt jetzt im Gästezimmer, um sie nicht zu stören. Also so hatte er das gesagt, aber ich glaube er kann ihr nicht mehr in die Augen sehen, weil er sich schuldig fühlt. Der Haushalt wird zwar wie immer von den Angestellten geführt aber sie verrichten die Arbeit schlampig, was aber im Moment sowieso niemanden stört.

Es ist als hätte jemand die Sonne aus unserem Leben gestohlen. Es ist düster und kalt. Es ist niemand mehr da, der die Stimmung mit Witzen hebt, wenn das Essen mal angebrannt ist und wir alle mit knurrendem Magen warten, niemand der wie ein greller Wirbelwind durch das Haus gleitet und dabei vor sich hin kichert.

Immer wieder kommen Leute, die ich nie gesehen habe vorbei und weinen herum wie ach so schade es doch sei, das du nicht mehr hier bist. Heute waren auch diese jungen Männer hier, die dich dazu gebracht hatten auf diese Party zu gehen. Ich musste mich beherrschen ihnen nicht auf der Stelle an die Kehle zu springen. Diese Mistkerle sind an allem Schuld und sind sich dessen nicht einmal bewusst!

Ich werde diese Verbrecher noch zu Rechenschaft ziehen, denn sie hatten nicht das Recht dazu dich zu etwas zu überreden, was du nicht wolltest.

In Liebe

xx

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