" Mutter, Vater was zur Hölle ist mit Bündnissen gemeint?", frage ich hysterisch. Der Schock steckt mir noch gewaltig in den Gliedern und ich bete innerlich, dass es nicht das bedeutet, was ich denke.
"Luciana Marie Morgan! Du bist eine Prinzessin! Du musst..."
" ..Was deine Mutter dir sagen möchte, ist, dass wir bei dieser Sache, so leid es uns tut, kein Mitbestimmungsrecht haben. Wir haben vor drei Tagen einen Brief bekommen, wo uns mitgeteilt wurde, dass die Bündnisse in unserem Land erneuert werden müssen und aus diesem Grund die Kinder in ungefähr deinem Alter verheiratet werden. Es ist unsere Pflicht und auch deine als Prinzessin" , erklärt mir mein Vater ruhig, ein bisschen verlegen und mitleidig. Er hat bei jeder Situation einen kühlen Kopf, egal wie aussichtslos sie auch erscheint.
" Und warum erfahre ich das erst jetzt?! Durch die Nachrichten statt durch euch? Ich... ich mache das nicht! Ich heirate nicht irgendwen, den ich nicht kenne und nicht Liebe! Habe ich denn gar kein Recht darauf glücklich zu werden, nur weil ich eine Prinzessin bin?!", schreie ich sie schluchzend an.
" Wir wussten nicht, dass es in den Nachrichten gesagt wird und wussten auch nicht, wie wir es dir erklären sollten. Wir dachten, wir hätten länger Zeit dafür. Das wird schon nicht so tragisch, Schatz. Du tust ja so, als ob du deswegen stirbst. Die Bündnisse sind viel wichtiger und größer als du. Du musst dich dem beugen, was für alle am besten ist", entgegnet meine Mutter kühl. In diesem Augenblick wird mir klar, dass sie mehr Gräfin ist, als alles andere- auch als eine liebende Mutter.
Da wird alles zu viel für mich. Ich renne so schnell ich kann in mein Zimmer und schließe die Tür ab. Ich will keinen von ihnen mehr sehen. Sie ruinieren mein ganzes Leben. Meine Ruhe ist mir aber auch jetzt nicht gegönnt, denn es klopft auch schon wenige Minuten später an meine Zimmertür und mein Vater kommt rein.
" Spätzchen? Ist alles in Ordnung? Kann ich rein kommen oder soll ich wieder gehen?"
" Was willst du?!"
" Ich will mit dir reden", sagt er und betritt mein Zimmer. " Du denkst jetzt wahrscheinlich deine Mutter würde dich nicht lieben, aber das stimmt nicht. Du weißt ja, dass deine Mutter nicht immer eine Gräfin war."
" Ja, aber was hat das mit mir zu tun?"
" Hör mir einfach mal kurz zu. Ich muss dir etwas Wichtiges über deine Mutter erzählen...
Deine Mutter war früher etwas ärmer. Nicht so arm, dass sie ein beschwerliches Leben und nichts zu essen hatte, aber so arm, dass sie nie wirklich irgendwelche Privilegien hatte. Auch nicht auf Sicherheit. Zu der Zeit, als sie jugendlich war, war Sicherheit das Kostbarste, was man besitzen konnte, da in Floridus Unruhe herrschte- einige Bürger verfolgten nämlich ein idiotisches Rechtssystem, wo jeder einzelne ein Mitbestimmungsrecht besitzt, was vor langer Zeit in der Vergangenheit galt... aber das ist nicht besonders relevant... naja, in dieser unruhigen Zeit, war es in den ärmeren Vierteln unseres Landes so gefährlich, dass sich keiner mehr auf die Straßen traute. Es herrschte ein Bürgerkriegs ähnlicher Zustand. Irgendwann musste Viviane aber zur Apotheke, weil deine Tante Olivia krank wurde und ohne Medizin gestorben wäre. Deswegen ging sie trotz der riesigen Gefahr zur Apotheke..."
Mein Vater verkrampft. Es muss etwas passiert sein, was ihn selbst heute noch unfassbar wütend macht und mein Vater wurde eigentlich nie wütend! Irgendetwas grausames musste meiner Mutter passiert sein...
" Dad?", flüsterte ich"Was ist passiert? Was ist mit Mom geschehen?"
Er seufst und reibt sich die Schläfen. Schon allein die Vorstellung macht ihm Kopfschmerzen.
" Es ist schrecklich, Schatz. Deine Mutter war schon auf dem Rückweg nach Hause , als sie plötzlich von einem betrunkenen Soldaten angerempelt wurde. Er sah sie an und fragte sie, was denn so ein hübsches, junges Mädchen alleine auf der Straße mache, worauf sie nicht antwortete, sondern zügig weiterging. Er lief ihr hinterher, bis er sie eingeholt hatte, drückt sie an die Wand, beschimpfte und schlug sie immer wieder, bis sie zu Boden sank. Dann kam ich aber zum Glück mit ein paar Wachen um die Ecke, weil ich in der Stadt was besorgen musste und sah die beiden. Zum Glück. Nicht auszudenken was sonst geschehen wäre!
Ich habe sie und ihre ganze Familie zu mir in den Palast genommen und sie bei mir wohnen lassen. Deine Mutter und ich wurden die besten Freunde und irgendwann verliebten wir uns unsterblich in einander. Deine Mutter wurde meine Frau und auch Gräfin und hat doch noch immer Angst davor schwach und machtlos zu sein, obwohl sie einer der mächtigsten Frauen von ganz Floridus ist. Sie hatte sich in der Nacht des Angriffes geschworen nie wieder arm und machtlos zu sein und das wünscht sie sich auch für euch. Das ist auch der Grund, warum sie darauf besteht, dass du an der Royal Academy teil nimmst und dort auch erfolgreich bist, denn würdest du dich den wünschen der Königin und des Königs widersetzten, könnten sie uns alle den Adelstitel aberkennen, was der schlimmste Alptraum für deine Mutter wäre, denn als Gräfin, Graf und Prinzessinen ist Sicherheit im Überfluss."
" Oh, Dad! Das wusste ich nicht! Es tut mir Leid! Ich habe nur an mich gedacht und nicht ein einziges mal daran, wie es euch damit ergeht!"
" Spätzchen, ich will unser Handeln nicht beschönigen! Nein, ich will das du deine Mutter verstehst und sie nicht verlässt, wenn du böse auf sie bist. Sie liebt dich und tut nur das, wovon sie glaubt, dass das, das beste für dich ist."
" Danke Dad, das weiß ich jetzt."
" Gut. Dann geh jetzt mal in Ruhe schlafen. Morgen wird ein großer Tag für dich."
Er küsst mich auf die Stirn, wünscht mir eine gute Nacht und macht das Licht aus. Sekunden danach fallen mir auch schon die Augen zu und ich sinke in einen festen, friedlichen Schlaf.
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Royal Academy
RomanceDas ganze Land ist schockiert. Der König und die Königin können keine Kinder bekommen! Wer wird denn jetzt das Königreich regieren? Aus Verzweiflung beschließt das Königspaar eine alte Tradition wieder einzuführen, um ihre Nachfolge zu sichern: Die...