Erinnerungen

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An diesem Abend durfte ich bei den Jungs bleiben, keine Ahnung wieso, aber aus irgendeinem Grund fühlte es sich sicher an. Auch wenn ich ihnen noch nicht zu 100% traute und sie nicht zögern würden mich umzubringen. Aber solang ich nichts „Böses“ machte, gab es ja auch keinen Grund dazu. Sam war mitten in das Gespräch von Dean und mir geplatzt. Gerade hatte ich ihm erklärt was eine Creepypasta ist.
„Bobby hat davon noch nicht wirklich was gehört, aber er setzt sich dran!“, sagte er und warf seinem Bruder einen Blick zu. Anscheinend hatte dieser Bobby noch etwas zu ihm gesagt. Sicherlich ging es um mich. Ich seufzte leise, drehte mich auf die Seite und schwieg. Jetzt fühlte ich mich unerwünscht.
„Alles in Ordnung Scarlet?“, fragte Dean grinsend. „Oder hast du nur die Lust verloren mir etwas Neues beizubringen?“
„Denk nicht, dass ich den Blick von Sam übersehen hätte.“
„Das hat doch gar nichts…“, aber er wurde von dem Größeren unterbrochen.
„Fiona, du musst wissen, dass Bobby wie ein Vater für uns ist und er sich Sorgen um uns macht. Wir kennen dich noch nicht wirklich. Aber immerhin versuchen wir dir zu vertrauen. Also nimm es nicht zu persönlich, ok?“
Ich nickte, dann drehte ich mich auch schon wieder um. „Wie seid ihr eigentlich zu Jägern geworden?“, wollte ich wissen. Diese Frage brannte mir schon seit einiger Zeit auf der Zunge.
„Das ist…sagen wir mal… ein langjähriges Familiengeschäft.“, überlegte Dean. „Wir sind seit unserer Kindheit Jäger. Unser Vater hat uns angelernt.“
Und dann erzählten mir beide abwechselnd was bisher so passiert ist.

„Sam, das mit deiner Freundin…das tut mir wirklich Leid!“, sagte ich betroffen. Was die beiden wegen Meinesgleichen...oder Fast-Meinesgleichen durchmachen mussten ist unverzeihlich. Ich bekam eine richtige Wut auf diese Dämonen. Sie waren nicht mehr als dreckiger Abschaum. Aber ich gehörte auch dazu. Erst nachdem ich die ganzen Geschichten der Brüder und vor allem meine eigene so richtig realisiert hatte, begann ich mir selber Fragen zu stellen. Waren meine Eltern etwa Dämonen? Na ja einer davon musste es ja sein, oder? Die Wut verschwand und Trauer meldete sich. Sie überschatte meine Augen. Sam hatte sich zu mir auf das Bett gesetzt. „Danke für dein Beileid.“, sagte er knapp. Die Geschichte würde er wohl nie ganz verdauen. „Aber jetzt bist du an der Reihe. Erzähl uns aus deinem Leben!“
Ich sah beide an. Dean war schon mal in der Hölle und Sam ist dem Tod nur knapp entronnen. Wenn man es mal so betrachtet, war mein Leben dagegen stinknormal gewesen. Abgesehen von den kleinen Vorfällen.

Aber trotzdem begann ich zu erzählen, immerhin wurde danach gefragt. Ich fand, dass ich es ihnen schuldig war, nachdem sie mir ihre Lebensgeschichte erzählten.
„Na ja, ich war eigentlich…bis auf diese Kräfte…ein ganz normales Mädchen. Ich lebte bei meiner Mutter und meinem Vater. Als Kind war ich eigentlich leicht zu handhaben. Habe nie Ärger gemacht. Aber mit 12, mit dem Anfang meiner Pubertät, änderte sich nicht nur mein Körper.“ Dean musste grinsen, anscheinend hatte er dreckige Gedanken. Daher warf ich ihm einen bösen Blick zu. Er verkniff sich etwas zu sagen und gab mir ein Zeichen, dass ich weiterreden sollte.

Also fuhr ich fort. „Wenn mir etwas nicht passte, was meine Eltern sagten oder wollten, dann fiel auf einmal ein Glas vom Tisch oder ein Bild von der Wand. Wir schoben es zuerst auf den Wind, der durchs Fenster kam. Aber mit 16 hatte ich eine große Auseinandersetzung mit meinen Eltern und einer guten Freundin von mir.“ Ich atmete schwer aus. Alles hatte ich verdrängt, die Erinnerungen jetzt wieder auszugraben tat mir doch tatsächlich weh. „Es ging um einen Jungen. Meine Freundin war sehr verliebt in ihn. Teenagerliebe eben. Aber ich wusste es besser. Er war ein Arschloch, wie es im Buche stand. Er nahm sich alles, was nicht Niet- und nagelfest war. Ich hatte ihn erwischt, wollte es meiner Freundin sagen. Aber sie scheuerte mir welche. Ich hatte meinen Satz noch nicht mal zu Ende gesagt…
Sie war im Glauben, dass ich eifersüchtig wäre, weil mich niemand wollte. Außerdem hatte dieser tolle Hecht ihr eine SMS geschrieben in der stand, dass ich mich an ihn rangemacht hätte!“, ich musste über dieses kindisches Ereignis lachen. Hätte ich doch auch nur schon damals lachen können. „Sie warf mir also allerlei Beleidigungen an den Kopf. Dann passierte es plötzlich. Ich nahm den Schmerz im Gesicht immer intensiver wahr. Ich wurde richtig wütend, blieb aber still. Sie sagte noch irgendwas, woraufhin ich sie anstarrte. Danach flog sie wie durch einen Zauber gegen ihre Wand. Dort hing ein eingerahmtes Bild...und die Scherben schnitten ihr den Rücken auf.“ Die Brüder hörten mir wie gebannt zu. Ihre Augen verrieten nicht was sie dachten, meine dagegen wurden nur noch mehr von Trauer beschattet. Es tat weh an all das zu denken.

Supernatural: Half BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt